Kubiz Unterhaching:Miss Verständnis und die Beklopptimierung

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Das Kultur- und Bildungszentrum bietet zum 30-jährigen Bestehen ein Programm mit Komödien, Tanztheater und viel Kabarett. Der offizielle Festakt findet am 21. November statt

Von Udo Watter, Unterhaching

Dass sie ein Charmebolzen ist, der das Talent hat, mit pfeilgerader Niedlichkeit Pointen zu setzen und kokett das Publikum anzuflirten, hat sie schon bei ihrem ersten Auftritt in Unterhaching bewiesen: Constanze Lindner, Kabarettistin und Schauspielerin aus München, wird nach drei Jahren wieder ins Kubiz zurückkehren und dort am 30. November ihr neues Programm "Miss Verständnis" präsentieren, ein Titel, dem sie ein augenzwinkernd unbescheidenes "Der Knaller auf der Bühne" anhängt. Die 46-Jährige, die auch die Sendung "Vereinsheim Schwabing" im BR moderiert und 2016 den Bayerischen Kabarettpreis (Senkrechtstarter) erhalten hat, ist ein echtes Bühnentier und dank ihrer darstellerischen Fähigkeiten eine Meisterin des Figurenkabaretts.

Als Miss Verständnis wird sie das Publikum daran teilhaben lassen, was alles passiert, wenn man stets vollkommen falsch verstanden wird. "Dass sie wieder zu uns kommt, freut mich besonders. Sie ist ja schon beim ersten Mal sehr gut angekommen", erklärt die Unterhachinger Kulturamtsleiterin Ursula Maier-Eichhorn.

Der Auftritt von Lindner dürfe nicht der einzige sein, der gute Chancen hat, ausverkauft zu sein in der neuen Unterhachinger Spielzeit - die eine besondere ist: Das Kultur- und Bildungszentrum (Kubiz) im Herzen der Gemeinde feiert sein 30-jähriges Bestehen. Und was für Lindner im kleinen gilt, kann man auch für das gesamte Programm, das Ursula Maier-Eichhorn schon seit drei Jahrzehnte federführend verantwortet, generell behaupten: Es kommt gut an. "Es läuft wirklich gut. Wir sind eigentlich konstant gut besucht", freut sich Maier-Eichhorn. Nicht zuletzt deshalb macht ihr die Arbeit auch immer noch Spaß, obgleich sie es manchmal nicht glauben kann, "dass es schon 30 Jahre sind."

Die Shakespeare Company Berlin zeigt in "Was ihr wollt" ihr komödiantisches Talent. (Foto: Veranstalter)

Die besondere Zahl wird an zwei Tagen explizit gefeiert: Am 5. Oktober zeigt die Musikbühne Mannheim, die selbst vor 30 Jahren gegründet wurde, die Produktion "Die Theaterchefin" - ein Abend mit musikalischen Evergreens aus "Cabaret" und "Phantom der Oper" oder Hildegard Knefs "Für mich soll's rote Rosen regnen." Für Besucher dieser Veranstaltung - es ist die Uraufführung - gibt es ein Glas Sekt.

Quasi gleich drei Jubiläen bieten den Hintergrund zur Veranstaltung mit dem Titel "Wie digital wollen wir leben?". Der Abend mit Festakt am 21. November ist zugleich eine Feier von 30 Jahre Kubiz, 50 Jahre VHS Unterhaching und 100 Jahre VHS generell. Es ist überdies eine Hommage an Bildung und Kultur, aber auch einen Ausblick auf die Zukunft und die Veränderungen, die durch die Digitalisierung Einzug halten. "Sie dringt ja in alle Lebensbereiche ein und wir stellen uns der Diskussion, wie wir damit umgehen wollen", sagt Maier-Eichhorn. Dazu gibt es Workshops.

Der Vorverkauf für die Einzelkarten des normalen Kulturprogramms hat diese Woche begonnen, und erfahrungsgemäß ist der Ansturm auf die Kabarettveranstaltungen oft besonders hoch. Neben Lindner tritt am 14. September zum Saisonauftakt das junge Münchner Comedy-Duo Beier & Hang mit seinem Programm "Beklopptimierung" auf. Ein Stammgast im Kubiz ist Kabarettist und Liedermacher Ringsgwandl, der im Januar sein Bühnenprogramm "Wuide unterwegs" präsentiert. Mit Arnulf Rating kommt zudem ein etablierter Politkabarettist (15. November), Christoph Brüske (25. Januar) integriert gerne musikalische Einlagen in seine Texte und zum Ende der Spielzeit wird eine Lokalmatadorin die Bühne des Kubiz betreten: Normalerweise schreibt und managt Corinna Binzer die beliebten Auftritte ihres Mannes, des Schauspielers Sepp Schauer ("Sturmwarnung"), mit dem sie in Unterhaching lebt. Diesmal wagt sie sich selber auf die Bühne. Ihr Programm am 2. Februar: "Aus. Therapiert - Was Frauen kennen und Männer wissen sollten."

Lou Hoffner und Hansi Kraus spielen in "Love Letters" ein Liebespaar. (Foto: Veranstalter)

Das Angebot im Bereich Theater ist abwechslungsreich und wartet mit einigen bekannten Namen auf: So wird Günther Maria Halmer in Daniel Glattauers Komödie "Vier Stern Stunden" (15. Dezember) einen missgelaunten Schriftsteller spielen, und Hansi Kraus mit Lou Hoffner in dem Stück "Love Letters" am 9. November in einem berührendes Kammerspiel agieren. Packende Unterhaltung auf ansprechendem Niveau verspricht auch der Auftritt der Shakespeare Company Berlin am 11. Oktober, die die wunderbare Verwechslungskomödie "Was ihr wollt" des englischen Dichters zeigt. Mit "Tod eines Handlungsreisenden" - Helmut Zierl spielt die Hauptrolle - ist ein weiterer Theaterklassiker zu sehen (24. Januar). Spannend und wohl eher etwas für experimentell offenen Theaterbesucher dürfte der Auftritt der Tat-Akademie unter der Regie von Bernd Seidel sein, die am 25. Oktober "Der große Fall der Lady Macbeth und Macbeth" zeigt. "Er macht immer interessante Inszenierungen" urteilt Maier-Eichhorn.

Märchenhafte Unterhaltung dürfte bei der Vorstellung von Engelbert Humperdincks Oper "Hänsel und Gretel" bieten, (16. November), der gleiche Stoff wird auch von der Benedict Manniegel Dance Academy am 6. Dezember auf die Bühne gebracht. Überhaupt ist Tanztheater auch in dieser Spielzeit wieder ein Markenzeichen. So zeigt das Ballet Classique München am 19. Oktober Meisterwerke der Ballettgeschichte. Viele weiter Angebote - etwa im Bereich der Klassik gibt es, Filmvorführungen, zudem Lesungen oder Ausstellungen oder auch die Zwanzigerjahre-Revue "In der Nacht ist der Mensch nicht gern allein" am 10. November mit Paul Holzmann und seiner Begleitkapelle. Das Kinderprogramm ist im Kubiz traditionell ebenfalls reichhaltig, im entsprechenden Abo kann man fünf Vorstellungen buchen: vom musikalischen Märchen "Die vier Münchner Stadtmusikanten" bis zum Kindertheaterstück "Serafin und seine Wundermaschine". Maier-Eichhorn war es von Beginn an stets wichtig, dass das Kubiz ein Ort der Begegnung für alle Generationen ist: "Kultur soll keine Luxus für Eliten sein, sondern alle ansprechen", schreibt sie im Programmheft. So richtig Durchgeknalltes steht daher in Unterhaching seltener auf dem Spielplan, aber immerhin kommt ja Constanze Lindner, "der Knaller auf der Bühne."

Constanze Lindner zeigt im Ensemble auch mehr als genug ihr komödiantisches Talent. (Foto: Veranstalter)

Abonnements (Wahlabo, Theater, Kabarett, Kinderabo) und Einzelkarten können im Kubiz, Unterhaching, Jahnstraße 1, erworben werden. Tickets können zudem gekauft werden in der Gemeindebücherei am Rathausplatz oder online über www.kubiz-tickets.reservix.de und www.muenchenticket.de

© SZ vom 17.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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