Landkreis:Allerlei Machtkämpfe

Landkreis: Sie wird noch aus sich heraus gehen müssen, will sie bei der Bundestagswahl eine Chance haben: Die neue SPD-Kreis-Chefin Bela Bach, seit März im Amt.

Sie wird noch aus sich heraus gehen müssen, will sie bei der Bundestagswahl eine Chance haben: Die neue SPD-Kreis-Chefin Bela Bach, seit März im Amt.

(Foto: unk)

SPD und CSU wählen neue Kreisvorsitzende

Von Stefan Galler, Landkreis

Man könnte meinen, in einem Nicht-Wahljahr würde es politisch und personell ruhig zugehen. Doch 2015 stand durchaus im Zeichen politischer Weichenstellungen im Landkreis München. Die Kreisverbände beider großer Volksparteien bestimmten neue Vorsitzende. Und obwohl die Ausgangssituationen durchaus vergleichbar waren und die Kontrahenten in beiden Fällen respektabel, hätte die Neubesetzung der Posten doch unterschiedlicher kaum ausfallen können.

Zunächst war im März die SPD an der Reihe, im Rahmen eines denkwürdigen Parteitages im Hofbräukeller brachten sich dabei die stellvertretende Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche und das aufstrebende Talent Bela Bach, die bei der Bundestagswahl 2013 erstmals ins große Rampenlicht gerückt war, in Position, um der bayerischen SPD-Generalsekretärin Natascha Kohnen nachzufolgen. Es wurde ein Abend mit viel Getöse, leidenschaftlichen Streitereien und einem am Ende doch ziemlich klaren Wahlergebnis: 64 der 95 Delegierten sprachen sich für die Mitt-Zwanzigerin Bach aus, die Ismaningerin Ganssmüller-Maluche erhielt 31 Stimmen.

Hinter dem nüchternen Ergebnis verbirgt sich jedoch eine Debatte, die in ihrer Schärfe bemerkenswert war. Und einige Gräben offenbarte: Alt gegen Jung, Nord gegen Süd - in etwa so war der Frontverlauf bei den Kreis-Sozis. Die ehemalige Landrätin Johanna Rumschöttel wurde - wie sie selbst später betonte gegen ihren Willen - zur Wahlkämpferin für Ganssmüller-Maluche: Im Laufe des Abends wurde nämlich ein ursprünglich vertrauliches Papier verlesen, in dem Rumschöttel Bach als "politisches Leichtgewicht" bezeichnete und in Bezug auf den SPD-Kreisverband feststellte: "Für länger dauernde Lehrjahre und weitere Experimente ist derzeit meines Erachtens kein Spielraum." Der langjährige SPD-Fraktionschef im Kreistag, Dietrich Heyne, sorgte sich gar öffentlich um die berufliche Zukunft der Planeggerin Bach. "Auch Juristen sind unter den Arbeitslosen", sagte Heyne über die Studentin der Rechtswissenschaften.

Ihre Befürworter, darunter neben Kohnen der Landtagsabgeordnete und Grandseigneur der SPD Peter Paul Gantzer und der Großteil des Parteinachwuchses, konterte mit dem Argument, wonach es Zeit werde, dass sich auch die hiesige SPD Gedanken über ihre Zukunft machen müsse. "Es gelingt der SPD nicht, Wähler zwischen 24 und 45 Jahren zu erreichen", sagte Gantzer. "Lasst uns ein Signal setzen mit Bela."

Die Folgen des emotionalen Abends waren dann weit weniger dramatisch als man annehmen musste. Seit März tritt der Kreisverband ziemlich geschlossen auf, von Grabenkämpfen ist nichts mehr zu hören. Nur das Talent Bela Bach dürfte noch etwas mehr aus sich herausgehen, schließlich beginnt spätestens Ende des Jahres der Bundestagswahlkampf für 2017 - und dafür muss sie sich positionieren, will sie nur ansatzweise eine Chance haben gegen den CSU-Kreisvorsitzenden Florian Hahn.

Der übrigens gelangte nur zwei Monate nach Bachs Wahl mit weit weniger Brimborium auf den Chefsessel der Christsozialen München Land. Nachdem Ernst Weidenbusch Anfang des Jahres seinen Rückzug vom Kreisvorsitz angekündigt hatten, bewarb sich neben Hahn auch die Landtagsabgeordnete Kerstin Schreyer-Stäblein um dessen Nachfolge. Die auf offener Bühne ausgetragene Schlammschlacht der SPD-Kollegen veranlasste die CSU, auf jede Art von öffentlicher Auseinandersetzung zu verzichten. Bei der Delegiertenversammlung im Mai in Aschheim votierten schließlich 126 der 233 Delegierten in geheimer Abstimmung für den Putzbrunner Bundestagsabgeordneten, der wegen der räumlichen Distanz seines Arbeitsplatzes in Berlin zum Landkreis München für manche als leichter Außenseiter ins Rennen gegangen war. Letztlich war sein Argument, dass es so oft schon nicht parteiintern brennen werde, als dass die Feuerwehr von Berlin aus anrücken müsste, nicht zu widerlegen. Zumal Hahn trotz aller öffentlicher Zurückhaltung einen gewichtigen Unterstützer an seiner Seite wusste: Landrat Christoph Göbel.

Der jedoch konnte Hahn auf dem Parteitag in München im Herbst auch nicht dabei helfen, seinen Posten als Beisitzer im CSU-Vorstand zu behalten. Kerstin Schreyer-Stäblein schaffte es ebenfalls nicht in dieses Gremium.

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