Den Zufall so weit wie möglich auszuschließen ist nicht nur eine Maxime des Fußballtrainers und Ballbesitz-Aficionados Pep Guardiola, sondern ein Ideal des heutigen, technologieaffinen Menschen. Eine Facette davon ist der Siegeszug der Reservierung (meist online) – was früher allenfalls für gehobene Restaurants üblich war, gilt heute für jedes Durchschnittswirtshaus, die Sportbar, den Platz im Kino oder das Bett im Backpacker-Hostel.
Das Abonnement dagegen, obwohl letztlich auch eine Form der Reservierung, ist eher auf dem Rückzug. Sich verbindlich auf Konzert- oder Theaterbesuche weit im Voraus festzulegen, ist vielleicht nicht mega-out, aber auch nicht mehr en vogue. Gleichwohl gibt es aber noch genügend treue, kulturbegeisterte Menschen, die sich ein Abo gönnen (das ja durchaus monetäre Vorteile birgt). Die meisten Bürgerhäuser und Kulturzentren im Landkreis München bieten diese Möglichkeit daher nach wie vor an, aber natürlich auch die Option, Einzelkarten für ein bestimmtes Ereignis im Vorverkauf zu erwerben.
In den zurückliegenden Wochen sind etwa die neuen Kulturprogramme der Gemeinden Unterföhring (www.buergerhaus-unterfoehring.de/veranstaltungen/abonnements), Taufkirchen (https://kulturzentrum-taufkirchen.de)oder Ottobrunn (https://wfh-ottobrunn.de/programm/abo-service) herausgekommen. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, darf man behaupten, dass es sich durchaus lohnt, einen genaueren Blick auf die Spielpläne zu werfen. Möglicherweise bekommt der eine oder die andere auch Lust, sich ein Abo nach Genre (wie Kabarett oder Schauspiel) respektive ein Wahlabo zusammenzustellen.
„Wir haben eigentlich immer eine ganz gute Auslastung“, erklärt der Theaterregisseur Bernd Seidel, der als künstlerischer Berater am Ottobrunner Wolf-Ferrari-Haus wirkt. Wie immer wird der 70-Jährige dem Programm auch mit einer eigenen Inszenierung Charakteristik verleihen – das Stück „Diva“ von Dirk Dobbrow, bei dem es um Prostitution, Mord und Seelenstriptease geht, ist dabei sicher nichts für Menschen, die leichte Unterhaltung oder schöngeistige Erbauung suchen.
Zu viel Verstörendes wird es aber in der Saison nicht geben. „Die Menschen machen ja eher einen Bogen um das Experimentelle“, sagt Seidel selbst. Zu den Highlights der Abo-Vorstellungen dürften das Ballett „Dracula“ gehören, eine Produktion des Tanzforums München, wie auch „Spatz und Engel“, eine Hommage an Edith Piaf und Marlene Dietrich oder die sinnlich-erotische Show „Let’s Burlesque“. Auch der Auftritt von Miroslav Nemec als „Alexis Sorbas“ verspricht interessant zu werden, im Bereich Kabarett kommen unter anderem Constanze Lindner, Lizzy Aumeier und Chris Boettcher.
In Taufkirchen ist die Dichte prominenter Comedians und Kabarettisten kommende Saison fast noch höher: Dort gastieren Günter Grünwald, Django Asül, Stephan Zinner und Daphne de Luxe, dazu kommen die niederbayerische Newcomerin Teresa Reichl und die italienischstämmige Musikkabarettistin Carmela De Feo aus dem Ruhrpott.
Weiters gibt es Lesungen mit Jutta Speidel und Gerd Anthoff, diverse Tribute-Konzerte, eine Sandmalerei-Show, eine Zaubershow und Varieté sowie ebenfalls das Musiktheaterstück „Spatz und Engel“. Die neue Kulturamtsleiterin Julia Jattke und ihr Team haben erfolgreich versucht, „ein vielseitiges und interessantes Programm zusammenzustellen“. Der exklusive Abo-Vorverkauf läuft noch bis zum 5. Juli.
Die Unterföhringer Spielzeit 2024/25 zeichnet sich ebenfalls durch Vielfalt und Qualität aus. Im Bereich Theater wird unter anderem das gefeierte Stück „Meisterklasse“ über das Leben der Opern-Diva Maria Callas geboten. Das Münchner Ensemble Persona bringt zudem Hermann Melvilles großen Roman „Moby Dick“ auf die Bühne. Das renommierte Frauenquartett Salut Salon erweckt mit „Träume“ allerlei märchenhafte Gestalten zum Leben und der Bach-Kantaten-Chor München präsentiert mit „Messiah“ das berühmteste Oratorium Händels, unterstützt vom Barockorchester L‘arpa festante. Comedy und Kabarett gibt’s ebenfalls, besonders erwähnenswert: Die Unterföhringer Lachnacht ist diesmal eine Ladys Night: Abgesehen von Moderator Ole Lehmann kommt der Humor in persona von Dagmar Schönleber, Vera Deckers, Mia Pittroff und Kristina Bogansky daher.
Nach längerer Pause wird zudem im Oktober wieder das Bürger-Kulturfestival veranstaltet. Unter dem Motto „Ein Ort kommt zusammen“ stehen die Unterföhringerinnen und Unterföhringer hier selbst im Mittelpunkt und steuern Auftritte bei. Ein Höhepunkt des Festivals dürfte heuer die Premiere des Community Dance Projekts sein: Unter der Leitung des Choreografen Josef Eder erarbeiten tanzbegeisterte Unterföhringer ein Stück.
„Kultur verbindet, baut Brücken und bereichert unseren Alltag. Sie lässt uns andere Sichtweisen verstehen, sie inspiriert, sorgt für Kontroversen und Zusammenhalt“, erklären Kulturamtsleiterin Barbara Schule-Rief und Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer im Vorwort des Programmhefts. Und sie ist gerade live, als Bühnenerlebnis, eine Erfahrung, die kein Bildschirm ersetzen kann, egal, ob man das Ticket nun spontan an der Abendkasse gekauft oder schon lange vorher gebucht hat.