Inklusion:Dabei sein ist alles - nicht nur im Sport

Inklusion: Teambuilding: Behinderte und nicht behinderte Sportler stehen bei einem Vorbereitungstreffen für die Special Olympic World Games in Herzogenaurach gemeinsam auf dem Fußballplatz.

Teambuilding: Behinderte und nicht behinderte Sportler stehen bei einem Vorbereitungstreffen für die Special Olympic World Games in Herzogenaurach gemeinsam auf dem Fußballplatz.

(Foto: Harry Koerber/Imago)

Sieben Kommunen im Landkreis München sind Gastgeber für die Delegationen aus Neuseeland, Papua-Neuguinea und Gibraltar zu den Special Olympics World Games in Berlin. Sie wollen einen Beitrag leisten zur Teilhabe geistig behinderter Menschen.

Von Iris Hilberth, Landkreis München

Wenn Simon Deuschl aus Puchheim Mitte Juni bei den Special Olympic World Games in Berlin an den Start geht, wird es auf der Tartanbahn und in der Weitsprunggrube um Medaillen gehen. Wie das beim Sport eben üblich ist. Bei der Großveranstaltung in Berlin erhoffen sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen allerdings auch eine Aufmerksamkeit, die über das sportliche Event hinausgeht. Sie soll die Inklusion und Teilhabe von Menschen mit geistiger Behinderung voranbringen. Auch deshalb hat sich der Landkreis München als Host Town beworben, wofür er neben 37 anderen Kommunen in Bayern auch den Zuschlag bekommen hat. Bevor die Spiele in Berlin am 17. Juni beginnen, werden die Delegationen aus Neuseeland, Gibraltar und Papua-Neuguinea mit insgesamt 118 Athletinnen und Athleten und deren Trainern in sieben Landkreiskommunen zu Gast sein.

Inklusion: Simon Deuschl ist Athletensprecher des bayerischen Special-Olympics-Teams.

Simon Deuschl ist Athletensprecher des bayerischen Special-Olympics-Teams.

(Foto: Claus Schunk)

Deuschl ist Leichtathlet und er ist Athletensprecher des Special- Olympic-Teams Bayern. Er sagt: "Wir freuen uns sehr auf die World Games, aber auch darauf, dass viele Gäste nach Bayern kommen. So finden die Weltspiele nicht nur in Berlin statt, sie werden in ganz Deutschland gefeiert. Viele Menschen können erfahren, dass wir großartige Sportler und Sportlerinnen sind." Jetzt habe man die Chance, gemeinsam loszulegen, um mehr Wahlfreiheit, Angebote, Möglichkeiten und Mitbestimmung zu erlangen. Das Host-Town-Programm gilt als das größte kommunale Inklusionsprojekt in der Geschichte der Bundesrepublik.

Landrat Christoph Göbel (CSU) freut sich, dass der Landkreis Teil der größten Multisportveranstaltung in Deutschland seit den Olympischen Spielen 1972 sein kann. Er ist überzeugt: "Olympische Spiele haben in der Geschichte eines Landes immer auch einen infrastrukturellen und gesellschaftlichen Mehrwert." So viele Sportler aus drei Ländern hier zu begrüßen, sei ein schönes Zeichen, um zu zeigen, "wie gastfreundlich wir sind", aber auch ein Zeichen "für den Sport und die Grenzenlosigkeit des Sports". Vor allem sei das Host-Town-Programm eine Möglichkeit, Inklusion zu leben und sichtbar zu machen. Immerhin lebten im Landkreis mehr als 38 000 Menschen mit einer Behinderung, das seien etwa elf Prozent der Landkreisbevölkerung, so der Landrat.

Inklusion: Erwin Horak, Präsident Special Olympics Bayern.

Erwin Horak, Präsident Special Olympics Bayern.

(Foto: Claus Schunk)

Erwin Horak, Präsident von Special Olympics Bayern, ist überzeugt davon, dass die Delegationen nach ihrer Ankunft in Deutschland und vor der Weiterreise nach Berlin hier "unvergessliche Tage erleben und ihre Host Town für immer in guter Erinnerung behalten" werden. Schließlich konnte keine Kommune so einfach Host Town werden, sondern musste sich mit einem Konzept zur Inklusion bewerben. Garching, Ismaning und Unterföhring werden am 12. Juni das Team aus Neuseeland willkommen heißen, die Sportler aus Papua-Neuguinea sind in Planegg und Gräfelfing zu Gast und die Athleten aus Gibraltar verbringen die vier Tage in Oberhaching und Taufkirchen. Untergebracht sind sie in der Sportschule Oberhaching sowie in Hotels.

In den Host Towns wird es für die Sportler darum gehen, sich einzugewöhnen sowie Land und Leute kennenzulernen, da sie ja zum Teil von sehr weit weg anreisen. Der Aufenthalt soll aber auch dem Teambuilding dienen, es wird gemeinsam trainiert und gefeiert. Die gastgebenden Kommunen haben ein abwechslungsreiches Programm für ihre Gäste vorbereitet, von dem sie hoffen, dass dadurch auch viele Begegnungen möglich werden. Denn zu einigen Veranstaltungen sind auch Interessierte eingeladen. Zu den Höhepunkten des Host-Town-Programms zählt Sigrid Karl, die Behindertenbeauftragte des Landkreises München, den Besuch des Schlosses Nymphenburg, eine Führung durch die Bavaria-Filmstudios, diverse Biergartenbesuche sowie Trainingseinheiten zusammen mit ansässigen Vereinen und Schulen.

Auch Spitzensportler aus dem Bundeskader sind zu Gast

So werden die Athleten der Special Olympics in Gräfelfing gemeinsam mit Leichtathleten und Handballern des TSV Gräfelfing trainieren. Landrat Göbel, der zugleich auch Präsident des großen Sportvereins in seiner Heimatgemeinde ist, freut sich besonders darüber, dass auch Spitzensportler dabei sind, teilweise sogar Bundeskader-Athleten. Das gemeinsame Sporttreiben von Menschen mit und ohne Behinderung ist noch lange nicht überall selbstverständlich. "Es ist ganz wichtig, Vereine dafür zu gewinnen", sagt der bayerische Special-Olympics-Präsident Horak. Denn im Sport begegneten die Menschen mit Behinderung anderen Sportlerinnen und Sportlern auf Augenhöhe. "Sie wollen und müssen ein natürlicher Teil der Sportlandschaft in Bayern sein. Dazu brauchen wir die Unterstützung und Offenheit der Politik, der Kommunen und Vereine", sagt er. Oft werde er gefragt, ob man dafür eine eigene Versicherung oder einen eigenen Trainer brauche. "Dazu sage ich ganz klar zweimal nein", betont er. Vielmehr gehe es bei der Umsetzung von Inklusionssport eher um Fahrdienste, damit die Sportler aus ihren Einrichtungen zum Training gebracht werden können.

Göbel verweist auf die Förderprogramme, die auch der Landkreis hierzu aufgestellt hat. Der TSV Gräfelfing, der sich sehr früh mit diesem Thema beschäftigte, habe von dieser Unterstützung profitiert und biete zunehmend Inklusionssport an. "Bei uns war das zunächst auch ein sperriges Thema, doch mittlerweile ist viel Schwung in die Abteilungen gekommen", so Göbel. Im Tennis, Tischtennis, der Leichtathletik und im Badminton gebe es sogar gemeinsame Teams, die bei Wettkämpfen starten. "Gemeinsames Sporttreiben sollte eine Selbstverständlichkeit werden", fordert Horak.

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