Kulturförderung:Kirchheim stellt den Bürgersaal zurück

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Die Gemeinde Kirchheim verschiebt den Neubau neben dem künftigen Rathaus aus Kostengründen auf unbestimmte Zeit. Auch der Umbau des Bürgerhauses wird vertagt.

Von Christina Hertel, Kirchheim

In den nächsten Jahren bekommt Kirchheim keinen Bürgersaal für kulturelle Veranstaltungen. Auch das Bürgerhaus an der Feldkirchener Straße, das die Gemeinde Ende 2014 gekauft hat, wird nicht weiter umgebaut. Das hat der Gemeinderat am Montagabend mit großer Mehrheit beschlossen. Nur Rüdiger Zwarg von den Grünen sprach sich dagegen aus. Er sagte, er sehe Rathaus und Bürgersaal als ein Ensemble, das gemeinsam realisiert werden müsse. Dabei hatte kürzlich sogar die Kirchheimer Kulturreferentin Katharina Ruf erklärt, dass sie derzeit keinen Bedarf für einen großen Bürgersaal sehe.

Einen eigenen Veranstaltungssaal hat Kirchheim momentan nicht. Konzerte, Lesungen und Kabarett finden entweder in der Aula des Gymnasiums oder in Räumlichkeiten der drei Kirchen statt. Auch im neuen Gymnasium soll es einen großen Saal geben, der anders als heute komplett abtrennbar sein wird. In den Plänen für die Ortsentwicklung ist ein neuer Bürgersaal für 400 Personen eigentlich enthalten. Er soll neben dem Rathaus im Norden des Ortsparks stehen. Klar war aber auch schon immer: Es ist eine Frage des Geldes, ob und wann er tatsächlich kommt. Deshalb war es von Anfang an die Aufgabe der Architekten, ein Konzept zu entwickeln, bei dem sich das Rathaus zumindest eine Zeit lang alleine in den Ort einfügt.

Weil das nach Ansicht einer Jury dem Architekten Peter Dürschinger aus Fürth besonders gut gelungen ist, hat sich der Gemeinderat dafür entschieden, seinen Entwurf zu realisieren: einen Bau aus Glas und Holz mit einem Knick in der Mitte. Mindestens bis das Rathaus fertig ist, sollen der Neubau eines Bürgersaals und die Sanierung des Bürgerhauses zurückgestellt werden.

Denn Kirchheim geht das Geld aus: Bis 2021 will die Gemeinde 57 Millionen Euro investieren - unter anderem in Rathaus, Kindereinrichtungen und Gymnasium. 36 Millionen Euro Schulden muss Kirchheim dafür aufnehmen. Bürgersaal und Bürgerhaus hätten nach ersten Schätzungen jeweils an die fünf Millionen Euro gekostet. Doch der Gemeinderat beschloss am Montag nun, dass die Sanierung der Turnhalle oder ein Neubau gegebenenfalls mit einem Lehrschwimmbad Vorrang haben. Für Kulturveranstaltungen wird die Gemeinde weiterhin die Aula des Gymnasiums nutzen, sowohl des alten als auch des neuen.

Ganz verabschiedet hat sich Kirchheim von seinem Saal allerdings noch nicht. Zusammen mit dem Rathaus soll bereits das Untergeschoss fertiggestellt werden. Denn Tiefgarage und Technikräume, die dort entstehen, können beide Einrichtungen später zusammen verwenden. Über dieses Untergeschoss kommt dann eine wasserdichte Abdeckung. Architekt Peter Dürschinger könnte sich vorstellen, auf diesem Platz eine Pergola zu errichten und ihn teilweise zu begrünen, damit dort gemeindliche Feste oder Märkte stattfinden können.

Dass auch das Bürgerhaus an der Feldkirchener Straße vorerst nicht umgebaut wird, ist laut Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) kein Problem. Der Plan war, das mehr als hundert Jahre alte Gebäude zu sanieren und dort einen Saal für etwa 200 Personen unterbringen. Das wird nun auf unbestimmte Zeit verschoben. Genutzt werden könne das Haus trotzdem weiterhin, sagt Böltl. "In dem Gebäude ist fast täglich etwas los." Es gibt Ausstellungen, ein Kleidercafé und Konzerte.

Grund für den vorläufigen Verzicht auf Bürgerhaus und Bürgersaal könnte neben der angespannten finanziellen Lage auch sein, dass nicht einmal die Kulturreferentin Katharina Ruf einen Saal für notwendig erachtet - wenn die Gemeinde ihr Kulturprogramm nicht ausbauen, sondern in diesem Rahmen weiterführen möchte. Und für ein größeres Programm, das sagte sie im April auch, sei gleichzeitig ein größeres Budget notwendig.

Doch schon jetzt war die Auslastung der Kulturveranstaltungen nicht immer gut. Für drei Veranstaltungen war im vergangen Jahr nicht einmal die Hälfte der Karten verkauft worden. Beim Auftritt von Luise Kinseher blieben 100 Plätze leer, ebenso wie bei den Kabarettisten Herbert und Schnipsi. "Für 95 Prozent der Veranstaltungen reicht ein kleiner gemütlicher Saal", sagte Ruf damals, "und für den Rest haben wir noch das Gymnasium."

© SZ vom 20.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Kirchheim
:Kulturreferentin stellt Bürgersaal infrage

Für das bisherige Programm reichen die vorhandenen Räume nach Einschätzung von Katharina Ruf aus.

Von Christina Hertel

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