Nahversorung:Kreissparkasse schließt jede vierte Filiale

Sparkasse

Die Kreissparkasse macht viele Filialen dicht.

(Foto: dpa)

Das Geldinstitut zieht sich aus Aschheim, Aying und Putzbrunn zurück und ersetzt Dependancen durch Geldautomaten. Der Grund: wirtschaftlicher Druck und der Trend zum Online-Banking.

Von SZ-Autorinnen und -Autoren, Landkreis

Die Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg schließt mehr als jede vierte ihrer Filialen in den drei Landkreisen. Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilt, sollen an zwölf Standorten künftig nur noch Automaten statt Mitarbeiter anzutreffen sein. Die Umwandlunge in sogenannte Selbstbedienungs (SB)-Geschäftsstellen betrifft fünf Filialen im Landkreis München, vier in Starnberg und drei in Ebersberg. Zudem wird der Standort am Haarer Jagdfeldring dicht gemacht und mit der Geschäftsstelle an der Leibstraße zusammengelegt. Das gleiche geschieht in Krailling. Dort müssen die Kunden künftig nach Planegg. Die Bürgermeister in den betroffenen Gemeinden reagieren überwiegend entsetzt.

Die Kreissparkasse begründet diesen Schritt mit anhaltender Niedrigzinsphase, hohen regulatorischen Anforderungen und einem starken Wettbewerb. Auch der zunehmenden Digitalisierung der Bankgeschäfte müsse man Rechnung tragen. Auch ihre Kunden erledigten ihre Bankgeschäfte heute überwiegend online. "Zwei von drei Sparkassenkunden nutzen statistisch gesehen den Service und die Beratung zu einfachen Fragen über digitale Kanäle", teilt das Geldinstitut mit. Jeder Dritte sei ausschließlich auf diesem Weg mit der Sparkasse in Kontakt. Das vergangene Jahr habe diesen Trend verstärkt.

Allerdings blieb den Kunden teilweise auch gar nichts anderes übrig, als ihre Bankgeschäfte in der Corona-Pandemie am heimischen Rechner oder am Smartphone zu tätigen. Schließlich hatten zur Kontaktreduzierung bereits 22 kleinere Geschäftsstellen vorübergehend geschlossen. 14 von ihnen machen den Plänen des Geldhauses zufolge nun gar nicht mehr wieder auf. Nur in Allach, Baldham, Kirchheim, Kirchseeon, Sauerlach, Unterföhring, Unterschleißheim und Zorneding geht es von Montag, 12. April, an wie gewohnt weiter. Nicht von der vorübergehenden Schließung betroffen waren die 28 größeren Filialen sowie die Geschäftsstellen in Glonn und Taufkirchen Künftig wird es insgesamt 53 SB-Stellen geben.

Wo die Kreissparkasse jetzt zusperrt und die Arbeit dem Kunden selbst überlässt, hat sich nach Auskunft des Unternehmens vor allem an der Kundenzahl und -frequenz in der jeweiligen Geschäftsstelle orientiert. Hinzu seien Faktoren wie die erwarteten Entwicklungen für die kommenden Jahre gekommen. Und dort, wo jetzt Schluss ist mit Präsenz-Beratung, etwa in Aschheim, Steinhöring oder Feldafing, sieht die Sparkasse die meisten Kunden offenbar auf einem digitalen Weg. Dazu habe sie ihre Angebot in den vergangenen Jahren erheblich ausgebaut, rechtfertigt das Geldinstitut seine Entscheidung und verweist auf seine mehrfach prämierte Banking-App "Sparkasse".

Ob durch die Filialschließungen auch Arbeitsplätze abgebaut werden, teilt die Sparkasse nicht mit. Sie weist lediglich darauf hin, dass betroffene Mitarbeiter künftig zur Stärkung der Teams an den größeren Filialstandorten und des Telefon-Service-Centers eingesetzt würden.

Die Bürgermeister sind verärgert

Putzbrunns Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD) macht angesichts der geplanten Schließung der Sparkassen-Filiale in seiner Gemeinde aus seiner Verärgerung kein Geheimnis. "Um es bayerisch zu sagen, ich bin stinksauer", sagt er. Er habe sich schon im Herbst gedacht, dass die Corona-Zeit genutzt werden würde, Filialen final zu schließen. Das geplante Vorgehen hält er für keine schöne Entwicklung. "Ich finde, dass die Kreissparkasse die moralische Pflicht hat, ihre Bürger vor Ort zu versorgen", sagt er. Sonst könne man ja gleich zu einer Online-Bank gehen. Aschheims Zweiter Bürgermeister Robert Ertl (Freie Wähler) sagt, die Schließung der zentral in Aschheim gelegene Filiale sei für Ältere ein Problem. Zumindest bleibe am Ort die Raiffeisenbank mit einem Schalter vertreten.

Standorte in der Region

Von den Schließungen ist mehr als jede vierte Geschäftsstelle der Kreissparkasse in Stadt und Landkreis München, den Landkreisen Starnberg und Ebersberg sowie dem Landkreis Weilheim-Schongau betroffen. 14 der bislang 52 Standorte werden umgewandelt oder gehen verloren. Eine Übersicht:

Diese Filialen der Kreissparkasse bleiben nach den Osterferien geschlossen und werden in Standorte mit Automaten - sogenannte SB-Filialen - umgewandelt:

Aschheim, Aßling, Aying, Berg, Feldafing, Forstinning, Hohenschäftlarn, Inning, Neuried, Putzbrunn, Seeshaupt, Steinhöring.

Diese Filialen werden komplett geschlossen und mit benachbarten Standorten zusammengelegt:

Haar/Jagdfeldring (zusammengelegt mit Haar/Leibstraße) und Krailling (zusammengelegt mit Planegg).

Diese derzeit aufgrund der Corona-Krise geschlossenen Geschäftsstellen sollen am 12. April wiedereröffnen:

Allach, Baldham, Kirchheim, Kirchseeon, Sauerlach, Unterföhring, Unterschleißheim, Zorneding.

Die weiteren verbleibenden Filialen:

Deisenhofen, Ebersberg, Feldkirchen, Garching, Gauting, Gilching, Glonn, Gräfelfing, Grafing, Grünwald, Haar/Leibstraße, Herrsching, Ismaning, Lohhof, Markt Schwaben, München/Sendlinger-Tor-Platz, Neubiberg, Obermenzing, Oberschleißheim, Ottobrunn, Planegg, Poing, Pullach, Seefeld, Siegertsbrunn, Starnberg, Taufkirchen, Tutzing, Unterhaching, Vaterstetten.sz

Haars Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) Bukowski nimmt die Schließung der Filiale im dicht besiedelten Jagdfeld dagegen gefasst auf. Die Filiale wird mit der an der Leibstraße zusammengelegt. Das sei natürlich schade, sagt er, wenngleich es kein neuer Effekt sei, dass Banken immer häufiger ihre Filialen dicht machten. Denn immer mehr Menschen erledigten ihre finanziellen Geschäfte online und für die Banken seien Filialen durch die Personalkosten natürlich kostspielig. Aufgrund dieser finanziellen Belastung, aber auch der momentanen Zinspolitik, könne er die Schließungen aus Sicht der Banken verstehen. "Was ich sehr schön finde ist, dass durch den Zusammenschluss der beiden Filialen in Haar die gewachsenen Beziehungen zwischen Kunden und Beratern weiterhin bestehen bleibt." Kunden, die persönlichen Beratungsbedarf hätten, würden zukünftig in der Filiale an der Leibstraße oder anderen Filialen auch weiterhin die Möglichkeit dazu haben. Die Dependance an der Leibstraße hält er nicht für gefährdet: "Nein, die Filiale ist gut frequentiert und liegt auch in einer sehr prominenten Straße Haars, insofern glaube ich nicht, dass die Sparkasse sich hier zurückzieht."

Mit Unverständnis und Kritik reagiert dagegen Ayings Bürgermeister Peter Wagner (CSU) auf die Nachricht von der Schließung der Kreissparkasse in seinem Ort. Damit gebe es in Aying mit seinen 19 Ortsteilen nur noch in Großhelfendorf ein besetztes Geldinstitut, die Raiffeisenbank. Noch im Sommer 2020 habe er mit der Kreissparkasse gesprochen, weil diese nur noch persönliche Kontakte mit Terminabsprachen angeboten habe. "Und jetzt macht sie ganz dicht und wir haben nur noch SB-Schalter." Gerade für ältere Menschen, die den persönlichen Kontakt mit Bankangestellten bräuchten, sei die Entscheidung der Kreissparkasse "sehr schlecht und sehr schade".

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