Immer weniger junge Menschen wollen im Landkreis München eine Berufsausbildung machen. Wie die Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (IHK) mitteilt, beginnen im Landkreis Anfang September 1206 Jugendliche ihre Ausbildung in IHK-Berufen – dies sind etwa sechs Prozent Auszubildende weniger als vor einem Jahr. Damit hält auch hier – wie in der gesamten Republik – der Trend an, dass Unternehmen Lehrstellen nicht besetzen können und es schlichtweg zu wenig Bewerberinnen und Bewerber für unbesetzte Ausbildungsangebote gibt.
Dennoch spricht der Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Landkreis München und IHK-Vizepräsident Florian Schardt, der im Münchner Kreistag die SPD-Fraktion anführt, von einem starken Signal für die Wirtschaft. Dass trotz rückläufiger Zahlen bei den Schulabsolventen und einer schwachen Konjunktur sich im Landkreis München erneut so viele junge Frauen und Männer für eine Ausbildung entschieden hätten, zeige, welche Vorteile eine berufliche Ausbildung bieten könne, findet Schardt.
Aber auch im prosperierenden Münchner Umland können Unternehmen zahlreiche Ausbildungsplätze nicht besetzen, respektive finden sich zu wenige Bewerber. In ihrer Ende August veröffentlichten Statistik weist die Bundesagentur für Arbeit für den Landkreis München noch immer mehr als 600 offene Ausbildungsplätze aus – diesem breiten Angebot stehen 170 Bewerber gegenüber, die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Rein rechnerisch, so teilt die IHK im Landkreis mit, kommen auf jeden noch unversorgten Bewerber und jede Bewerberin mehr als drei Lehrstellen. „Jugendliche, die noch auf der Suche sind und noch unentschlossene Bewerberinnen und Bewerber haben auch jetzt noch gute Aussichten, einen Ausbildungsplatz zu finden“, heißt es in einer Mitteilung der IHK.
Der IHK Vorsitzende macht aber auch deutlich, dass die Lücke am Ausbildungsmarkt in den kommenden Jahren nicht kleiner werde. „Umso wichtiger ist es, noch mehr Jugendliche, Eltern und Lehrkräfte für die duale Berufsausbildung und die Vorteile, die sie für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben bietet, zu begeistern“, so Schardt. Schülerinnen und Schüler müssten noch besser über die Vielfalt an Berufsbildern und die mit ihnen verbundenen Karrieremöglichkeiten informiert werden, etwa durch mehr Raum in den Lehrplänen – auch an den Gymnasien. „Die berufliche Ausbildung ist bei Abiturienten beliebt und inzwischen für viele eine praxisnahe Alternative zur Universität“, sagt der Ottobrunner Schardt, der im Jahr 2009 die Jobbörse Azubiyo als Start-up gegründet und später verkauft hat. Das Unternehmen vermittelt vor allem Arbeitsplätze an Jugendliche. Durch ein Matching-Verfahren mit Eignungs-Check führt es Bewerberprofile und Stellen zusammengeführt.
Im Landkreis München liegen im Ranking der beliebtesten Ausbildungsberufe die Kaufleute für Büromanagement ganz vorn, danach folgen die Fachinformatikerinnen und Fachinformatiker sowie die Kaufleute für Groß- und Außenhandelsmanagement. Junge Männer entscheiden sich am häufigsten, den Weg zum Fachinformatiker einzuschlagen, junge Frauen wählen gerne die Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement. Innerhalb der IHK gibt es mehr als 200 verschiedene Berufsbilder, in denen Jugendliche ihre Berufskarriere starten können. Aktuell bilden im Landkreis etwa 800 IHK-zugehörige Betriebe aus und decken damit 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse ab.