Tennishallen Oberschleißheim:Tie-Break vor Gericht

Tennishallen Oberschleißheim: Tennisanlage an der Regattastrecke.

Tennisanlage an der Regattastrecke.

(Foto: SZ)

Zwei einstige Tennisprofis streiten um die Soccer-Arena nördlich der Ruderregattaanlage. In der Pandemie hat sich der Konflikt zugespitzt.

Von Leo Kilz, Oberschleißheim

Es ist die Geschichte zweier Freunde, die zusammen die Tennishallen in Oberschleißheim retten wollten und sich darüber tief zerstritten, die jetzt im Saal 219 des Münchner Landgerichts verhandelt wurde. Die acht Plätze und zwei Hallen nördlich der Ruderregattaanlage sind im Besitz der Stadt München, die 1996 einen Erbpachtvertrag mit Tennisprofi Niki Pilic einging. Pilic gewann 1970 die US-Open im Herrendoppel und erreichte 1973 das Einzelfinale der French Open in Paris. Als Teamkapitän führte er die deutsche Mannschaft 1988, 1989 und 1993 zum Sieg im Davis-Cup.

In Oberschleißheim wollte er mit einer Tennis Academy junge Talente zu erfolgreichen Profis trainieren. Auch Novak Djokovic trainierte hier. Doch das Unternehmen ging 2010 insolvent. In den Folgejahren gaben die Betreiber sich die Klinke in die Hand. Bis 2019 betrieb die Tennis Center München Nord GmbH mit ihrem Geschäftsführer Dragan D. das Gelände alleine. Doch die finanzielle Lage blieb wenig rosig. Selbst den Erbpachtzins gegenüber der Stadt München konnten die Betreiber nicht begleichen.

Um Geld in die Kasse zu spülen und den Tennisbetrieb zu retten, gründete Luka V., ein Freund von Dragan D., mit einem Geschäftspartner 2019 die Soccer Arena Oberschleißheim GmbH, baute eine der beiden Hallen auf eigene Kosten zu drei Indoor-Fußballcourts um und mietete sie vom Tennis Center. "The Center was going down", sagte V. vor Gericht, mit der Anlage sei es den Bach runter gegangen. Auf eigene Rechnung habe er die Umkleiden renoviert und das Dach ausgebessert.

Als alles fertig war, schlug die Corona-Pandemie zu, der Spielbetrieb stand still, der Umsatz blieb aus. Beide waren davon betroffen: D. mit seinen Tennisplätzen und V. mit seinen Fußballplätzen. Die Unternehmen erhielten Corona-Hilfen, schickten Beschäftigte in Kurzarbeit. Doch die Mietrückstände der Soccer-Arena beim Tennis-Center wuchsen immer weiter. Und auch das Tennis-Center schuldete der Stadt München immer mehr Geld. Die Freundschaft der beiden Geschäftsführer begann unter der Last des Geldes zusammenzubrechen, Streit brach aus.

Im Sommer dieses Jahres dann kündigte die Tennis Center München Nord GmbH der Soccer Arena wegen der hohen Mietschuld. Doch V. blieb. Nun klagte das Tennis-Center, um mit einer einstweiligen Verfügung die Soccer Arena GmbH zur Räumung der umgebauten Tennishalle zu zwingen. Sonst drohe das Gelände zurück an die Stadt München zu fallen, argumentierten die Kläger. Die Beklagten hingegen befürchten, D. wolle sich die Renovierungen unter den Nagel reißen, ohne dafür zu zahlen.

Es ist ein Konflikt, der sich ohne die Pandemie wohl nicht derartig zugespitzt hätte. Dass er aber früher oder später auch ohne die Krise ausgebrochen wäre, scheint wahrscheinlich. Denn auf dem etwas abgelegenen Gelände in Oberschleißheim konnten in den vergangenen Jahren keine Investitionen refinanziert werden.

V. und D. sind beide ehemalige Tennis-Profis, beide stammen aus Serbien und kennen sich schon lange. Vor der Kammer erzählt V. sichtlich aufgebracht, wie D. ihn anrief, um sich Hilfe zu holen. Wie er nach Deutschland kam, um das Center vor dem Untergang zu bewahren, wie sie den Betrieb mit dem Breitensport Fußball wieder rentabel machen wollten - und wie D. alle Investitionen dankend annahm und ihn jetzt aus der Halle klagen will.

D., der einen Dolmetscher gefordert hatte, ließ sich vor Gericht durch seine Anwältin vertreten. Die Mietrückstände seien so gewaltig, dass eine Fortdauer des Mietverhältnisses nicht länger möglich sei. Auf Anraten des Richters nahm die Anwältin den Antrag auf einstweilige Verfügung aber zurück. Ein Verfahren mit ordentlicher Beweisaufnahme könne diesen Streit lösen, sagte Richter Reich, die Bedingungen für einstweiligen Rechtsschutz seien aber eher nicht erfüllt. Er empfahl den Anwälten der Parteien, auf eine außergerichtliche Einigung zu setzen. Dass die beiden Tennisfreunde von einst sich einig werden, scheint allerdings unwahrscheinlich zu sein.

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