Süddeutsche Zeitung

Kultur-Programm:Leichte Kost für Dagebliebene

Das Kleine Theater Haar verzichtet in diesem Jahr auf eine Sommerpause

Von Udo Watter, Haar

Während sich an manch anderen Orten im Landkreis das Zeitfenster für Konzerte, Kabarett und Komödie allmählich schon wieder schließt, bleibt der Vorhang im Kleinen Theater Haar offen. Corona-Pandemie und viel zitiertes Sommerloch hin und her - Intendant Matthias Riedel-Rüppel will in den Ferien möglichst viele Besucher im Garten oder Saal des Theaters begrüßen, den kommenden Monat zum Grüß-Gott-August der anderen Art machen: "Das Kleine Theater Haar wird auch im August auf eine Spielpause verzichten und mit einem vielseitigen Programm die Menschen unterhalten, die ihren Urlaub in ihrem eigenen Umfeld verbringen."

Das Programm ist in der Tat breit gefächert: am 5., 8. und 12. August kommen drei Protagonisten aus dem Bereich Kabarett und Comedy. Den Anfang macht Jakob Friedrich, der in seinem ersten Solo-Programm "I schaff mehr wie du!" als Waldorf-geschulter Mechatroniker im Blaumann daherkommt, welcher dem Irrsinn im schwäbischen Arbeitsalltag auf der Spur ist: Typenkabarett unter dem Einsatz diverser Dia- und Soziolekte.

Während Friedrich ein Newcomer in der Szene ist, zählt Alfred Dorfer schon lange zu den renommiertesten Kabarettisten im deutschsprachigen Raum. Der vielfach ausgezeichnete Wiener der auch als Schauspieler reüssierte ("Indien"), gastiert am Sonntag, 8. August, in Haar mit dem Programm "Und?". Das Ausmisten der alten Wohnung bringt ihn dabei mit Beiläufigkeit auf überraschende Gedanken, er stellt fundamentale Fragen, die nicht selten in überraschende Pointen münden. Vier Tage später betritt Kabarettist Nepo Fitz die Bühne und warnt das Publikum augenzwinkernd: "Ich komme zu meinen Shows, um selbst ein Spektakel zu erleben. Ich habe für meine Kunst gelitten. Jetzt seid Ihr dran."

Mehr um Poesie als Comedy geht es in der musikalischen Lesung "Die Sommernacht der klassischen Balladen", die das Ensemble Persona am 13. August präsentiert. Es ist eine Hommage an das "Ur-Ei" dramatischer Dichtung, als die Goethe die Ballade würdigte. Von seinem "Erlkönig" bis zu Schillers "Handschuh" werden Werke rezitiert respektive ihre Vertonungen von Komponisten wie Franz Schubert und Robert Schumann zu Gehör gebracht. Das Ensemble Persona, ein Zusammenschluss freischaffender Künstler mit dem Motto "Sie lieben Sprache? Wir halten Wort", wird am 19. August zudem Molières Komödie "Don Juan" aufführen.

Weitere musikalische Darbietungen gibt's natürlich auch, unter anderem tritt die Woodhouse Jazzband am 15. August auf und die finnische Sängerin Tuija Komi inklusive Quartett am 26. August. Der Schwerpunkt liegt aber im August definitiv auf Kabarett, mit Barbara Ruscher (21. August) und Barbara Weinzierl (28. August) wollen auch zwei weibliche Vertreter der scharfzüngigen Brettlkunst noch ihr Können zeigen.

Humor braucht's eben noch immer besonders in diesen Zeiten - und Zuversicht: "Von einer Normalisierung der Lage sind wir nach wie vor weit entfernt, aber wir bemühen uns weiter um den nötigen Optimismus für die kommenden Wochen", so Riedel-Rüppel. Dass man am Kleinen Theater sowohl drinnen wie draußen Veranstaltungen anbieten kann, ist schon mal eine gute Voraussetzung. "Was hier und da noch fehlt, ist das Zutrauen unserer Gäste, dass sie in der Kultur sicheren Kunstgenuss erfahren können", meint Riedel-Rüppel. "Wir sind alle dazu aufgefordert, daran weiter zu arbeiten."

Weitere Informationen über https://kleinestheaterhaar.de

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SZ vom 29.07.2021
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