In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzt in Bayern ein Gründungsboom an Freiwilligen Feuerwehren ein. So kommt es, dass allein im Landkreis München in diesem Jahr sieben Freiwillige Feuerwehren ihr 150-jähriges Bestehen feiern; weitere folgen 2024 und 2025. Die ersten Feuerwehren entstanden aber in anderen Regionen.
Erste Löschverordnungen gab es in deutschen Städten schon im Mittelalter, Brandschutz wurde gar zur Bürgerpflicht erhoben; doch blieben diese Bemühungen oft ohne feste Struktur und damit ohne großen Erfolg. Zahlreiche haarsträubende Brände, die teils ganze Städte in Asche legten, ließen die Erkenntnis reifen, dass es einer besseren Organisation bedurfte.
Der Fabrikant Carl Metz aus Heidelberg brachte von Reisen nach Frankreich Wissen über die dortige, militärisch strukturierte Brandabwehr mit und begann, in Deutschland Löschspritzen zu vertreiben - erstmals verbunden mit einer fachlichen Ausbildung sowie regelmäßigen Übungen. Die ersten freiwilligen sogenannten Löschcorps oder "Pompier Corps" in Deutschland wurden 1841 in Meißen und 1846 in Durlach gebildet. 1847 bewies das Durlacher Löschcorps unter der Leitung von Christian Hengst den Erfolg dieser Methode beim Löschen des Brandes des Karlsruher Hoftheaters. In Folge wurde auch der Name "Feuerwehr" geprägt.
Einige Feuerwehren gehen aus Turnerschaften hervor
Der Erfolg zeigte eine Breitenwirkung im ganzen Reich und schwappte auch nach Bayern. "Man muss sich das wie ein Lauffeuer vorstellen", sagt Florian Neugebauer von der Freiwilligen Feuerwehr Dietramszell, der sich für das Feuerwehrmuseum Waldkraiburg mit der Historie des Löschwesens beschäftigt. Als erste bayerische Stadt hatte Augsburg bereits 1849 eine Vorgängerorganisation der späteren Feuerwehr, 1853 folgte Nürnberg, 1866 die Stadt München. 1868 gründete sich der Bayerische Feuerwehrverband, eine Unterstützungskasse für Feuerwehrmänner wird eingerichtet. Einige Feuerwehren entstanden aus den bestehenden Turnerschaften heraus. Das sei von den Regierenden anfangs etwas skeptisch betrachtet worden, sagt Neugebauer, wohl weil man politische Umtriebe unter dem Deckmantel des Brandschutzes argwöhnte. Schließlich wog aber der Nutzen der neuen Organisationen schwerer. "Ein Brand war damals für die Leute eine Katastrophe", sagt Neugebauer. "Man hat erkannt, wie wertvoll und wichtig die Strukturiertheit beim Löschen ist."
In der Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Garching wird auf eine Verordnung König Ludwigs II. verwiesen, der 1868 mit seiner "Königlich allerhöchsten Verordnung, die Verhütung von Feuergefahren betreffend" zur Gründung von Feuerwehrvereinen aufrief. Vorgeschrieben wurde dabei auch eine einheitliche Ausbildung. In Garching, damals ein Dorf mit gut 500 Einwohnern, schlossen sich daraufhin im Jahr 1873 79 Männer zur Freiwilligen Feuerwehr zusammen. Auch in Unterföhring gründete sich im selben Jahr die Feuerwehr. Anfang des 20. Jahrhunderts stärkte Prinzregent Luitpold das Ansehen der Feuerwehr, indem er das "allerhöchste Protektorat" über die bayrischen Wehren übernahm.
Die Freiwillige Feuerwehr Unterföhring wurde 1873 gegründet. Bei einer Inspektion wird die Magirus-Schiebeleiter präsentiert, die bis zu zwölf Meter weit ausgefahren werden konnte.
(Foto: FFW Unterföhring)Im Ersten Weltkrieg wurden erstmals auch Frauen in den Feuerwehrdienst aufgenommen, freilich aus pragmatischen Gründen, nachdem die meisten Männer im Kampf waren. Heute sind in vielen Feuerwehren auch Frauen engagiert.