Kulturstrand:Sein Platz ist an der Isar

In den nächsten Jahren wechselt der Kulturstrand immer wieder seinen Standort. Das müsste eigentlich nicht sein. Den idealen Platz gäbe es nämlich schon.

M. Ruhland

Als Christian Ude beim Empfang der Urbanauten im Sommer dieses Jahres die Bühne auf dem Balkon der Corneliusbrücke betrat, hatte er es zunächst schwer: Ein offensichtlich geistig verwirrter Mann brüllte auf der Brücke Tiraden gegen Gott und die Welt derart penetrant, dass dagegen nicht anzureden war. Der OB wartete geduldig - und baute den Zwischenfall in seine Ansprache ein. "Die Urbanauten stören nicht, gelegentlich werden sie aber gestört." Damit hatten die Macher des Kulturstrandes den amtlichen Stempel verpasst bekommen, auf den sie seit vielen Jahren warteten: Sie stören nicht!

Kulturstrand in München, 2010

Sonnenanbeter sitzen in der Strandbar der Urbanauten auf dem Isarbalkon an der Münchner Corneliusbrücke - dort gehört der Strand eigentlich hin.

(Foto: Stephan Rumpf)

Doch damit nicht genug: Ude pries den Durchhaltewillen der Urbanauten und besang den Balkon in geradezu poetischen Worten als "Schiffsrumpf im Meer der Isar" und mithin "schönsten Platz" für den Strand. So viel Ehr und Preis hatten sich die Urbanauten wohl selbst nicht erträumt. Sie waren in der Vergangenheit andere Töne gewohnt. Aus der Politik kam immer wieder der Vorwurf, die Strandparty ufere aus, die Anwohner seien die Leidtragenden.

Insofern war Udes Eloge vor allem eine längst überfällige Klarstellung und läutete das Ende einer absurden Diskussion ein. Denn schon lange zuvor hatten die Urbanauten bei Polizei und KVR nachgefragt, ob es denn wirklich haufenweise Beschwerden von Anwohnern gebe. Das Ergebnis lautete: nein.

Die Strand-Diskussion der vergangenen Jahre trägt die Züge einer Posse. Die Urbanauten mussten Dutzende von Alternativvorschlägen liefern. Die Verwaltung behandelte diese, als ginge es darum, rohe Eier mit einem Löffel über den Stachus zu tragen. Zuletzt redeten auch die Rathausfraktionen mit, und jeder Einzelne wusste es besser.

Immerhin: Der Stadtrat hat sich nun durchgerungen, den Kulturstrand für drei Jahre an wechselnden Orten auszuschreiben - und nicht wieder erst auf den letzten Drücker zu vergeben. Es wäre auch einfacher gegangen. Der Cornelius-Balkon ist ein idealer Platz, nicht erst, seit Ude das festgestellt hat. Dort, an die Isar, gehört der Strand eigentlich hin.

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