Süddeutsche Zeitung

Landesgartenschau 2024:Pavillon mit Verfallsdatum

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Am geplanten Auftritt des Landkreises München bei der Landesgartenschau in Kirchheim gibt es noch immer Kritik - bemängelt werden die architektonische Ausrichtung des Gebäudes, die Nachnutzung und die Kosten.

Von Martin Mühlfenzl, Kirchheim

Es gibt fliegende Bauten, die erlangen wider Willen und nicht unbedingt wegen ihrer ästhetischen Eleganz besondere Aufmerksamkeit. Dazu gehörte seinerzeit etwa der türkische Pavillon auf der Expo im Jahr 2000 in Hannover, ein von Holzgittern umgebener Kubus, an dem sich der Welfenprinz Ernst August erleichtert haben soll - was ihm von der Boulevardpresse den wenig schmeichelhaften Spitznamen "Pinkelprinz" einbrachte. Das soll dem Pavillon, mit dem sich der Landkreis München bei der Landesgartenschau im Jahr 2024 in der Gemeinde Kirchheim präsentieren will, natürlich nicht passieren. Umstritten ist das geplante Projekt des Landkreises bei der Landesgartenschau aber nach wie vor - aufgrund seiner architektonischen Ausrichtung, der geplanten Nachnutzung und der Kosten.

Das Gebäude soll am Heiner-Janik-Haus in Oberschleißheim eine Nachnutzung finden

Geplant hat den Pavillon das Memminger Architekturbüro Phase H, das stegartige Bauwerk soll über zwei Rampen begehbar sein. Mit Klappelementen soll das Gebäude je nach Wetter geschlossen oder geöffnet werden können, ein zentraler Ausstellungsraum wird als Forum für Vorträge, Ausstellungen und andere Events dienen. Insgesamt wird der Pavillon etwas mehr als 800 000 Euro kosten und bei der Landesgartenschau für 150 Tage zur Verfügung stehen. Wichtiger aber war der Kreispolitik noch eine Nachnutzung für das luftige Holzgebäude, weshalb der Bauausschuss des Kreistags den Bau bereits im Mai mehrheitlich genehmigt hatte und zudem für einen späteren Aufbau des Pavillons auf dem Areal des Heiner-Janik-Hauses in Oberschleißheim stimmte.

Nur wie und ob sich der Pavillon überhaupt für eine Nachnutzung im Umfeld der Oberschleißheimer Jugendbegegnungsstätte eignet, ist nach wie vor äußerst umstritten. "Mich überzeugt das Konzept überhaupt nicht", wetterte in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses FDP-Kreisrat Manfred Riederle. "Die Hauptfrage war doch, wie kann das Gebäude danach weiter genutzt werden. Und die wird für mich überhaupt nicht beantwortet." So habe der geplante Pavillon für die Landesgartenschau keine abgeschlossenen Räume, sondern nur einen "riesengroße Fläche", so der Unterschleißheimer Riederle. "Da ist es bestenfalls mal möglich, einen Vortrag zu halten", so der FDP-Mann - und mit Blick auf die Nachnutzung in Oberschleißheim, wo auch der Kreisjugendring München-Land (KJR) aktiv ist: "Bevor wir irgendetwas in die Landschaft setzen, sollten wir vielleicht erst mal in Erfahrung bringen, was der KJR überhaupt braucht."

Der Landkreis München will sich mit dem Pavillon bei der Landesgartenschau - wie auch die 29 Städte und Gemeinden - in all seinen Facetten präsentieren. Dabei wird das Thema Natur und Umwelt natürlich eine zentrale Rolle spielen, aber auch die Attraktivität des Landkreises als Arbeits- und Wohnort. Und genau das brachte erneut Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) auf die Palme, der sagte, eine Werbeaktion dieser Art brauche der Landkreis überhaupt nicht. "Die Menschen kommen eh schon in so großer Zahl zu uns, sie wollen hier leben und arbeiten", so der Unterhachinger. Und es sei auch nicht die Zeit, derart viel Geld für so einen Bau auszugeben, findet Panzer: "Das ist ein Luxus, den wir uns eigentlich gar nicht leisten können."

Vor der Kritik aus Reihen von SPD und FDP nahm indes Kreisbaumeister Christian Dauer die Architekten von Phase H in Schutz, diese hätten rein politische Vorgaben umgesetzt. "Die Architekten haben sich an dem orientiert, was wir brauchen", so Dauer. Und auch die Kreisräte Christina Riesinger (Grüne) und Günter Heyland (Freie Wähler) stellten sich klar vor das Vorhaben. Es sei selbstverständlich, dass sich der Landkreis bei einer Landesgartenschau mit einem eigenen Pavillon präsentieren müsse, so Heyland. Und Riesinger bezeichnete den Pavillon als "ganz besonderes Gebäude, das uns als Landkreis hervorhebt". Der Ausschuss stimmte schließlich gegen die Stimmen von SPD und FDP für die Fortführung der Planungen.

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