Das Wetter am Mittwoch spiegelt gewissermaßen die vergangenen Monate wider: Zunächst ist es noch bewölkt und leicht windig, dann wird es doch noch sonnig und warm. Trotz der Unsicherheit, die diesen Sommer bislang geprägt hat, ist an diesem frühen Nachmittag erstaunlich viel los auf der Landesgartenschau in Kirchheim. Auch die gesamte erste Hälfte der Großveranstaltung war nach Angaben der Organisatoren gut besucht.
Die Verkündung der offiziellen Besucherzahl überlassen diese bei der Halbzeitpressekonferenz Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU), die für diesen Anlass nach Kirchheim gekommen ist. Rund 261 500 Gäste hat die Landesgartenschau seit ihrer Eröffnung am 15. Mai angezogen, davon mehr als 64 000 Kinder – trotz des „teilweise wackeligen Wetters“, wie Maximilian Heyland es nennt. Bislang sei man sehr zufrieden, sagt der Geschäftsführer der Kirchheim 2024 GmbH.
Schon nach nicht einmal einem Monat hatten 100 000 Besucher den Eingang zum Gelände passiert, kürzlich wurde die Marke von 200 000 erreicht. Besonders an den Wochenenden herrscht mitunter großer Andrang auf dem Gelände. Regelmäßig werden dann laut Kaniber rund 8000 Gäste gezählt. Am meisten waren es am Pfingstmontag, als 10 450 Besucher kamen. Wenn das Wetter in den kommenden Wochen stabil bleibt, geht Kaniber eigenen Worten zufolge davon aus, dass die Besucherzahl sich bis zum Ende der Veranstaltung im Oktober noch verdoppelt.

Ein regelmäßiger Gast der Landesgartenschau ist naturgemäß auch Kirchheims Bürgermeister Stephan Keck (SPD). Fast jeden Tag sei er bisher auf dem Gelände gewesen, sagt er – und gerät ins Schwärmen. „Meine Enkel genießen den Spielplatz. Man kommt hier rein und es ist wie Urlaubsfeeling.“ Dass nun bereits die Hälfte des Kirchheimer Gartenschau-Sommers vorbei ist, macht ihn fast schon ein bisschen wehmütig, wie er sagt. „Aber wir haben noch viel zu bieten.“ Immerhin sind über die gesamte Dauer der Landesgartenschau rund 3500 Veranstaltungen geplant, darunter Konzerte, Kabarett-Auftritte und Sport-Trainings.
Die bisherigen Highlights des Programms waren etwa ein Konzert des Akustik-Quartetts Quadro Nuevo, ein Ball mit Feuerwerk sowie ein großes Sommerfest. In den kommenden Wochen können die Besucher sich laut Geschäftsführer Heyland unter anderem auf Konzerte der Bands Desperate Brasswives und Bavaresi freuen, für Familien gibt es ein weiteres Sommerfest sowie eine Ausstellung des Münchner Kindermuseums.
Auch Ministerin Kaniber geht angesichts des Programms davon aus, dass sich der Urlaub daheim in Bayern durch die Landesgartenschau lohnt – nicht nur für die Besucher, sondern auch für Kirchheim. Denn die Gäste lassen der Ministerin zufolge auch viel Geld im Ort und in der Umgebung. Nach ihren Angaben bringt der Tagestourismus der ganzen Region über den gesamten Zeitraum der Landesgartenschau einen geschätzten zusätzlichen Umsatz von 15 Millionen Euro. Darunter fallen unter anderem die Ausgaben der Besucher im Einzelhandel und in der Gastronomie.
„Die Landesgartenschau ist ein Best-Practice-Beispiel für Nachhaltigkeit“, sagt Ministerin Kaniber
Insgesamt zahlt sich jeder Euro, der über Fördergelder in eine Landesgartenschau fließt, laut Kaniber siebenfach aus. Bei der Förderung von acht Millionen Euro für Kirchheim komme so durch neu geschaffene Arbeitsplätze und die zusätzlichen Umsätze im Tourismus ein Mehrwert in Höhe von 56 Millionen zustande.
Trotzdem sei die Landesgartenschau nicht nur ein kurzweiliges Vergnügen, sondern biete auch lange über die Veranstaltung hinaus einen Nutzen, betont Kaniber. Auf dem Gelände würden Themen angesprochen, „die ganz besonders von Bedeutung sind“. Darunter falle zum Beispiel der Klima- und Artenschutz. Die zahlreichen Ausstellungsbeiträge lieferten den Besuchern etwa Inspirationen zur umweltfreundlichen Garten- und Balkongestaltung und zeigten, dass jeder einen Beitrag leisten könne. „Die Landesgartenschau ist ein Best-Practice-Beispiel für Nachhaltigkeit“, so Kaniber.

Dazu gehört auch, dass der neu angelegte Park einen langfristigen Nutzen hat. Bereits bei vergangenen Landesgartenschauen habe sich gezeigt, dass viele Menschen die Austragungsorte auch nach der Veranstaltung noch gerne besuchen, sagt die Ministerin. Auch in Kirchheim kann Kaniber sich das gut vorstellen: Der neue Park zwischen den beiden Ortsteilen Kirchheim und Heimstetten könne für die Einheimischen zum „Ruhepol“ werden.
Kirchheims Bürgermeister Keck ist der gleichen Ansicht. Das Ziel, die bislang durch brachliegende Äcker und Felder getrennten Gemeindeteile Kirchheim und Heimstetten durch den Park zusammenwachsen zu lassen, habe man jedenfalls bereits jetzt erreicht: „Es ist tatsächlich eins und das wird es auch bleiben.“