Kulturbranche:Im Schatten von Omikron

Kulturbranche: Ihr Auftritt in Taufkirchen findet voraussichtlich statt: Tänzer der "Breakin' Mozart"-Show.

Ihr Auftritt in Taufkirchen findet voraussichtlich statt: Tänzer der "Breakin' Mozart"-Show.

(Foto: flownmary)

Kurzfristige Absagen von Veranstaltungen häufen sich. Oftmals genügt die Erkrankung nur eines Ensemblemitglieds, dass die Veranstaltung ausfällt - so etwa der Auftritt der Band "Dreiviertelblut" in Feldkirchen am Freitag.

Von Udo Watter, Unterhaching/Taufkirchen

Während der vergangenen zwei Jahre im Schatten der Pandemie hat es schon allerlei Gründe und Verordnungen gegeben, die die Realisierung von Kulturveranstaltungen erschwerten. Manches schien aus gesundheitspolitischer Vernunft nötig, manches eher der Strenge oder Indifferenz politischer "Entscheider" geschuldet: Lockdowns, diverse G-und Abstandsregeln, Auslastungsbeschränkungen, kurzfristige Änderungen.

Eigentlich soll jetzt ja alles wieder besser werden in der Kulturbranche, mehr Freiheiten und Lockerungen die Lage der Veranstalter und Künstler verbessern. Eine Häufung von kurzfristigen Veranstaltungsabsagen im Landkreis München (und nicht nur dort) zeigt jetzt aber, dass die destruktive Gestaltungskraft, die das Virus in all seinen Auswirkungen birgt, nicht so einfach auszubremsen ist. Die Ansteckungsrate ist ja immer noch hoch - was bedeutet, dass eben die Infektion eines Ensemble-Mitglieds in der Regel zur Folge hat, dass die Vorstellung komplett ausfällt.

Am vergangenen Samstag etwa musste die Aufführung der Münchner Volkssängerbühne "Das ewige Spui von Tod und Deife" in Unterhaching deswegen ins Wasser fallen - ein Mitglied der Theatergruppe war erkrankt. Der Auftritt der Band "Dreiviertelblut" im Feldkirchner Rathaus an diesem Freitag, 25. Februar, ist ebenfalls kurzfristig abgesagt worden, "wegen der Erkrankung eines der Musiker des Ensembles", wie die Gemeinde als Veranstalter mitteilt. In Unterhaching fällt der für den selben Tag geplante Kabarettabend mit Lutz von Rosenberg-Lipinsky ("Demokratur") aus. Neben infizierten Künstlern ist die Zurückhaltung des Publikums nach wie vor ein Problem. Manche Vorstellungen lohnen sich im Moment weder wirtschaftlich noch atmosphärisch. "Es gibt immer noch den Unterschied zwischen Theorie und Praxis", sagt Katharina Wirtz vom Kulturamt Unterhaching mit Blick auf die von der Politik formulierte Perspektive und Planungssicherheit.

"Die größte Gefahr, die jetzt besteht, ist, dass die Künstler krank werden", erklärt Michael Blume, Leiter des Kultur- und-Kongresszentrums Taufkirchen. Auch das von ihm geführte Haus ist davon betroffen. Die Vorstellung "Goldberg-Variationen - Bach goes Breakdance", terminiert auf den 27. März, musste abgesagt werden, weil offenbar ein Teil der Tänzer sich mit Omikron angesteckt hat und das in den Proben befindliche Projekt daher unterbrochen werden musste. "Das ist natürlich sehr ärgerlich." Immerhin kann - Stand jetzt - das andere in Taufkirchen geplante Breakdance-Klassik-Crossover-Projekt "Breakin' Mozart" am 1. April im Kulturzentrum stattfinden.

Generell ist Blume vorsichtig zufrieden, was die aktuelle Entwicklung angeht. Ein Teil der kulturinteressierten Menschen finde es toll, dass es wieder richtig losgeht, ein anderer sei eben noch ängstlich wegen der Ansteckungsgefahr. "Ich verstehe beides." Längerfristig glaubt er, dass es mindestens noch ein Jahr oder länger braucht, bis sich die Lage wieder normalisiert.

So oder noch pessimistischer sehen das offenbar einige. "Ich stimme mit vielen Kolleginnen und Kollegen überein, die annehmen, dass eine Normalisierung der Besucherzahlen noch zweieinhalb Jahre dauern wird", erklärt Matthias Riedel-Rüppel, Chef des Kleinen Theaters Haar. "Ein Ziel sollte es doch sein, dass wir dieses ein bisschen früher schaffen", gibt er sich aber kämpferisch. Nötig sei dafür auch politisches Handeln: "Was es aus meiner Sicht viel mehr braucht, ist eine Kommunikationskampagne der Staatsregierung, die der Kultur einmal attestiert, dass sie ein sicherer Ort zum Gestalten der Freizeit ist."

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