Krieg in der Ukraine:Jetzt sollen es wieder Sammelunterkünfte richten

Krieg in der Ukraine: Etwa ein Drittel der Geflüchteten aus der Ukraine im Landkreis München kommt im Ankunftszentrum in Haar an.

Etwa ein Drittel der Geflüchteten aus der Ukraine im Landkreis München kommt im Ankunftszentrum in Haar an.

(Foto: Claus Schunk)

In mehreren Kommunen werden Container und Traglufthallen zur Unterbringung Geflüchteter aufgebaut. Eine App soll die Suche nach privatem Wohnraum erleichtern.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis München

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine sind mittlerweile mehr als 3800 Schutzsuchende im Landkreis München eingetroffen, untergekommen sind sie bisher vor allem in privaten Unterkünften. Etwa zwei Drittel von ihnen, vor allem Frauen mit Kindern, haben bei Menschen aus dem Landkreis ein neues Zuhause auf Zeit gefunden. "Ohne so viel Unterstützung hätte es nicht funktioniert", sagt Martin Scholtysik über die Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger. Der Leiter des Krisenstabs Ukraine im Münchner Landratsamt machte bei einem Pressegespräch aber auch deutlich, dass der Landkreis seine Kapazitäten weiter massiv ausbauen wird, um zum einen den stetigen Zuzug zu bewältigen und zum anderen sofort reagieren zu können, wenn private Unterkünfte nicht mehr in großer Zahl zur Verfügung stehen.

Die Kreisverwaltung verfolgt dabei eine Strategie, die auf zwei Säulen basiert: Einerseits werden im gesamten Landkreis laufend Hotels und Pensionen angemietet. "Es muss aufgebaut werden, was sehr kurzfristig realisierbar ist. Und das ist eine Struktur, die sofort funktioniert", so Scholtysik. Andererseits werden - wie schon 2015 - wieder Großunterkünfte genutzt: In Unterschleißheim und Unterhaching werden derzeit Wohncontainer mit einer geplanten Kapazität von nahezu 400 Plätzen errichtet, in Neubiberg sollen in solchen provisorischen Unterkünften ebenfalls bis zu 400 Menschen untergerbacht werden. In Unterföhring wird wiederum eine Tennishalle zur Notunterkunft für bis zu 150 Menschen und in Taufkirchen wird eine Traglufthalle für 300 Schutzsuchende errichtet. Zudem prüft das Landratsamt in Rücksprache mit den Kommunen auch den Aufbau weiterer Einrichtungen in Baierbrunn, Garching, Grünwald, Kirchheim, Oberhaching und Unterföhring. "Wir bauen auf mit Vollgas", kündigt der Leiter des Koordinierungsstabs an.

Zentrales Drehkreuz ist das Ankunftszentrum in Haar, wo auch auf Corona getestet und geimpft wird

Das zentrale Drehkreuz für Flüchtlinge, die dem Landkreis München von der Regierung von Oberbayern zugewiesen werden, ist weiterhin das Ankunftszentrum in der Gemeinde Haar. In der ehemaligen Kaserne an der B 304, die seit zwei Jahren auch Corona-Test- und Impfzentrum fungiert, werden die ersten Daten der Geflüchteten aufgenommen. Hier erhalten sie ein Hygiene- und Care-Paket, es gibt eine erste Versorgung mit Getränken und Essen, einen medizinischen Check und natürlich einen Corona-Test. Mittlerweile gibt es in Haar auch eine eigene Isolierstation, falls Menschen positiv auf das Coronavirus getestet werden. Die Zahl nachgewiesener Ansteckungen ist laut Landrat Christoph Göbel (CSU) unter Schutzsuchenden aus der Ukraine aber überschaubar.

Es müssten aber auch andere Gesundheitsaspekte bedacht werden, erklärt Stabsleiter Scholtysik, etwa eine mögliche Tuberkulose-Erkrankung. In Osteuropa ist die Infektionskrankheit noch weit verbreitet. In großen Gemeinschaftsunterkünften sei ein Test auf TBC daher sogar verpflichtend. Wie der Stabsleiter sagt, kommen in der Erstaufnahme in Haar "alle Facetten des Lebens" an: von der hoch schwangeren Frau über Menschen, die Zahnschmerzen haben, wegen der Flucht Krankheiten verschleppten oder unter Kriegstraumata leiden. Um ihnen neben medizinischer auch finanzielle Unterstützung bieten zu können, wurde die Ausländerbehörde laut Scholtysik personell deutlich aufgestockt. Außerdem wurden zusätzliche Scanner für Fingerabdrücke angeschafft, auch die bayerische Landespolizei leiste Unterstützung.

Von kommender Woche an wird Geflüchteten und ihren Gastgebern im Landkreis ein neues Angebot zur Verfügung stehen: Mit der Freischaltung der App "Integrate" besteht Zugriff auf eine Wohnraumbörse sowie umfassende Informationen, auch aus einzelnen Städten und Gemeinden. Das Online-Angebot wird auch in ukrainischer Sprache zur Verfügung stehen, Kriegsflüchtlinge sollen sich auf dem Portal auch untereinander vernetzen können.

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