Kommentar:Gegängelt und alleingelassen

Die Rektorinnen und Rektoren von Grundschulen sind in der Corona-Pandemie überfordert. Dabei könnte ihnen von der Politik leicht geholfen werden: Durch personelle Unterstützung und bessere Kommunikation.

Von Stefan Galler

Dass die Leiterinnen und Leiter von Grundschulen durch die Corona-Krise schwer unter Druck geraten sind, geht uns alle an, zumindest aber jene, denen das Bildungsniveau und die Kinder in unserem Land wichtig sind.Durch die zusätzlichen Belastungen infolge der Corona-Pandemie sind die leitenden Pädagogen nämlich kaum mehr in der Lage, sich um ihre Kernaufgabe zu kümmern: Die Entwicklung von Konzepten, die unsere Kinder vorbereiten aufs Leben und ganz konkret auf den Übertritt an weiterführende Schulen. Und weil die Krise nicht nur den Rektoren, sondern auch allen anderen Lehrkräften vieles abverlangt, sind vor allem die Schwächeren der Schüler letztlich die Leidtragenden, zumal sie auch noch mit ihren Ängsten in dieser ungewohnten Welt der Masken- und Abstandsregeln alleine gelassen werden.

Wenn nun die Petition eines Grund- und Mittelschulleiters im Internet, die bereits fast 1700 Menschen unterzeichnet haben, vom Kultusministerium und von den allermeisten Mitgliedern des Bildungsausschusses im bayerischen Landtag bislang komplett ignoriert wird, passt das leider ins Bild. Denn die Politik lässt die Schulleiter im Regen stehen, dabei wäre es gar nicht so schwer, sie in ihrer Not zu unterstützen: Alleine schon eine personelle Aufstockung der Rektorate und der Sekretariate würde dafür sorgen, dass den Chefinnen und Chefs viel Arbeit abgenommen werden könnte.

Noch wichtiger aber wäre - vor allem so lange die Pandemie noch dauert - eine klarere Kommunikation zwischen Ministerium und Schulleitern, die immer wieder darüber klagen, lediglich Anweisungen zu erhalten, die sie umzusetzen haben, aber nicht gefragt werden, ob diese Umsetzungen auch praktikabel sind. Jüngstes Beispiel: Die Vorgabe, dass ausschließlich Gesundheitsämter über die Quarantäne für Klassen zu entscheiden haben - für den Fall, dass die Ämter überfordert sein könnten und die Schulen zu lange auf Antworten zu warten hätten, gab es keine Richtlinie.

Während Rektoren und deren Stellvertreter also in jenen Punkten, in denen sie selbst durch Ausbildung und Alltagserfahrung höchste Kompetenz besitzen, gerne mal gegängelt werden, lässt man sie bei der Bewältigung von virologischen Fachfragen sträflich alleine.

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