Unterföhring:Unmögliche Bankgeschäfte

Unterföhring: In Unterföhring gibt es Ärger über die Kreissparkasse.

In Unterföhring gibt es Ärger über die Kreissparkasse.

(Foto: Claus Schunk)

Die Kreissparkasse reduziert ihren Service in Unterföhring weiter und baut sogar den Briefkasten ab.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Was Geldinstitute angeht, ist Unterföhring seit geraumer Zeit nicht mehr gesegnet: Die Commerzbank hat vor einigen Jahren dicht gemacht, die Hypovereinsbank hat ihre Filiale geschlossen, und wer etwas bei der Postbank erledigen will, der muss zum Bahnhof ins Postcafé oder in einen Baumarkt an der Feringastraße kommen. Die Stellung halten in der Mediengemeinde nur noch VR-Bank Ismaning-Hallbergmoos-Neufahrn sowie die Münchner Bank - und auch die Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg mit ihren Geschäftsräumen direkt am Rathaus. Wenn sie denn auf hat.

Mit Beginn der Corona-Krise hat das Geldinstitut seine Mitarbeiter allerorts ins Home-Office geschickt. Kundenkontakt war selbstredend verboten, der Selbstbedienungs-Bereich aber war unter Abstands- und Hygieneregeln die ganze Zeit über auch in Unterföhring zu nutzen. Während die anderen ansässigen Banken mittlerweile ihre Türen wieder aufgesperrt haben, müssen sich die Sparkassensparer noch bis zum 15. Juni gedulden, ehe sie ihre Bankgeschäfte persönlich am Schalter in der Filiale erledigen können, wie Sprecherin Marion Neupert sagt.

Der Briefkasten ist verschlossen

Sollte jemand aber aktuell Unaufschiebbares monetärer Natur zu erledigen haben, dann muss er sich auf den Weg nach Ismaning machen. Dort ist die Filiale offen. Selbst eine bereits daheim ausgefüllte Überweisung muss warten oder auf Reisen in den Nachbarort gehen. In Unterföhring ist der Briefkasten abgeklebt - und soll es nach der Wiedereröffnung Mitte Juni auch bleiben. Entweder der Kunde nutzt dafür den SB-Bereich oder er gibt sie zu den Öffnungszeiten direkt am Schalter ab. Den Ausschlag zur Briefkastensperre hat übrigens nicht allein Corona gebeben. Die Kreissparkasse habe bereits seit einiger Zeit festgestellt, dass diese Möglichkeit kaum noch genutzt werde, so die Unternehmenssprecherin. Außerdem sei es schwierig, zum Beispiel fristgebundene Überweisungen auszuführen, wenn sie in einem Briefkasten herumliegen.

Für den Unterföhringer Seniorenbeirat ist dieses Gebaren empörend. Ende Mai ist der Altenvertretung von einer Familie ein Briefwechsel zwischen der Familie, dem Rathaus und der Kreissparkasse bezüglich der nicht vorhandenen Serviceleistungen zugegangen. Darin zeigen die betroffenen Kunden zwar Verständnis für die Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie, dass die Kreissparkasse in der Zweigstelle Unterföhring ihren Service "fast auf null" fahre, sei gerade für Ältere "schlichtweg eine Zumutung und grenzt an Unverfrorenheit", heißt in dem an Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (PWU) und den Seniorenbeirat adressierten Brief.

Wer etwa unter einer Sehschwäche leide, nicht mobil sei und keinen Computer verfüge, der sei vom Service der Sparkasse ausgeschlossen und "massiv benachteiligt". Vor allem der verschlossene Briefkasten ist den Verfassern des Schreibens ein Dorn im Auge. So müssten die betroffenen Kunden für eine Überweisung mit Bahn oder Bus nach Ismaning fahren und zu Fuß vom S-Bahnhof oder von der Bushaltestelle zur Ismaninger Zweigstelle laufen. Deswegen hoffe man auf Unterstützung durch die Gemeinde und den Seniorenbeirat bei dem Wunsch, den Briefkasten wenigstens zwei bis drei Mal in der Woche zu leeren.

Kritik vom Seniorenbeirat

Der Seniorenbeirat hat die Beschwerde an die Kreissparkasse weitergeleitet, die Antwort von dort stimmt ihn wenig versöhnlich: Die Zeilen lassen nach den Worten von Seniorenbeirats-Chef Schwaiger kaum Verständnis für ältere Mitbürger erkennen, die die technischen Errungenschaften nicht in diesem Maß nutzen wollen oder können. Dass das Geldhaus in seiner Antwort seine Haltung verteidigt und dazu rät, doch auf Online-Banking umzusteigen, den SB-Terminal zu nutzen, Überweisungen telefonisch zu beauftragen oder die entsprechenden Belege per Post zu schicken, empfindet Schwaiger als "selbstgefällig und ohne jegliche Empathie", wie er sagt. Die Kreissparkasse übersehe, dass es eine Vielzahl von Kunden gibt, die technische Angebote aus unterschiedlichsten Gründen schon bisher nicht genutzt hat und jetzt ohne Unterstützung am Ort massiv benachteiligt ist.

Dass es zumindest möglich sein soll, vom 15. Juni an wieder Überweisungen in der Unterföhringer Zweigstelle während der Öffnungszeiten abzugeben, kann die Gemeinde als Erfolg verbuchen. Bargeschäfte aber wird es dort nicht mehr geben, wie auf einem im Fenster hängenden Plakat der Kreissparkasse geschrieben steht. Wer etwa Münzrollen braucht oder Geld aus dem Sparschwein zählen lassen will, muss weiter nach Ismaning fahren.

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