Süddeutsche Zeitung

Coronavirus im Landkreis München:Landrat Göbel spricht von stabiler Lage

Die Infektionszahlen sind zwar weiter hoch, aber von aktuell fast 600 Erkrankten müssen nur zwei im Krankenhaus behandelt werden.

Von Iris Hilberth

Die Corona-Zahlen, die Christoph Göbel (CSU) beim Pressegespräch am Donnerstagmittag vorliegen, hätten den Landrat vor einem Jahr noch in Alarmbereitschaft versetzt. Aktuell gelten 581 Menschen im Landkreis München als infiziert, circa 50 mehr als in der Vorwoche. Allein 296 haben sich innerhalb der vergangenen sieben Tage angesteckt. Das macht laut Robert-Koch-Institut (RKI) am Donnerstag eine Inzidenz von 84,6. Nach Schuljahresbeginn im vergangenen Jahr lag man knapp unter 30. Doch bleibt der Landrat einigermaßen gelassen und spricht von einer stabilen Infektionslage. Denn inzwischen ist ein anderer Wert ausschlaggebend: Der Blick richtet sich auf die Hospitalisierung.

Und da ist auch im Landkreis München aktuell noch alles im grünen Bereich. Bayernweit werden derzeit 303 Corona-Infizierte in Krankenhäusern behandelt, aus dem Landkreis München sind es gerade mal zwei Erkrankte. Das macht nach Berechnungen des Gesundheitsamts eine Hospitalisierungsinzidenz von 0,57. Bayernweit liegt dieser Wert bei 2,3. Damit leuchtet die Krankenhausampel grün. Göbel sieht den Grund für den auffallenden Unterschied zu den niedrigeren Fallzahlen im vergangenen September vor allem in einer umfangreicheren Testung sowie in der mittlerweile auch im Landkreis München vorherrschenden Delta-Variante des Coronavirus. "Die springt eben viel leichter über."

Unter den aktuell Infizierten sind acht Fälle von Bewohnern in drei Alten- und Pflegeeinrichtungen. Auch zehn Mitarbeiter in sieben Heimen sind betroffen. "Die Tendenz ist leider leicht steigend, es sind auch geimpfte Personen darunter", sagte Göbel. Das zeige auch, wie wichtig jetzt die Auffrischungsimpfungen seien. 1890 solcher Booster-Impfungen wurden im Landkreis bereits verabreicht. Der Fokus liege hier weiterhin auf den Einrichtungen, da dort auch vor mehr als einem halben Jahr mit den Impfungen begonnen worden sei, so Göbel. 442 Bewohner und 72 Mitarbeiter haben mittlerweile ihre dritte Spritze erhalten.

Insgesamt aber laufen die Impfungen derzeit schleppend. Mit Sonderaktionen versucht das Landratsamt, vor allem junge Menschen zu erreichen. Das Impfangebot "Back to school" sollte am letzten Ferientag Schülern die Möglichkeit zur Immunisierung geben, 300 haben das Angebot angenommen, deutlich weniger, als sich die Mitarbeiter in der Behörde erhofft hatten. Derweil tourt auch ein Impfbus durch den Landkreis und fährt gezielt Jugendzentren, Schulen und den Universitäts-Campus in Garching an.

"Von der Kooperation mit dem Kreisjugendring erhoffen wir uns ziemlich viel", sagt der Landrat. Auch bleiben die Impfzentren des Landkreises einen Monat länger als ursprünglich geplant geöffnet. Noch bis Ende Oktober kann man sich dort das Vakzin verabreichen lassen. Kurz vor Schuljahresbeginn haben vermehrt Kinder und Jugendliche sich dort impfen lassen.

Genügend Impfstoff ist weiterhin vorhanden. In dieser Woche betrug die Liefermenge 4746 Dosen, überwiegend vom Hersteller Biontech, ein kleinerer Teil von Moderna. Kommende Woche werden es ähnlich viele sein und in der darauffolgenden sogar mehr als 8000.

Mit dem Druck der Eltern hat der Landrat gerechnet

Dass nun vermehrt Eltern einen Druck auf ihre Kinder beklagen, sich impfen zu lassen - damit hat Göbel gerechnet. "Erst haben sich einige beschwert, dass es keine Impfungen für Schüler gibt, jetzt kommen die anderen. Man kann es nicht allen recht machen. Aber einen Ansturm von Beschwerden gibt es nicht", sagte er. Aktuell befinden sich Schüler und Schülerinnen aus zwei Schulen in Quarantäne. Betroffen sind das Werner-Heisenberg-Gymnasium und die Grundschule in Garching. Hier dauert die Quarantäne noch bis 20. beziehungsweise 21. September. Offenbar - so vermutet das Landratsamt - hat es dort positive Fälle während des Förderunterrichts in den Ferien gegeben.

Allerdings muss nicht mehr die gesamte Klasse zwei Wochen zu Hause bleiben, wie es die ursprüngliche Regelung vorgesehen hatte. Die Mindestquarantäne wurde auf fünf Tage reduziert, auch sind nur noch Mitschüler betroffen, die unmittelbaren und ungeschützten Kontakt zu einem Infizierten hatten, also direkte Sitznachbarn oder nach einem Aufeinandertreffen ohne Masken. Geimpfte oder Genesene ohne Symptome müssen laut Landratsamt nicht in Quarantäne. "Das wirkt sich auf die Fallzahlen aus", erläuterte der Landrat. So seien etwa bei einer Einrichtung nur zwei Kontaktpersonen in Quarantäne. Nach der alten Rechnung müssten 105 Schülerinnen und Schüler aus zehn Schulen zu Beginn des neuen Schuljahres wieder zu Hause lernen.

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SZ vom 17.09.2021
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