Die drei Corona-Impfzentren im Landkreis München haben ihre Pflicht erfüllt. Der Freistaat lässt die Finanzierung auslaufen, nach etwa 450 000 Impfungen, die in den vergangenen beiden Jahren in Haar, Oberhaching und Unterschleißheim verabreicht worden sind, werden die Einrichtungen Ende des Jahres endgültig geschlossen. Die Verantwortung für die Immunisierung gegen das Coronavirus wird dann in die Hände der Hausärzte und Apotheker übergeben. In den Impfzentren in Unterschleißheim und Oberhaching werden die letzten Spritzen am 18. Dezember gesetzt, auf dem Gelände der ehemaligen Bundeswehrkaserne in Haar läuft der Betrieb noch bis zum 31. Dezember weiter. Mobile Impfteams werden bis Jahresende nach Bedarf im Einzugsbereich der Impfzentren Oberhaching und Unterschleißheim München unterwegs sein.
"Ich glaube nicht, dass wir noch einmal aufsperren werden", sagt Gerhard Bieber, Pressesprecher der Johanniter Unfallhilfe im Landkreis München, die das Impfzentrum in Oberhaching betreibt. "Der Bedarf, der jetzt noch da ist, kann von den Hausärzten gedeckt werden." Wehmut schwinge bei ihm in diesen Tagen kurz vor dem tatsächlichen Ende nicht mit, sagt er. Sein Fazit: "Es war eine spannende Zeit, wir haben gesehen, wie dringend wir gebraucht wurden."

Die Mietverträge des Landkreises für die drei Liegenschaften in Unterschleißheim, Oberhaching und Haar liefen Ende des Jahres aus oder würden rechtzeitig gekündigt, heißt es aus dem Münchner Landratsamt. Der Landkreis befindet sich zudem in Gesprächen mit dem Bund, wie es mit der ehemaligen Kaserne in Haar weitergehen könnte. Eine Aussage über eine Weiterverwendung könne aber noch nicht getroffen werden, heißt es aus der Behörde. Im kreiseigenen Corona-Testzentrum dort indes geht es erst einmal weiter, von 14. November an mit einem neuen Betreiber: der Münchner Tresec GmbH. Und auch das auf dem Areal angesiedelte Ankunftszentrum für Geflüchtete werde "in jedem Fall zunächst weiter genutzt", teilt das Landratsamt mit.
Wie aber sieht die Zukunft der Menschen aus, die noch in den Impfzentren beschäftigt sind? In Oberhaching sind es immerhin noch etwa 70 befristet angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. "Natürlich können wir einigen in anderen Arbeitsbereichen etwas anbieten", sagt Bieber. "Ein Rettungssanitäter kann auch in den Krankentransport wechseln." Andere würden sich auch in anderen Branchen umschauen, so der Johanniter-Pressesprecher. "Unsere Mitarbeiter wissen ja auch schon lange, dass es in Bayern am 31. Dezember zu Ende sein wird." Im Landratsamt gebe es momentan keine Überlegungen, Mitarbeiter aus den Impfzentren in der Behörde selbst zu beschäftigen, teilt Landratsamts-Pressesprecherin Christine Spiegel mit.
Zwischenzeitig waren schon einmal zwei der drei Zentren geschlossen worden - ein Fehler
Die Leistung der Rettungskräfte aller drei Hilfsorganisationen in den vergangenen beiden Jahren - neben den Johannitern betreuten das Bayerische Rote Kreuz (BRK) und der Malteser Hilfsdienst die anderen beiden Impfzentren - würdigt Landrat Christoph Göbel (CSU). Er danke ihnen, dass sie sich dieser "Mammut-Aufgabe" gestellt hätten, sagt Göbel. Er blickt auch auf die Anfänge zurück, als die drei Impfzentren quasi über Nacht aus dem Boden gestampft wurden. "Seitdem haben sich deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sieben Tage die Woche, egal ob an Wochenenden oder Feiertagen, ganz in den Dienst der so wichtigen Vorsorge gegen das Coronavirus gestellt." Der Landrat bezeichnet die Impfung auch weiterhin als "das entscheidende Mittel, um sich und andere bestmöglich gegen diese hochansteckende Krankheit zu schützen".

Rückblickend darf die Geschichte der drei Impfzentren im Landkreis München durchaus als Erfolgsgeschichte bezeichnet werden. Eigentlich hatte die Staatsregierung der kommunalen Ebene nur die Finanzierung von je einem Impfzentrum pro Landkreis zugesichert, für den bevölkerungsreichsten Landkreis im Freistaat aber wurde von Beginn an eine Ausnahme gemacht. Am 27. Dezember 2020 starteten von Oberhaching aus die Johanniter, Malteser und das Rote Kreuz zunächst mit mobilen Teams, um in den Senioren- und Pflegeheimen die Schwächsten gegen das bedrohliche Virus zu immunisieren, in den folgenden Tagen öffneten dann die drei Impfzentren ihre Pforten. An Spitzentagen wurden in der Folge etwa in Oberhaching mehr als 500 Menschen geimpft, in Haar lag die Kapazität bei weit mehr als 2000 Immunisierungen am Tag. Als zwischenzeitig zwei der drei Impfzentren geschlossen wurden, weil die Corona-Welle abebbte, zeigte sich vor einem Jahr schnell, dass dies in einem großen Flächenlandkreis wie dem Münchner ein Fehler war und die bewährte Infrastruktur schnell wieder hochgefahren werden musste.
In den vergangenen Wochen und Monaten aber sei der Andrang in Oberhaching gering gewesen. "Es waren immer zwischen 30 und 50 Impfungen am Tag", sagt Bieber. "Vor allem Ältere, die zur Auffrischung kamen." Daher seien immer wieder die Öffnungszeiten und der Personalstand angepasst worden. "Wir wollten auch keine unnötigen Kosten verursachen", so der Johanniter-Pressesprecher.