Kreis und quer:Zeit für das Osterlachen

Die Zeiten des Osterlachens sind vorbei, dabei wäre es wichtig, dass Lachen und Hoffnung zurückkehrten in den gesellschaftlichen und politischen Alltag

Kolumne von Martin Mühlfenzl

Es gab eine Zeit, da mussten Christen an Ostern zum Lachen nicht in den Keller gehen. Sie gingen vielmehr in die Kirche. Meist von der Kanzel aus gab in der Osterpredigt der Pfarrer den Alleinunterhalter, zeigte sein komödiantisches Talent, schreckte auch vor anzüglichen Witzeleien nicht zurück und feierte so auch den Sieg Christi über Hölle, Tod und Teufel. Wie schade, dass der "Risus Paschalis", das Osterlachen, mit der Zeit verschwunden ist. Der Anfang vom Ende des närrisch lächerlichen Geschwätzes, wie Martin Luther über das Osterlachen lästerte, liegt wohl in der Reformation begründet; in der Liturgie war kein Platz mehr für brüllendes Gelächter.

Der Glaube hat den Menschen immer viel abverlangt. Er hat ihnen aber auch immer Halt gegeben - und Hoffnung. Mit dem Sonntag der Auferstehung beginnt nicht weniger als die österliche Freudenzeit; der Ostersonntag ist der Festtag der Auferstehung Jesu Christi. Mehr Hoffnung geht kaum, das müssen auch all jene, die mit dem Glauben so gar nichts anfangen können, neidlos anerkennen. Es ist an der Zeit, sich an dieser Hoffnung wieder aufzurichten und das Lachen nicht nur zurück in die Kirchen zu bringen.

Selbst in diesem Landkreis, der manch einem wie ein gottgegebenes Land erscheinen mag, hat sich in den vergangenen Jahren so manches verändert. Es scheint so zu sein, dass vielen das Lachen vergangen ist - ganz ohne Reformation. Der Ton ist rauer geworden, in der digitalen Welt wie im richtigen Leben. Respekt ist verloren gegangen vor Kommunalpolitikern, Rettungskräften, Ehrenamtlichen, Institutionen. Der Glaube hat gelitten - Glaube an die Wirkungs- und Gestaltungskraft derjenigen, denen Verantwortung übergeben worden ist. Nicht durch göttliche Fügung, sondern durch Wahlen.

All diejenigen, die sich ehren- oder hauptamtlich einbringen, in Stadt- und Gemeinderäten, als Bürgermeister, Flüchtlingshelfer, Trainer, Betreuer, Pfleger, Erzieher Feuerwehrler, Rettungsschwimmer, Lehrer oder Krankenschwester und viele mehr aber sind der Kitt, der diese Gesellschaft zusammenhält. Sie haben es verdient, in ihrem Tun bestärkt und nicht verachtet oder herabgewürdigt zu werden. Sie sind diejenigen, die sich wachsenden Ungerechtigkeiten entgegenstellen - auch in einem so reichen Landkreis.

Die Bürger dieses Landkreises sollten mit Zuversicht und nicht mit Gram auf die so wichtigen Entscheidungen der kommenden Monate blicken: Einer Europawahl, bei der sie die Richtung mitbestimmen können - in dem Wissen, das vom friedensstiftenden Projekt Europa alle profitieren. Auch diejenigen, die nicht so recht daran glauben wollen. Und auf eine Kommunalwahl, bei der sie direkten Einfluss darauf haben, wie sich der eigene Ort entwickeln soll. Die Hoffnung lebt, dass die Mehrheit der Bürger ihren Glauben nicht verloren hat.

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