Kommentar:Beschränkte Verkehrspolitik

Dass Höhenkirchner und Siegertsbrunner weiterhin vor der Bahnschranke im Ort stehen müssen, ist die Folge eines Komplettversagens.

Von Martin Mühlfenzl

Jetzt wird also wieder geredet. Gespräche mit der Gemeinde und dem Freistaat soll der Landkreis aufnehmen, um zu eruieren, wie es in Höhenkirchen-Siegertsbrunn weitergehen soll. Nachdem der Landkreis eine Straßenunterführung unter der S-Bahn im Ort ausgeschlossen hat, ist allen Beteiligten auf kommunaler Ebene Ratlosigkeit anzumerken. Aber diese Ohnmacht ist kein Problem, das die Höhenkirchner und Siegertsbrunner exklusiv gepachtet hätten. Vielmehr zeigt das Beispiel, wie viel in den vergangenen Jahrzehnten seitens des Bundes und des Freistaats versäumt worden ist, um den immer weiter zunehmenden Verkehr in den Griff zu bekommen.

Es mag schon sein, dass vor 20 Jahren die Fahrgastzahlen etwa einen zweigleisigen Ausbau der S-Bahnstrecke der S 7 nicht hergaben. Mit etwas gesundem Menschenverstand hätten die Verantwortlichen in den zuständigen Ministerien aber schon damals erkennen müssen, dass diese Wachstumsregion auf einen enormen Ausbau des öffentlichen Personennahverkehr angewiesen sein wird. Aber kaum etwas ist geschehen. Vor bald 30 Jahren ist der neue Flughafen im Erdinger Moos in Betrieb genommen worden, aber noch heute pendelt die S-Bahn im 20-Minuten-Takt zum Airport. Der zweigleisige Ausbau der S 7 von Giesing nach Höhenkirchen-Siegertsbrunn ist zwar wieder weit oben auf der Agenda von Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer gelandet, aber ob und wann er realisiert wird, kann auch die CSU-Ministerin nicht sagen. All das ist ein jahrzehntelanges Komplettversagen der Politik.

Dass nun das Bundesverkehrsministerium der FDP in die Hände gefallen ist, gibt keinen Anlass zu neuer Hoffnung. Aber auch ein grüner Ressortchef hätte kurzfristig kaum etwas bewirken können. Und so werden die Menschen in Höhenkirchen-Siegertsbrunn noch lange vor den Schranken im Stau stehen und der S-Bahn dabei zusehen können, wie sie alle 20 Minuten vorbei zuckelt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: