Es ist, als wäre ganz Kirchheim mit seinen 14 000 Einwohnern auf den Beinen, um sich von seiner Landesgartenschau zu verabschieden – und dazu noch ein großer Teil des restlichen Landkreises. Unzählige Menschen sind gekommen, um noch ein letztes Mal über das Gelände zu streifen, in der Sonne am See zu sitzen und die Herbstblumen zu bestaunen. Stellenweise muss man sich seinen Weg bahnen durch die Besuchergruppen.
An diesem Abschlusstag fiel es nicht schwer, zu glauben, dass die Landesgartenschau in Kirchheim mehr als eine halbe Million Eintritte registriert hat. Eine riesige Menschenschar drängte sich um den Pavillon, in dem die Verantwortlichen Bilanz zogen. Knapp 510 000 Eintritte auf das Gelände wurden gezählt, darunter fallen auch die fast 12 000 Menschen mit Dauerkarte, die öfter kamen. Auf der Gartenschau habe man „Urlaubsfeeling pur“ erleben können, resümierte Kirchheims Bürgermeister Stephan Keck (SPD). „Aber leider gab es auch viel zu viel Regen. Sonst wären wir locker bei 600 000 gelandet.“

Die Besucherzahl ist für den Rathauschef allerdings nicht das Hauptkriterium, an dem sich der Erfolg messen lässt. „Wir haben uns beworben, um mit dem Ortspark unsere Gemeindeteile zu verbinden. Genau das ist uns diesen Sommer auf beeindruckende Weise gelungen.“
Maximilian Böltl (CSU), ehemaliger Bürgermeister Kirchheims und seit rund einem Jahr Landtagsabgeordneter, sieht das ähnlich. Er habe die Bewerbung ursprünglich angestoßen, sei dann aber vor dem Trubel in den Landtag geflohen, scherzte Keck. Auch in seiner neuen Funktion war Böltl oft zu Gast auf der Gartenschau und hat viele Amtsträger über das Gelände geführt, wie er sagt. Dabei habe er auch gesehen, wie viel Freude die Einheimischen an ihrem neuen Park hätten. „Dafür machen wir Politik.“ Die Kirchheimer würden mit der Grünfläche viel Lebensqualität gewinnen.
Denn der größte Teil des Areals bleibt den Bürgern nach einer dreiwöchigen Rückbauphase, in der unter anderem die Ausstellungsbeiträge entfernt werden, erhalten. „Wir haben einen Park geschaffen, der noch viele Generationen bleibt“, sagte Keck.
Die Ära, die die Landesgartenschau nach Kirchheim brachte, endet also nicht ganz. Die Großveranstaltung war sechs Jahre lang eines der bestimmenden Themen in der Gemeinde. 2018 beschloss man, sich um die Ausrichtung zu bewerben, wenig später kam der Zuschlag. Das ermöglichte der Kommune, den ohnehin für das Ortsentwicklungsprojekt Kirchheim 2030 geplanten Park bereits früher zu errichten.
Seit Herbst 2021 verwandelten die Bagger das Gebiet zwischen den Ortsteilen Kirchheim und Heimstetten, das bis dahin hauptsächlich aus Äckern und Feldern bestanden hatte, in einen rund 14 Hektar großen Park. Die bisherige Hauptstraße wurde zurückgebaut, stattdessen wurde eigens ein See angelegt. Er war das Herz der in fünf thematische Bereiche gegliederten Fläche – neben Wasser gab es für die Besucher auch die Sphären Wildnis, Wiese, Wald und Garten zu entdecken.
Nicht alle in Kirchheim verfolgten die Arbeiten für die Landesgartenschau von Anfang an mit Freude. Eine Bürgerinitiative protestierte dagegen, dass ein Teil eines kleinen Waldstücks gefällt werden musste, auch im Gemeinderat gab es teils erbitterte Diskussionen. Die Differenzen schienen nach Beginn der Großveranstaltung im Mai jedoch beigelegt zu sein, wie Böltl beobachtete. Bei seinen Besuchen entdeckte er immer wieder einstige Kritiker auf dem Gelände, die inzwischen überzeugt wirkten.

Was Kirchheim hinter sich hat, steht in Furth im Wald noch bevor. Die Stadt in der Oberpfalz richtet die Gartenschau im kommenden Jahr aus und schickte eine Delegation nach Kirchheim. Er sei selbst mehrmals auf dem Gelände zu Gast gewesen, erzählt Bürgermeister Sandro Bauer (CSU). Jedes Mal habe er wieder etwas Neues entdeckt. „Kirchheim ist für mich ein Vorbild.“ Eine halbe Million Besucher erwarte er zwar nicht. Wenn die Begeisterung abfärbe, könnte man es jedoch schaffen. Die Kirchheimer könnten schließlich auch ihre Nachfolger besuchen, so Bauer. Von Furth trennt sie eine nicht einmal zweistündige Fahrt.