Angesichts des Angriffskriegs auf die Ukraine will man hierzulande möglichst schnell von russischen Energielieferungen unabhängig werden. Die Grünen haben deshalb den Antrag gestellt, dass der Landkreis München die Heizungen und Blockheizkraftwerke seiner eigenen Liegenschaften so schnell wie möglich ohne Erdgas betreiben und auf Bio-Flüssiggas (LPG) aus Abfallstoffen wie Fetten und Ölen umstellen soll. Landrat Christoph Göbel (CSU) und den Mitgliedern des Ausschusses für Bauen und Schulen war der Vorschlag zu einseitig, sie folgten eher einem Ergänzungsantrag der SPD-Fraktion, die für jeden Standort prüfen lassen will, welche Technologie am besten geeignet ist.
Konkret geht es dabei um die Kfz-Zulassungsstelle in Grasbrunn, die Berufsschule in München-Riem, den ABC-Zug in Haar sowie die Flüchtlingsunterkünfte in Sauerlach und Putzbrunn, die allesamt mit Erdgas beheizt werden. "Die Prüfung von Alternativen zum Erdgas ist richtig", argumentierten die Sozialdemokraten. "Bio-Flüssiggas sollte Teil dieser Analyse sein, eine Verengung auf eine einzige Technologie greift aber zu kurz."
Für LNG wären zunächst große Tanks nötig
Eine Ansicht, die im Gremium ihre Mehrheit fand. "Grün ist eine schöne Farbe, aber nicht alles, was grün ist, ist auch praktikabel", sagte der Brunnthaler Bürgermeister und CSU-Kreisrat Stefan Kern, der nach eigener Aussage selbst über Erfahrung beim Bau von Flüssiggasanlagen verfügt und deshalb zu bedenken gab, dass die im Antrag vorgeschlagenen Tanks zur Speicherung der biologischen Stoffe "riesig" und oberirdisch sein müssten, womit sich "die Platzfrage" stelle. Außerdem müssten die Vorräte mit Tanklastwagen transportiert werden, was wiederum die Umwelt belaste. Generell zog Kern die Klimaverträglichkeit von manchen Biogasen in Zweifel, so koste die Herstellung von Palmöl große Flächen Regenwaldes. Es sei dennoch die beste Alternative, auf Biogas zurückzugreifen, aber nur, wenn man es fortwährend über Leitungen beziehe und es nicht in Tanks gelagert werden müsse.
Grünen-Fraktionschef Christoph Nadler unterstrich dagegen die Notwendigkeit, sich möglichst schnell von russischer Energie zu lösen, um nicht im nächsten Winter in der Kälte zu sitzen. Und dabei sei Flüssiggas die am schnellsten zu realisierende Lösung, man könne die zur Lagerung nötigen Tanks ja einfach "für ein oder zwei Jahre leasen", denn, so Nadler: Der Vorschlag sei sowieso nur eine Zwischenlösung. Sobald die Versorgung mit anderen Energiequellen - etwa Biogas aus Leitungen oder Geothermie - sichergestellt sei, "kann man gerne auf diese umstellen", so der Taufkirchner. Aber zunächst komme es auf die "schnelle Versorgungssicherheit" an.

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Die Energieversorgung der weiterführenden Schulen liege völlig unter der Entscheidungshoheit der Zweckverbände, betonte Landrat Göbel. Deshalb könne man ihnen nur empfehlen, aber nicht vorschreiben, sich den Maßnahmen des Landkreises zur Energieversorgung anzuschließen. Skeptisch gegenüber der gesamten Debatte zeigte sich FDP-Kreisrat Manfred Riederle. Die Loslösung von russischen Energien sei "eine nationale Herausforderung" und "zuletzt auf unserer Ebene zu lösen", sagte der Unterschleißheimer. Aus Sorge vor Kälte sollte man "nicht vorschnell handeln", zumal die aufzuwendenden finanziellen Mittel "erheblich" seien. Riederle warnte daher gleichermaßen davor, "die Verunsicherung voranzutreiben und die Verwaltung zu überfordern". Gerade der SPD-Vorschlag, die zuständigen Stellen im Landratsamt sollten regelmäßig über das "Monitoring innovativer und sich weiter entwickelnder Technologien" berichten, sei "eine Monsteraufgabe".
Letztlich stimmten alle Ausschussmitglieder zu, dass die Möglichkeit einer Umstellung von Erdgas auf alternative Technologien an den betroffenen Liegenschaften geprüft werden soll, ohne Flüssiggas zu priorisieren. "Und wir werden eine rasche Umsetzung prüfen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten", versicherte der Landrat.