Krimikomödie:Mord im Saliterdorf

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"Die Helfendorf Cops" heißt das aktuelle Stück der Ayinger Gmoa-Kultur. Geschrieben hat es Marcus Everding. (Foto: oh)

Die Ayinger Gmoa-Kultur greift auch im neuen Stück die Ortshistorie auf

Von Udo Watter, Aying

Eine idyllische Landschaft fördert nicht zwingend ein friedliches menschliches Miteinander. Glaubt man den einschlägigen Regionalkrimis oder Vorabendfernsehserien, die seit Jahrzehnten in großer Zahl erscheinen, inspirieren offenbar gerade die schönsten Regionen am Alpenrand die Bewohner zu den gräulichsten Verbrechen. Ein Klischee, natürlich.

Das Ayinger Gemeindegebiet, so malerisch es sich ins Voralpenland schmiegt, war aber in der Tat schon Schauplatz außergewöhnlicher krimineller Akte: Vom legendären mörderischen Martyrium Emmerams im siebten Jahrhundert bis hin zu dem Loch in einem Wald bei Rauchenberg, in dem der Oetker-Entführer Dieter Zlof 21 Millionen Mark Lösegeld von Januar 1979 bis Ende 1995 vergraben hatte.

Dass im neuesten Stück der Ayinger Gmoa-Kultur der Ortsteil Helfendorf eine eigene Polizeidienststelle hat, ist insofern gar nicht so abwegig. Der Kulturverein der Gemeinde, der in seiner vorausgegangenen Theaterproduktion 2016 einen historisch verbürgten "Brudermord in Aying" aus dem Jahr 1852 verarbeitete (und die beiden oben genannten Fälle auch schon als dramatischen Stoff mehrfach inszeniert hat), wird heuer im Herbst wieder ein Bühnenwerk uraufführen. "Die Helfendorf Cops - das Salz der Erde" heißt das neueste Stück aus der Feder von Autor und Regisseur Marcus Everding - der Vorverkauf hat jetzt begonnen. Und auch wenn es dabei um Mord und Erpressung geht, ist es kein durch und durch finsterer Stoff, sondern eine Kriminalkomödie mit satirischen und witzigen Aspekten. Wie immer liegt auch diesmal dem Theaterstück eine ortsgeschichtliche Tatsache zu Grunde - der gerade erst mit dem Oberbayerischen Kulturpreis prämierte Marcus Everding wird bei der Stofffindung vom Gmoa-Kultur-Vorsitzenden Michl Wöllinger unterstützt. Worum geht's diesmal? In der neuen Polizeidienststelle Helfendorf ermitteln der bayerische Kommissar Schäffler und sein norddeutscher Kollege Mattheisen. Es geht um Mord und die Erpressung eines ganzen Dorfes. Gehen die Ermittler zunächst von einer gewöhnlichen Beziehungstat aus im Milieu von spielsüchtigen Dorfbewohnern und möglichen Komplizen aus der großen Stadt, stellt sich bald heraus, dass der Erpresser die Gemeinde zwingen will, sich ihrer Vergangenheit als Saliterdorf zu stellen. Offenkundig stammt der Erpresser aus dem Ort, jedenfalls seine Familie. Die Saliter oder Salpetersieder hatten früher die Aufgabe, Salpeter zu gewinnen, welches für die Herstellung von Schießpulver benötigt wurde. Salpeter wurde aus dem Erdboden und von den Mauern von Ställen und Wohnhäusern gewonnen, weil er sich dort aus dem im Boden vorhandenen Kalk und den nitrathaltigen Exkrementen und Urin der Tiere und Menschen bildete. Die Salpetersieder hatten mit Vollmacht der Obrigkeit die Befugnis und die Verpflichtung, den Stoff zu gewinnen. Dazu durften sie die Anwesen durchsuchen und auch Zerstörungen an Hof und Stall verursachen, um an den Stoff heranzukommen. Entsprechend verhasst waren sie mitunter.

In dem in der heutigen Zeit angesiedelten Stück versuchen die beiden ungleichen Kriminaler, das Knäuel aus Rache, Habgier und Korruption zu entwirren. Alles und jeder ist verdächtig. Und irgendwann wird sogar dem Vorgesetzten aus Ottobrunn klar: Helfendorf braucht diese Cops.

"Eine bedeutsame historische Tatsache zu beleuchten und sich gleichzeitig liebevoll ironisch mit dem Heute auseinanderzusetzen" - das primäre Anliegen der Ayinger Gmoa-Kultur schlägt sich auch in dieser neuen Theaterarbeit nieder, bei der ambitionierte Laiendarsteller aus der Region die Rollen übernehmen. Die Premiere im Sixthof am Bräustüberl ist am 18. Oktober, die Karten erhält man im Vorverkauf zum Preis von 19 Euro (online über www.ayinger-gmoa-kultur.de). Insgesamt gibt es neun Vorstellungen.

© SZ vom 03.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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