Ausstellung:Die Schönheit der Moleküle

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"DNA Missmatch Repair" heißt dieses Ölbild von Tatyana von Leys, das in der Ausstellung "Connections" in Martinsried den Betrachter in den Bann ziehen soll. (Foto: Picasa)

Tatyana von Leys will in ihren Werken auf spielerische Art die Genres Kunst, Naturwissenschaft und Philosophie vereinen. Im Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried sind von diesem Wochenende an ihre Bilder zu sehen.

Von Udo Watter, Planegg

Wer möchte nicht gern über sich selbst hinauswachsen? Sich auf ein neues Level begeben - intellektuell, physisch, ästhetisch? Womöglich die Grenzen des biologischen Körpers erweitern, optimieren und damit der Unsterblichkeit näher rücken?

Besucher, die sich in die eindrucksvollen und eigenwilligen Bilder der Künstlerin Tatyana von Leys vertiefen, die von kommendem Samstag, 25. Mai, an im Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried zu sehen sind, werden solchen Fragen, welche die philosophischen Denkrichtungen des Trans- und auch Posthumanismus prägen, implizit ausgesetzt.

Im Transhumanismus soll der Zustand des Menschen mithilfe der Wissenschaft und Technik verbessert werden - Stichworte: Genome Editing, Cyborgisierung, Mind Uploading und künstliche Superintelligenz. Dabei spielt die Biotechnologie eine große Rolle, was in den Arbeiten von Tatyana von Leys durch detailgetreue Malereien aus der Molekularbiologie zum Ausdruck kommt. Insofern ist der Schauplatz der Ausstellung "Connections" natürlich sehr passend. Konkret hängen die Ölbilder der in Innsbruck geborenen und am Tegernsee lebenden Künstlerin im Eingangsbereich des Hauptgebäudes "S".

Tatyana von Leys sucht in ihren Werken auf spielerische Art die verschiedenen Genres Kunst, Naturwissenschaft und Philosophie zu vereinen. Ihre Mittel: "Verfremdete Porträts aus der Kunstgeschichte und die detailgetreue Wiedergabe aus der Molekularbiologie, verwoben zu einer neuen Historie", wie es in der Ankündigung zur Ausstellung heißt: "Es ist die Transparenz des Schleiers, die im Spiel zwischen dem Natürlichen und dem Monströsen so reizvoll entscheidend ist. Was durchsichtig und glasklar erscheint, entpuppt sich als undurchsichtig künstlich konstruiert."

Es ist also ein visuell wie intellektuell herausfordernder Besuch, auf den man sich in Martinsried einlässt, aber mutmaßlich auch ein lohnender: Im Fokus steht die Schönheit der Moleküle und der Reiz subzellulärer Strukturen, die in Kombination mit figurativen Darstellungen aufwarten. Dem Betrachter bietet sich ein irritierendes, farbenfrohes Zusammenspiel von Figuration und kleinen Teilchen.

Tatyana von Leys kombiniert Figuration und Formschönheit aus der Molekularbiologie. Hier "New Human". (Foto: Picasa)

Tatyana von Leys hat sich dabei als Denkerin mit den trans- und posthumanistischen Theorien auseinandergesetzt und beschreibt in ihrem Buch "Das kleine Buch vom neuen Denken" die Ideen und Möglichkeiten dieser philosophischen Strömungen, weist indes auch auf die ethischen Fragen hin, die daraus entstehen.

Denn man kann sich bei diesen durch technologischen Fortschritt befeuerten Zielen, die eine Art Übermensch im Blick haben, schon Fragen stellen. Wollen wir wirklich immer länger leben? Durch Technologie schöner werden? Welche Rolle spielt dabei die Achtung vor der Autonomie des Menschen? Welches Menschenbild entwickelt sich, wenn wir durch implantierte Computertechnologie optimiert werden? Künstliche und menschliche Intelligenz auf ganz neue Art korrespondieren? Und: Ist die Sehnsucht nach Unsterblichkeit nicht irgendwie auch sterbenslangweilig?

Die Ausstellung "Connections" im Max-Planck-Institut für Biochemie dauert vom 25. Mai bis 5. Juli. Besucher der Ausstellung sollen sich am Empfang anmelden.

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