Ukraine-Krieg:Umsatzverlust in dreistelliger Millionenhöhe

Ukraine-Krieg: In der Welt tätig, in Garching zu Hause: Die Firmenzentrale des Zeppelin-Konzerns.

In der Welt tätig, in Garching zu Hause: Die Firmenzentrale des Zeppelin-Konzerns.

(Foto: Zeppelin/oh)

Viele Firmen leiden wirtschaftlich unter den Kämpfen in Osteuropa. Besonders dramatisch sind die Auswirkungen auf den dort bislang bestens vernetzten Zeppelin-Konzern.

Von Michael Morosow, Garching

Bevor die russischen Streitkräfte am 24. Februar 2022 einen Angriffskrieg gegen die Ukraine gestartet hatten, waren die Bücher des Zeppelin-Konzerns mit Aufträgen aus Osteuropa gut gefüllt, insbesondere mit jenen aus dem Baumaschinengeschäft im eurasischen Markt. Seit diesem Tag beginne jeder Morgen mit einem Krisengespräch, "wir sind erheblich vom Krieg betroffen", berichtet Peter Gerstmann, der Vorsitzende der Konzerngeschäftsführung, und beziffert den zu erwartenden Umsatzverlust auf 600 bis 800 Millionen Euro für den gesamten eurasischen Raum. Peter Gerstmann betont ausdrücklich: "Die Völkerrechtsverletzungen in der Ukraine lehnen wir entschieden ab und verurteilen sie auf das Schärfste."

Unter der misslichen Gesamtsituation leide auch der Handel mit Ländern wie Armenien, Usbekistan, Tadschikistan und Turkmenistan. Als Vertriebs- und Servicepartner von Caterpillar Inc., dem weltgrößten Hersteller von Baumaschinen, sei Zeppelin "vom Polarkreis bis zum Schwarzen Meer tätig gewesen", so Gerstmann. Dieses Geschäftsfeld liege nun brach, und er glaube auch nicht, dass es sich nach Bewältigung der Krise wieder erholen werde. "Wir werden uns neu ausrichten müssen", sagt der Geschäftsführer.

Das Unternehmen hilft ukrainischen Mitarbeitern bei der Evakuierung

Am Garchinger Standort sind nach seiner Darstellung keine Mitarbeiter des Konzerns von den Folgen des Krieges betroffen, umso mehr die in Diensten von Zeppelin stehenden Menschen in den Kriegsgebieten. Von heute auf morgen haben in der Ukraine 600 ihren Arbeitsplatz verlassen. Er stehe mit den Managern in Russland und der Ukraine in ständigem Kontakt über E-Mail und Telefon, sagt Gerstmann. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Russland und der Ukraine habe man noch am Tag des Kriegsausbruchs dazu angehalten, zuhause zu bleiben und sich um ihre Familien zu kümmern. Angesichts der zu dieser Zeit bereits laufenden Gespräche über Sanktionen des Westens gegen Russland, auch auf dem Finanzsektor, habe Zeppelin ihnen die letzte Gehaltszahlung vor Monatsende vorzeitig angewiesen.

Um die schwierige Situation vor allem der ukrainischen Mitarbeiter zu mildern, habe der Konzern angeboten, ihnen bei der Evakuierung zu helfen. Wobei das Angebot anfänglich sehr zögerlich angenommen worden sei, weil die meisten Mitarbeiter ihr angegriffenes Land nicht hätten verlassen wollen. Die Evakuierung schreite nun aber voran, wozu Mitarbeiter einer polnischen Zeppelin-Niederlassung hilfreich mitwirkten. Und für Menschen, die bereits aus dem Land geflüchtet sind, hat das Unternehmen nach dem Motto "Unterkunft von Zeppelin für Zeppelin" in Polen sowie in Deutschland und Österreich einen Aufruf an die Belegschaft gestartet, Wohnraum für diese Menschen anzubieten. Die Resonanz auf den Appell im eigenen Haus sei sehr positiv, berichtete am Dienstag eine Unternehmenssprecherin.

Wenn die Krise bewältigt ist, "dann wird das ein anderer Konzern sein", sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung

Im Vergleich zu den aktuellen Herausforderungen, denen sich die Firma seit dem Einmarsch der Russen in die Ukraine stellen müsse, sei die Corona-Krise einfach zu managen gewesen, sagt Gerstmann. Aufgrund von drastischen Sparmaßnahmen ist der Zeppelin-Konzern insgesamt gut durch das Pandemiejahr 2020 gekommen und konnte den Gewinn stabil halten. Durch Zukäufe stieg der Umsatz des Unternehmens sogar, von 3,1 Milliarden auf 3,3 Milliarden Euro. Erheblichen Anteil daran hatte die größte Gesellschaft des Konzerns, die Zeppelin Baumaschinen GmbH mit einem 2020 erwirtschafteten Umsatz von 1,09 Milliarden Euro. Zum Produktportfolio zählen neben dem Vertrieb von neuen und gebrauchten Caterpillar Baumaschinen der Service, der bundesweit flächendeckend in 35 Niederlassungen erfolgt, sowie die Beratung und die Finanzierung für die Geräte. Im Geschäftsjahr 2021 konnten Umsatz und Gewinn noch gesteigert werden. Die jetzige Krise aber beeinträchtige Zeppelin sehr, mehr als andere deutsche Unternehmen. Und wenn die Krise bewältigt sei, "dann wird das ein anderer Konzern sein", glaubt der Vorsitzende der Zeppelin-Geschäftsführung.

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