Kulturprogramm:Vom Nockherberg nach Feldkirchen

Maxi Schafroth wird neuer Fastenprediger bei der Salvatorprobe in München, 2018

Maxi Schafroth, Redner beim Nockherberg, präsentiert sein Programm "Faszination Bayern".

(Foto: Stephan Rumpf)

Der Auftritt von Maxi Schafroth gehört zu den Höhepunkten

Die bayerischen Schwaben haben in punkto Emanzipation jetzt mit den Frauen gleich gezogen. Nach Luise Kinseher, die als erste Frau überhaupt das traditionelle Politiker-Derblecken bei der Starkbieranprobe am Nockherberg von 2011 bis 2018 übernahm, darf 2019 mit Maxi Schafroth erstmals ein "Nicht-Altbayer" am "Olymp des Kabaretts", wie er es nennt, ran. Der 1985 in Memmingen geborene Allgäuer, der am Nockherberg schon als Conchita Wurst und als personifiziertes Über-Ich Horst Seehofers mitwirkte, wird nun in gut drei Monaten den Politikern die Leviten lesen, darunter dem bayerischen Ministerpräsidenten, der ja inzwischen ein Franke ist. Man kann nun einen Abgesang auf die schleichende Entmachtung der Altbayern anstimmen, oder sich freuen, dass ein verschmitzter und im übrigen das bayerische Wesen sehr genau beobachtender Allgäuer am 13. März seine Predigt zeigen darf.

Wenn er also genau einen Monat später, am 13. April, im Bürgerhaus Feldkirchen, auftritt, dann ist der Bekanntheitsfaktor von Schafroth sicherlich gestiegen und seine Brettlkunst von vielen Seiten unter die Lupe genommen worden. Sein Gastspiel in Feldkirchen dürfte einer der Höhepunkte der Kulturspielzeit in der Gemeinde sein. Schafroth, 2017 mit dem Bayerischen Kabarettpreis ausgezeichnet, wird dort sein Programm "Faszination Bayern" vorstellen, worin er dem Publikum die Vielseitigkeit des flächenmäßig größten Bundeslandes näher bringen will.

Auch kein gebürtiger Altbayer, aber ein Münchner par excellence ist Miroslav Nemec, der am 12. Januar, die neue Kultursaison in Feldkirchen eröffnen wird. Nemec ist einem breiten Publikum vor allem als Kriminalhauptkommissar Ivo Batic an der Seite von Udo Wachtveitl im Münchner Tatort bekannt, am vergangenen Sonntag haben sie in der ARD ihren 80. Fall gelöst. Aber der gebürtige Kroate Nemec ist weit mehr als Batic. In seinem Programm "Miroslav Jugoslav" erzählt, rezitiert, liest und singt er aus seiner unter diesem Titel erschienen Autobiografie, die nicht zuletzt einer geglückten Integrationsgeschichte in Deutschland Ausdruck verleiht, auf die man durchaus stolz sein darf.

Stolz ist jedenfalls Feldkirchens Bürgermeister Werner van der Weck (SPD) auf das neue Programm: "Kultur bedeutet Lebensqualität", erklärt er. "Und genau deshalb ist unser kleines und feines Kulturprogramm ein wichtiger Bestandteil unseres Gemeindelebens. Gern würde ich herausragende Programmpunkte aus unserem aktuellen Programm empfehlen; doch ich finde, dass jede einzelne Veranstaltung ein Highlight darstellt."

Sapperlot. Mag Van der Wecks schwärmerisches Urteil auch ein wenig lokalpatriotisch gefärbt sein, den Auftritt von Dreiviertelblut am 15. Februar kann man definitiv empfehlen. Die Band rund um den Bananafishbones-Sänger Sebastian Horn und den Komponisten Gerd Baumann hat sich "folklorefreie Volksmusik" auf die Fahnen geschrieben. Was ein bisschen wie ein Marketing-Slogan klingt, hat sich aber in der Tat zu einem charakteristischen Sound entwickelt, der komplex, vielschichtig und teilweise richtig mitreißend ist. Die von Horn mit dunkel-bairischer Stimme intonierten Texte verraten oft eine gewisse Neigung zum Humorvoll-Morbiden ("Wannst mit'm Deife tanzt, dann brauchst guade Schuah"), es sind kurios-krude Geschichten über das Leben und den Tod. Nach "Finsterlieder" heißt ihr neues Programm "Diskothek Maria Elend". Ein weiterer Höhepunkt des Feldkirchner Kulturangebots 2019, für das der Vorverkauf vor wenigen Tagen begonnen hat, ist das Programm "Drei Männer - nur mit Gitarre", mit dem seit einigen Jahren die Liedermacher und Kabarettisten Keller Steff, Roland Hefter & Michi Dietmayr durch Bayern und Österreich touren.

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