Wirtschaft:Eine Bank trotzt den Krisen

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Der Hauptsitz der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg am Sendlinger Tor. (Foto: Claus Schunk)

Die Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg kämpft mit globalen Herausforderungen und muss gegen Online-Betrug und Sprengstoffattacken vorgehen. Dennoch weisen die Geschäftszahlen nach oben.

Von Bernhard Lohr, München

Inflation, Krieg in Europa und Kriminelle, die im Internet agieren oder brachial mit Sprengstoff vorgehen: Die Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg mit Hauptsitz am Sendlinger Tor in München blickt auf ein schwieriges Jahr 2022 zurück. Man lebe "in sehr bewegten Zeiten", sagt der Vorstandsvorsitzende Andreas Frühschütz aus Anlass der Vorstellung der Bilanz für das Geschäftsjahr 2022. Geschehnisse mit großer Wirkkraft und mit denen niemand gerechnet habe, hätten die Bank vor große Herausforderungen gestellt. Man habe Turbulenzen gut gemeistert und sei ein verlässlicher Partner der örtlichen Unternehmen. Für die Zukunft gelte es, weiter "auf Extremereignisse gut vorbereitet zu sein".

Zentrale Parameter der Geschäftsentwicklung zeigten auch 2022 nach oben. So wuchs das bilanzielle Kundengeschäftsvolumen der Kreissparkasse, das sich aus Kundeneinlagen und Kundenkrediten zusammensetzt, um 717 Millionen Euro, also um 3,4 Prozent, und betrug zum Jahresende 2022 etwa 21,7 Milliarden Euro. Die Kundeneinlagen stiegen dabei um 2,0 Prozent auf 11,2 Milliarden Euro. "Die lange erwartete Zinswende hat sehr vielen Kundinnen und Kunden die Möglichkeit geschaffen, ihre jahrelang kurzfristig geparkten Gelder wieder in positiv verzinste Anlagen umzuschichten", sagt Frühschütz. Der Anteil täglich fälliger Anlagen auf den Konten sei dagegen erstmals seit Jahren rückläufig gewesen.

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Der russische Angriffskrieg und die Zinsentwicklung belasteten das Kreditgeschäft. Sowohl im privaten als auch im gewerblichen Kreditgeschäft habe man in der zweiten Jahreshälfte signifikante Rückgänge verzeichnet, teilt die Bank mit. Finanzierungsvorhaben seien teils zurückgestellt oder gar vollständig verworfen worden. Insbesondere im Immobilienbereich habe sich das niedergeschlagen. Die Sparkasse sehe sich aber gerade in solch einem Umfeld ihrem öffentlichen Auftrag verpflichtet, den Unternehmen "ein verlässlicher Partner zu sein", sagt Frühschütz. Deutlich negative Spuren hat laut Mitteilung das außergewöhnliche Jahr 2022 in den Wertpapierdepots der Kunden hinterlassen.

Unter anderem aufgrund wirksamer Staatshilfen sei es im Kreditbestand nicht zu Ausfällen und Wertberichtigungen im befürchteten Umfang gekommen. Man rechne aber weiter mit möglichen Kreditausfällen und habe dafür zusätzlich Risikovorsorge getroffen. Ein erheblicher Abschreibungsbedarf ergibt sich der Bank zufolge im eigenen Wertpapierbestand.

Andreas Frühschütz, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg. (Foto: Claus Schunk)

Die sogenannte Zinsspanne ist der zentrale Parameter für das Sparkassengeschäft. Durch die Zinswende seien sowohl der Zinsertrag als auch der Zinsaufwand gestiegen, sodass ein Zinsüberschuss in Höhe von 163 Millionen Euro erwirtschaftet worden sei, was etwa fünf Millionen Euro unter dem Vorjahreswert liege. Der Sparkurs - die Kreissparkasse hat in vergangenen Jahren ihr Filialnetz ausgedünnt - hat laut Mitteilung dazu geführt, dass die Verwaltungsaufwendungen 2022 im Vergleich zum Vorjahr um drei Millionen auf 143 Millionen Euro reduziert werden konnten. Auch unbesetzte Stellen hätten dazu beigetragen. Man profitiere vom hohen Digitalisierungsgrad und von Kostendisziplin, heißt es. "Zum Teil wurden Investitionsvorhaben aber auch verschoben."

Von ihrem Ergebnis vor Steuern in Höhe von rund 37 Millionen Euro führt die Kreissparkasse laut Mitteilung voraussichtlich 27 Millionen Euro Steuern ab, wovon gut elf Millionen Euro Gewerbesteuer an die Kommunen im Geschäftsgebiet fließen. Der verbleibende Jahresüberschuss von rund neun Millionen Euro werde den Rücklagen zugeführt.

Ein wachsendes Thema ist die Sicherheit: Betrüger haben laut Mitteilung vergangenes Jahr in 125 Fällen unter Vorspiegelung einer falschen Identität Kunden dazu verleitet, Transaktionen zu bestätigen. Die Sparkasse passe gegebenenfalls Sicherungsmaßnahmen an, heißt es. Ende des Jahres wurde die Bank drei Mal Opfer von Räubern, die mit Sprengstoff Bankautomaten knackten. Daraufhin habe man besonders gefährdete Standorte besser gesichert. Teilweise habe man Nachtschließungen eingeführt oder Anlagen zur Videoüberwachung sowie Vorrichtungen installiert, die Geldscheine bei gewaltsamem Zugriff farbig markieren. Neun Geldautomaten habe man dazu mehrere Wochen außer Betrieb genommen. Die SB-Geschäftsstelle Percha habe man wegen ihrer Lage unmittelbar an der Autobahn geschlossen. Deutschlandweit wurden vergangenes Jahr 492 Bankautomaten gesprengt.

In Armin Zimmermann und Peter Waßmann verließen 2022 zwei Vorstandsmitglieder die Kreissparkasse. Zum 1. Oktober 2022 folgte Ulrich Sengle nach und seit 1. April 2023 vervollständigt Andrea Felsner-Peifer den Vorstand. Im Verwaltungsrat der Kreissparkasse übernahm Grünwalds Bürgermeister Jan Neusiedl den nach dem Tod des Unterschleißheimer Altbürgermeisters und Kreisrats Rolf Zeitler vakanten Posten. Zeitler war mehr als 26 Jahre im Verwaltungsrat tätig gewesen.

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