Verkehr:Wie die A 99 ausgebaut werden soll

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Der Ausbau der A 99 zwischen der Anschlussstelle Aschheim/Ismaning und Kirchheim ist mittlerweile fertiggestellt. (Foto: Florian Peljak)

Im kommenden Jahr werden die Arbeiten am achtspurigen Ausbau der wichtigsten Autobahn in Süddeutschland fortgesetzt. So sehen die Pläne für das Kreuz München-Ost und der Anschluss an die A 94 aus.

Von Martin Mühlfenzl, Kirchheim

Wie die Zukunft aussehen kann, lässt sich am Autobahnkreuz München-Nord bestaunen. Auf Flüsterasphalt rauscht dort der Verkehr über langgezogene Rampen von der A 9 aus Richtung Nürnberg kommend auf die Ostumfahrung der A 99 und fädelt in eine großzügig und vor allem meist störungsfrei funktionierende vierspurige Trasse ein. Irgendwann einmal soll der Verkehr auch etwa 20 Kilometer Luftlinie weiter südlich auf ähnlich modern angelegten Rampen flüssig dahingleiten. Bis aber auch das Autobahnkreuz München-Süd erneuert und modernisiert wird, dürften noch Jahre vergehen - dennoch spielt das Projekt in den Überlegungen der Autobahn GmbH bereits heute eine Rolle. "Die Autobahnkreuze haben Priorität", sagt Pressesprecher Josef Seebacher. "Unser Ziel muss es sein, den Verkehr auf der A 99 zu halten." Und dementsprechend aus der Landeshauptstadt München heraus zu halten.

Die A 99 ist eine der meistbefahrenen Trassen Mitteleuropas

Die Ostumfahrung ist eine der meistbefahrenen Autobahnen Mitteleuropas, die verkehrliche Lebensader des Großraumes München, laut und pulsierend. Mehr als 160 000 Fahrzeuge sind auf der Transitstrecke an Spitzentagen unterwegs, und der Druck lastet längst nicht mehr alleine auf der A 99, sondern auch auf Seitenarmen wie der A 94 in Richtung München und in den Landkreis Ebersberg. Um den Verkehr auf diesen hochbelasteten Strecken am Laufen halten zu können, werden Pendlerinnen und Pendler auch im kommenden Jahr Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen müssen. Sie können sich schon mal auf Dauerbaustellen einstellen. Denn unaufhörlich treibt der Bund den achtspurigen Ausbau der A 99 vom Kreuz München-Nord bis zum Kreuz München-Süd voran. Nach dem Abschnitt vom Kreuz München-Nord bis zur Anschlussstelle Aschheim/Ismaning ist nun mit der Inbetriebnahme der Brücke der Erdinger Straße über die A 99 auch der Abschnitt bis zur Ausfahrt Kirchheim fertig geworden.

Ab dem kommenden Jahr werden auf der A 99 in Richtung Salzburg wieder die Bagger unterwegs sein. (Foto: Florian Peljak)

Von kommenden März an nimmt die Autobahn GmbH dann den nächsten Abschnitt im östlichen Landkreis München in Angriff: Von der Anschlussstelle Kirchheim in südlicher Fahrtrichtung nach Salzburg bis kurz vor die Bahnüberführung der S 2 bei Feldkirchen. Die Arbeiten an dem nahezu vier Kilometer langen Abschnitt sollen bis Herbst 2023 dauern und etwa 130 Millionen Euro kosten - samt Brückenneubauten, Entwässerung und notwendigen Ausgleichsflächen. Während der Bauzeit wird der komplette Verkehr mit insgesamt sechs Fahrspuren auf die östliche Fahrbahn in Richtung Stuttgart verlegt, im Jahr darauf ist dann der Abschnitt in Richtung Stuttgart dran. Mit starken Verkehrsbehinderungen rechnet Autobahn-Sprecher Seebacher während der Bauphase allerdings nicht: "Wir haben es so konzipiert, dass es keine großen Beeinträchtigungen geben soll." Allerdings, so der Experte, hänge viel vom Fahrverhalten der Pendler ab. "Vier Kilometer ist nicht lang, wenn die Menschen konzentriert fahren, dürfte nicht viel passieren", so Seebacher. "Aber klar ist, bei zu hohen Geschwindigkeiten steigt die Gefahr von Auffahrunfällen."

Im Kleeblatt sind keine hohen Geschwindigkeiten möglich

Der neue Bauabschnitt stellt einen der kürzesten in der langen Geschichte des Ausbaus der A 99 dar, der sich vermutlich weit bis in die 2030er Jahre oder darüber hinaus hinziehen wird. Vermutlich von 2024 an werden die Planungen für das wohl neuralgischste Projekt im Osten der Landeshauptstadt anlaufen: der Umbau des Autobahnkreuzes München-Ost. Dieser in die Jahre gekommene Kreuzungspunkt der A 99 mit der A 94 ist vor allem zu Stoßzeiten vollkommen überlastet und birgt anders als die Autobahnkreuze München-Nord und -Süd besondere Herausforderungen. "Das Autobahnkreuz Ost ist sicher der kritischste Punkt, weil es hier so viele Über-Eck-Beziehungen gibt", sagt Autobahn-Pressesprecher Seebacher. Anders gesagt: Das Kreuz Ost ist ein Knotenpunkt in klassischer Kleeblattform und hat keine langen Zufahrtsrampen wie die Kreuze Süd und Nord, die hohe Geschwindigkeiten zulassen, sondern enge Übergänge, die den Verkehr ausbremsen, "Ohrwaschl", wie Seebacher sie nennt. Allerdings, so der Autobahn-Sprecher, gehe es am Kreuz München-Ost auch nicht darum, die Geschwindigkeit des Verkehrs zu erhöhen, sondern vielmehr die Leistungsfähigkeit des gesamten Bauwerks. "Denn alle Berechnungen zeigen uns, dass das Kreuz keine Kapazitäten mehr hat."

Abstimmung mit den Anrainer-Kommunen

Wann mit dem Umbau begonnen werden kann, steht allerdings noch nicht fest. Zunächst muss ein Planfeststellungsverfahren Klarheit darüber bringen, in welcher Form eine Sanierung und ein Ausbau überhaupt erfolgen können. Dies müsse in enger Abstimmung mit den umliegenden Kommunen geklärt werden, sagt Seebacher, und dabei müsse auch berücksichtigt werden, wie sich die Region weiter entwickele. "Wir haben hier einfach ein sehr dynamisches Wachstum, es entsteht sehr viel neues Gewerbe. All das müssen wir bei den Planungen mit einbeziehen." Hinzu komme auch der Lärmschutz, der nicht nur sehr planungs-, sondern auch sehr kostenintensiv sei.

Projekte wie der achtspurige Ausbau der A 99, der ja eigentlich ein zehnspuriger ist, weil der Seitenstreifen bei hohem Verkehrsaufkommen mit genutzt werden kann, müssten aber auch volkswirtschaftlich rentabel sein, so Seebacher. Es sei heute nicht mehr möglich, ja sogar rechtlich ausgeschlossen, Straßen wie etwa einst die Fürstenrieder Straße in der Landeshauptstadt einfach großzügig auf vier Spuren anzulegen, weil Planer möglicherweise irgendwann mehr Verkehr vermuteten. Ins Blaue hinein zu bauen, ist also keine Option.

Die A 94 ist in die Jahre gekommen. Vor dem sechsspurigen Ausbau wird nun die Fahrbahn erneuert. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Offenkundig ist allerdings, dass auch der Druck auf die A 94 östlich des Autobahnkreuzes immer weiter zugenommen hat und weiter zunehmen wird. Nicht zuletzt der massive Ausbau des Gewerbegebietes Parsdorf, aber auch der Anschluss der Flughafentangente-Ost haben in den vergangenen Jahren das Verkehrsaufkommen massiv anschwellen lassen. Eigentlich reichen die vier Fahrspuren auf der A 94 in Richtung Mühldorf nicht mehr aus. Ein Ausbau auf sechs Spuren aber werde sich frühestens in den 2030er-Jahren verwirklichen lassen, sagt Seebacher. Dennoch wird von kommendem Jahr an zunächst stadtauswärts vom Kreuz Ost bis Anzing gebaut, dort wird die Fahrbahn komplett ausgetauscht, weil der Belag das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat. Diese Maßnahme sei notwendig, weil die Fahrbahn schlichtweg nicht mehr halte, so Seebacher.

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Er berichtet aber auch davon, dass viele Menschen sich an die Autobahn GmbH mit der Erwartungshaltung nach einem zügigen Ausbau der A 94 wenden würden. "Uns erreichen täglich Zuschriften, wann denn endlich ausgebaut wird", sagt er; gerade in der heutigen Zeit aber müssten derartige Projekte sensibel angegangen werden. "Es muss ein Grundkonsens da sein, weil so etwas gesellschaftlich nicht ganz unumstritten ist, wie man ja auch bei den momentanen Aktionen sieht", sagt der Autobahn-Sprecher mit Blick auf die Protestbewegung "Last Generation", die immer wieder mit Straßenblockaden in der Münchner Innenstadt, aber auch auf Autobahnen im Umland auf ihre Anliegen aufmerksam macht.

Die Hauptverkehrsader im Münchner Osten wird also auch in den kommenden Jahrzehnten weiter ausgebaut, modernisiert und umstrukturiert. In vier bis fünf Jahren sollen in einem Vorentwurf erste Skizzen für den achtspurigen Ausbau der A 99 bis Ottobrunn entworfen werden - und in der Folge auch bis zum Kreuz München-Süd am Hofoldinger Forst. Unangetastet bleibt hingegen der Abschnitt der A 94 vom Kreuz München-Ost in Richtung Landeshauptstadt. Ein Ausbau könne dazu führen, dass noch mehr Verkehr in die Landeshauptstadt eingespeist werde, der Mittlere Ring aber vertrage keine weiteren Belastungen, sagt Seebacher. "Alles was auf der A 99 läuft, drückt nicht in die Stadt", so der Autobahn-Sprecher. "Und je schlechter die A 99 läuft, desto mehr Verkehr gibt es in der Stadt." Der Schwerpunkt der Verkehrsplanung in Südbayern ist und bleibt also diese Lebensader durch den Landkreis München.

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