Der Landkreis München wird angesichts der hohen Belastungen durch steigende Energiepreise seinen Corona-Hilfsfonds in einen Energie-Hilfsfonds umwidmen. Mit dem aus Spenden finanzierten Topf soll Menschen geholfen werden, die unverschuldet in finanzielle Not geraten. Der Sozialausschuss des Kreistags hat die Umwidmung auf den Weg gebracht, allerdings wurde dabei auch Kritik an den aus Sicht mancher Kreisräte hohen Werbekosten für die Spendenkampagne laut. Bis Ende Oktober hat der Landkreis etwas mehr als 53 000 Euro an Spenden für den Corona-Hilfsfonds generiert und davon nahezu 50 000 Euro ausgeschüttet - dem gegenüber wurden etwa 40 000 Euro für Werbematerialien und Anzeigen ausgegeben.
SPD-Fraktionssprecher Florian Schardt kritisierte im Sozialausschuss diese Kosten und verwies auch auf die zusätzliche Arbeit in der Verwaltung des Landratsamtes, die durch die Kampagne angefallen sei. Die Wirkung des Corona-Hilfsfonds aber stellte der Ottobrunner Schardt nicht infrage: "Bis auf die hohen Marketing-Kosten gibt es nichts zu bemängeln. Wir sollten damit weiter machen und unbürokratisch helfen." Enttäuscht zeigte sich Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner (Freie Wähler) angesichts des aus ihrer Sicht geringen Spendenaufkommens. "Wir haben so viel Werbung dafür gemacht und es gibt im Landkreis München so viele gut verdienende Menschen. Da sind 53 000 doch gar nichts", sagte Bogner. Dennoch sprach auch sie sich dafür aus, den Nothilfefonds zwingend fortzuführen.

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Landrat Christoph Göbel (CSU) räumte ein, auch er habe sich mehr von der Aktion versprochen. Möglicherweise, so Göbel, sei der Fonds "in der Gemengelage anderer Hilfsaktionen in der Gesellschaft, durch Bund und Land" etwas untergegangen. Dennoch rechtfertigte der Landrat die Werbekosten. "Die sind entstanden, weil wir eine Werbelinie haben entwickeln lassen. Künftig werden so hohe Kosten nicht mehr anfallen", sagte er.
Den Nutzen des Spendentopfs stellt niemand infrage
Ohne Werbebudget ist indes in Kirchheim bereits ein sechsstelliger Betrag an Spenden zusammengekommen. Dort hat Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) den Fonds "Bürger helfen Bürgern" eingerichtet, mit dem direkt im Ort Menschen in Notlagen unterstützt werden sollen. Die Aktion, so Böltl, sei lediglich im Kirchheimer Gemeindeblatt beworben worden. Und natürlich könne er als Bürgermeister im Ort bei Veranstaltungen und Terminen aktiv um Spenden bitten. "Es ist logisch, dass derjenige, der Spenden will, erst einmal schaut, was am nächsten liegt. Also in der Stadt oder Gemeinde, in der er wohnt oder wo das Unternehmen seinen Sitz hat", sagt Böltl. "Deshalb ist es auch klar, dass eine örtliche Struktur wie unser Fonds höhere Einnahmen hat."
Der Landkreis habe es deutlich schwerer, Menschen direkt anzusprechen, auch deshalb müsse er auf Werbemaßnahen setzen. Aber auch Böltl spricht sich deutlich für eine Fortführung des Nothilfe-Fonds des Landkreises aus: "Der Kreis kann dort helfen, wo es vor Ort keine Hilfe gibt. Mit ist es lieber, ein doppeltes Netz zu haben, damit niemand durchfällt."
Das Netz des Landkreises bleibt also aufgespannt. In eine Stiftung, wie von Landrat Göbel zunächst angedacht, wird der Fonds des Landkreises aber nicht übergehen. Dies lehnte der Sozialausschuss ab.