RecyclingBeschädigte Kleidung landet weiterhin im Mülleimer

Lesezeit: 2 Min.

Nur für noch tragbare Textilien: In Altkleidercontainer gehören weiterhin keine verschmutzten und unbrauchbaren Klamotten. 
Nur für noch tragbare Textilien: In Altkleidercontainer gehören weiterhin keine verschmutzten und unbrauchbaren Klamotten.  (Foto: Johannes Simon)

Im Landkreis München gibt es keine Container für nicht mehr tragbare Textilien. Dabei schreibt eine EU-Richtlinie eine Wiederverwertung eigentlich vor.

Von Angela Boschert, Landkreis München

Wenn die Hose nicht mehr passt, der Pulli eh nie getragen wird oder die Schuhe ein Fehlkauf waren, landet diese Kleidung meist in Sammelcontainern – vorausgesetzt, sie ist sauber, unbeschädigt und tragbar.  Zerrissene, verschmutzte Textilien gehörten bislang in den Restmüll. Doch seit Jahresbeginn wurde die EU-Abfallrahmenrichtlinie 2018/851 durch das Kreislaufwirtschaftsgesetz ersetzt, das eine getrennte Sammlung für Alttextilien vorschreibt. So soll auch nicht mehr tragbare und verschmutzte Bekleidung wiederverwertet werden. Doch gibt es für diese im Landkreis München bislang keine speziellen Container. Und das kann ein Problem sein.

Nicht mehr tragbare Textilien müssen im Landkreis München weiterhin über den Restmüll entsorgt werden, teilt das Landratsamt mit. Werden sie in die Altkleidercontainer geworfen, müssen sie aufwendig und kostenintensiv aussortiert werden. Verschmutzte Kleidung macht unter Umständen andere Textilien in den Containern unbrauchbar. Hinzu kommt, dass gewerbliche und gemeinnützige Sammler derzeit keine Möglichkeit haben, untragbare und verschmutzte Textilien wirtschaftlich zu verwerten. Ihnen drohen so Umsatzeinbußen.

Die neue EU-Regelung zielt darauf ab, mehr Textilien zu sammeln und zu recyceln, auch in Ländern, in denen es bisher noch keine Altkleidersammlung gab, erläutert der Fachverband Textilrecycling. Allerdings gibt es in Deutschland noch keine konkreten Vorgaben, wie die Trennung umgesetzt werden soll. So landet feuchte, beschädigte Kleidung weiterhin im Mülleimer und wird verbrannt,  „thermisch verwertet“, wie es im Fachjargon heißt. Andere Möglichkeiten gebe es im Landkreis derzeit nicht, sagt Claudia Leven, die Geschäftsführerin des Abfallzweckverbandes Südost, der für die Müllentsorgung in fünf Gemeinden im Landkreis zuständig ist: „Es muss sich erst einmal eine Industrie für die Wiederverwertung von verschlissenen Mischtextilien entwickeln“, sagt sie. Aus Fast-Fashion-Materialien ließen sich derzeit nicht einmal mehr Putzlumpen machen.

Für die Bürger im Landkreis ändert sich somit erst einmal nichts. Gebrauchsfähige Kleidung und Schuhe gehören gereinigt in eine Sammlung auf den Recyclinghöfen und an verschiedenen Wertstoffinseln in den Städten und Gemeinden. Dort werden sie gesammelt und dann entsprechend wiederverwertet. Textilien mit eingebauten Batterien oder Elektronik wie etwa blinkende Schuhe, LED-Mützen, beheizbare Westen oder Ähnliches müssen als Elektroschrott entsorgt werden. Alles andere kommt in den Restmüll.

Um Sorgfalt beim Sortieren bitten vor allem karitative Verbände. Denn „verschmutze oder beschädigte Kleidungsstücke erhöhen den Aufwand und die Zumutbarkeit für das Sortierpersonal massiv und senken den geringen Wert der Ware nochmals deutlich“, sagt Carsten Matzke vom BRK-Kreisverband München. Sie prüften, ob Anpassungen erforderlich sind. Aktuell soll es bei den 31 BRK-Containern im Landkreis München bleiben. „Aufgrund der schlechten Marktlage bei den Altkleidern können wir derzeit keine Erlöse aus der Kleidersammlung generieren. Wenn sie zu einem Draufzahlgeschäft wird, ist sie finanziell nicht mehr tragbar“, so Matzke.

Sebastian Stiegler von der Kolping Familie Neubiberg kann von einem bisher kleinen Überschuss aus der Kleidersammlung berichten. Den erzielten sie auch nur, weil sie einige Container kostenfrei aufstellen dürfen. Für dieses Jahr rechne er mit keinem Gelderlös. Die Kolping-Recycling, die ihre Sammlung verwertet, habe große Probleme, weil Afrika keine Altkleider mehr annimmt.

Um die neue EU-Richtlinie umzusetzen, bräuchte es „ein funktionierendes Faserrecycling“, sagt Martin Wittmann, der Geschäftsführer der gleichnamigen Textilrecyclingfirma aus Geisenhausen bei Landshut. Es brauche zudem konkrete gesetzliche Vorgaben an die Bekleidungshersteller, zum Beispiel, dass 30 Prozent der Neuware aus recycelter Faser bestehen muss. Wittmann ist überzeugt: „Nur so bekommen wir auch eine Nachfrage nach recycelten Fasern hin.“ Vorerst hoffen die Sammler und Entsorger vor allem, dass die Bürger beim Aussortieren ihrer alten Klamotten und sonstigen Textilien sorgfältig sind.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Städtepartnerschaft mit der Ukraine
:„Freunde starben in meinen Armen“

Seit 35 Jahren unterhält Pullach enge Beziehungen in die ukrainischen Orte Baryschiwka und Beresan. Die drei Kriegsjahre haben die Verbindung verändert, aber keineswegs unterbrochen. Wie die Gemeinde im Münchner Süden den fast 2000 Kilometer entfernt lebenden Menschen beisteht.

SZ PlusVon Daniela Bode

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: