Julia und Daniel Fridrich aus Garching an der Alz sind erst ein paar Hundert Meter über das Gelände gelaufen. Doch was sie bisher von der Kirchheimer Landesgartenschau gesehen haben, gefällt ihnen. Für den Besuch mit ihrer zehnjährigen Tochter Karlotta haben sie sich einen Sonntag ausgesucht, aber auch bei bestem Wetter fluten keine Menschenmassen den Park. „Es verläuft sich gut“, sagt Daniel Fridrich. Trotz der weitläufigen Flächen gebe es auch kleine Nischen, in denen man sich in Ruhe umschauen könne.
Bei dem Tagesausflug will die Familie sich inspirieren lassen. „Wir sind mehr Garten-Fans als Gartenschau-Fans“, sagt Daniel Fridrich. Die Friedrichs besuchen die Veranstaltungen nicht jedes Jahr. Wichtig ist ihnen vor allem, dass die Anreise nicht zu weit ist. In diesem Jahr waren sie eine knappe Stunde unterwegs. Viel länger würde sie nicht fahren, sagt Mutter Julia Fridrich.
Mit ihrer rund 80 Kilometer langen Anfahrt liegt die Familie aus Garching an der Alz im Durchschnitt der Landesgartenschau-Besucher. Für Kirchheim gibt es noch keine offizielle Statistik, aber auf der Landesgartenschau in Ingolstadt wurde 2021 untersucht, woher die Besucher kamen. Der mit 30 Prozent größte Teil reiste aus 50 bis 100 Kilometern Entfernung an. Fast ein Viertel kam aus dem Umkreis mit einer Strecke von maximal zehn Kilometern. 20 Prozent fuhren sogar mehr als 100 Kilometer.
Auch eine Gruppe von sechs Freundinnen, die an diesem Sonntagvormittag die Blumenbeete bestaunt, hat eine weite Anreise hinter sich. Die Rentnerinnen kommen aus der Gegend von Freilassing, eine wohnt sogar jenseits der Grenze in Salzburg. Sie bleiben in Aschheim über Nacht, um ausreichend Zeit zum Erkunden des Geländes zu haben.
Es ist nicht ihr erster Ausflug auf eine Gartenschau, wie die Freundinnen erzählen. Gemeinsam holen sie sich gerne Anregungen für die eigenen Gärten und genießen die Pflanzenvielfalt. Die Schau in Ingolstadt vor drei Jahren hat ihnen gefallen, aber die in Kirchheim sei „mit Abstand“ die Schönste, die sie gesehen haben, da sind die Frauen sich einig. Grenzen kennt ihre Reisebereitschaft nicht, sie würden sogar bis nach Hamburg fahren, sagen sie.
So weit würden Carola und Hannes Bader aus dem Landkreis Aichach-Friedberg nicht gehen. Sie sind mit ihren beiden Kindern, zwei und fünf Jahre alt, eine Dreiviertelstunde nach Kirchheim gefahren. Eineinhalb Stunden wären für sie das Maximum, sagt Carola Bader: „Die Kinder wollen irgendwann ankommen.“ Wenn eine Gartenschau in der Nähe ist, besucht sie die Veranstaltungen aber gerne.
Auch Heinz Bauer aus Schäftlarn geht auf Gartenschauen, wenn es sich ergibt. 1983 etwa schaute er sich die Internationale Gartenbauausstellung in München an, erzählt er. Eine ähnlich überschaubare Anreise hatte er auch dieses Jahr nach Kirchheim, an diesem Sonntag war er rund eine Dreiviertelstunde unterwegs. Seinen Ausflug auf die Landesgartenschau verbindet er mit einem Besuch bei Freunden, die in Fußentfernung zum Gelände in Kirchheim wohnen.
Ähnlich nah sind auch Brigitte und Thomas Flickenschild dran. Das Ehepaar lebt im Kirchheimer Gemeindeteil Heimstetten, beide haben eine Dauerkarte. Insbesondere Brigitte Flickenschild nutzt die Landesgartenschau vor der Haustür intensiv: Zwei Mal pro Woche ist sie mit Freundinnen aus ihrer Laufgruppe auf dem Gelände unterwegs. An diesem Vormittag begleitet sie ihr Mann. Beide waren anfangs überrascht: „Im Bau hätte man nicht gedacht, dass es so schön wird“, sagt Brigitte Flickenschild. „Das Gebiet sah vorher nur öde aus“, bestätigt ihr Mann. Thomas Flickenschild sieht in dem neuen Park eine Aufwertung für die Gemeinde.
In die Zählung fließen allerdings auch Dauerkartenbesitzer ein, die eventuell mehrmals kommen. Auch bei allen anderen Landesgartenschauen gehe man so vor, erläutert Sophia Schreib, Pressesprecherin des Veranstalters Kirchheim 2024 GmbH. Die bisherigen Zahlen beziehen sich also nicht direkt auf die Besucher, sondern auf die Eintritte. Detaillierte Statistiken unter anderem zu den verkauften Dauer- und Tageskarten sollen zum Abschluss der Landesgartenschau bekanntgegeben werden.
Sollte die Prognose der Ministerin sich erfüllen, könnte Kirchheim am Ende auf mehr als 520 000 Besuche kommen. Wie gut man damit neben anderen Schauen abschneidet, lässt sich nur schwer vergleichen. Die Veranstaltungen dauern nicht immer gleich lang, auch die Größe des jeweiligen Areals unterscheidet sich von Ort zu Ort.
An die Bundesgartenschau in Riem vor 19 Jahren reichen die Zahlen nicht heran
Die parallel laufende baden-württembergische Landesgartenschau in Wangen im Allgäu etwa zählte nach drei Monaten bereits 500 000 Besuche, das Gebiet dort ist mehr als dreimal so groß wie in Kirchheim. Ähnliches gilt für die Schau in Bayreuth im Jahr 2016: Dort wurden 900 000 Eintritte auf das 45 Hektar große Gelände gezählt, die Veranstaltung dauerte einen Monat länger als die aktuelle in Kirchheim.
Von Größe und Dauer vergleichbar war hingegen die Schau im vergangenen Jahr in Freyung, die knapp 325 000 Besucher angibt. In Lindau wurden 2021 etwa 287 000 Besuche auf dem weniger als halb so großen Areal gezählt. Damals gab es allerdings Konkurrenz durch die im selben Jahr stattfindende größere Schau in Ingolstadt, wo 380 000 Eintritte gezählt wurden. Kirchheim könnte diese Zahlen durchaus noch weit übertreffen. Nur an die Bundesgartenschau in Riem wird man nicht heranreichen: Der 190 Hektar große Park wurde im Jahr 2005 fast drei Millionen Mal besucht.