Kulturprogramm:Wunderschöne Katastrophen

elbtonal

Schlagfertig: das Percussion-Ensemble "Elbtonal".

(Foto: Frank Waberseck/2Vista)

In Oberhaching beginnt der Vorverkauf für die neue Saison mit spannenden Vorstellungen

Von Udo Watter, Oberhaching

Narzisst, Macho, Monster - Pablo Picasso, der vielleicht bedeutendste Maler des 20. Jahrhunderts, war für seine so leidenschaftlichen wie zerstörerischen Beziehungen zu Frauen berüchtigt. Angeblich gab es für ihn nur zwei Arten von Frauen: Göttinnen oder Fußabstreifer. Françoise Gilot, Malerin, Muse und Mutter zweier Kinder von Picasso, nannte ihre zehnjährige Beziehung in einem Interview mit dem SZ-Magazin mal "eine Katastrophe, aber eine wunderschöne". Die mittlerweile 96-jährige Französin war die einzige, die ihn verlassen hat und nach der Trennung neues Glück fand - andere wie seine wohl berühmteste Muse Dora Maar wurden schwer depressiv oder nahmen sich später gar das Leben wie Marie-Thérèse Walter oder Jacqueline Roque.

Beim kleinen "Festival für Kammermusik, Literatur und Weltmusik", das zu den Höhepunkten der neuen Oberhachinger Spielzeit gehören dürfte, steht diese spannende Thematik im Mittelpunkt: "Picasso und die Frauen" heißt das literarisch-musikalische Projekt, das am 25. Januar auf der Bühne des Bürgerhauses realisiert wird. "Picassos legendärer Ruf als Künstler wie als Liebhaber basiert auf seiner passionierten Hingabe an das Objekt seines Begehrens - sei es auf der Leinwand oder in Gestalt einer Frau", erklärt Festivalleiterin Isabel Lhotzky. "An diesem Tag zeichnen wir ein mitreißendes Porträt des Malergenies, dessen Liebesleben ähnlich facettenreich war wie seine Kunst." Ein Clou: Als Erzählerin für dieses Projekt (Textkonzept: Eva Hofmann) konnte Lhotzky die Schauspielerin Brigitte Hobmeier gewinnen, eine der profiliertesten Darstellerinnen in der deutschsprachigen Theater- und Filmlandschaft. Zudem wird es an dem Abend auch musikalisch Hochkarätiges geben, vorgetragen von der Geigerin Rita Rózsa, dem Perkussionisten Jan-Frederick Behrend und Lhotzky am Klavier. Am zweiten Festivalabend tritt das Percussion-Ensemble Elbtonal auf. "Unglaublich spektakulär", schwärmt Volker Böhm vom Kulturamt Oberhaching. Zudem gibt es innerhalb des Festivals einen Programmpunkt für Kinder: "Eine kleine Trommelreise", ebenfalls mit Elbtonal Percussion.

Der Kartenvorverkauf für diese und weitere Veranstaltungen des Oberhachinger Kulturprogramms startet an diesem Donnerstag, 20. September, um 17 Uhr. Und natürlich lassen sich beim Blick ins Programmheft weitere viel versprechende Angebote finden: In der Sparte Kabarett stellen etwa Christian Springer sowie Michale Altinger und Alexander Liegl ("Die Platzenden Hirsche") ihre aktuellen Programme vor. "Sie waren schon bei uns, als sie noch nicht so bekannt waren", sagt Böhm, "bleiben uns seither aber treu." Die Wellküren, selbst ernannte Gründerinnen der Stugida-Bewegung (Stubenmusik gegen die Idiotisierung des Abendlandes), kämpfen in "Abendlandler" am 6. Dezember mit Dreigesang gegen die um sich greifende Einfalt. Chin Meyer betrachtet in "Macht! Geld! Sexy?" am 25. Oktober das Instrumentarium der Mächtigen. Im Klassikprogramm: die Pianistin Senka Brankovic, die am 13. Oktober Schumanns "Kinderszenen" spielt, dazu Stücke von Brahms und Brahms-Variationen von Ivan Eröd. Der Oberhachinger BR-Moderator Martin Fogt führt in die Werke ein. Beim Kammerorchester Oberhaching steht am 28. Oktober unter anderem Haydns Konzert für Trompete und Orchester in Es-Dur auf dem Programm. Solist ist der 18-jährige Tobias Krieger aus Sauerlach. Konzerte jenseits der Klassik gibt es deutlich mehr: Wie immer wird Jazz-Pianist Bernd Lhotzky, Mann von Isabel Lhotzky, an seinem Geburtstag (11. Dezember) im Bürgersaal beim Forstner aufspielen. Diesmal hat er freilich seine Kollegen von Echoes of Swing dabei, denn auch das Quartett hat Grund zum Feiern: Seit 20 Jahren touren die vier erfolgreich durch die Welt. Unter dem Motto "Travellin' - 20 Years on Tour" präsentieren sie ihre gleichnamige, international bejubelte Jubiläums-CD. "Bei jeder neuen CD von ihnen überschlagen sich die Kritiker mit noch mehr Lob", schwärmt Böhm. Er freut sich aber auch auf den Auftritt des Johannes Ochsenbauer Quartetts am 17. Februar. Eigentlich ein Trio haben sich Johannes Ochsenbauer (Bass), Tizian Jost (Piano) und Michael Keul (Drums) diesmal mit dem Trompeter John Marshall verstärkt, der mit Legenden wie Benny Goodman, Dizzy Gillespie und Lionel Hampton zusammengespielt hat und auch als Sänger auftritt. Die Barrelhouse Jazzband gastiert am 11. Oktober in Oberhaching und präsentiert ein traditionelles Programm von Duke Ellington und Count Basie über Harlem Swing bis zu Eigenkompositionen. "Jazz funktioniert bei uns gut, wenn er nicht zu progressiv ist", sagt Böhm.

Zudem treten etliche Liedermacher mit bairischem Timbre oder Weltmusik-Gruppen auf, darunter Hundling, Werner Schmidbauer oder Klangzeit. Die beliebte Reihe "Musik & Antipasti" im Bibliothekssaal gibt es auch wieder, sie startet am 18. Oktober mit der Jim Mullen Group. Der renommierte Jazz-Gitarrist Jim Mullen aus Glasgow bringt dazu seine Lieblingssängerin Zoe Francis mit - anders als bei Picasso ein inspirierender Austausch auf Augenhöhe.

Karten gibt es von 20. September, 17 Uhr an - online unter www.oberhaching.de sowie in Bibliothek, Bürgerbüro und bei der Buchhandlung Kempter oder bei www.reservix.de. Online sind die Rabattpakete über www.oberhaching.de verfügbar.

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