Kreis und quer:Verantwortung nötigt Respekt

Lesezeit: 1 min

Gerade in einer Zeit, da Hetze um sich greift, brauchen Lokalpolitiker Anerkennung und Unterstützung. Denn ohne engagierte Menschen kommt die Gesellschaft nicht aus

Kolumne von Martin Mühlfenzl

Nicht einmal mehr neun Monate und es werden im Landkreis München Ären zu Ende gehen. Etwa die von Neubibergs Bürgermeister Günter Heyland und seinem Feldkirchner Amtskollegen Werner van der Weck, die beide nach zwölf Jahren im Amt selbstbestimmt und selbstbewusst entschieden haben, nicht noch einmal kandidieren zu wollen. Typen wie Heyland und van der Weck, so viel Zuneigung darf sein, werden fehlen; verbindliche, höfliche, aber auch streitbare Kommunalpolitiker, die an der Sache orientiert arbeiten - und persönliche Eitelkeiten, so sie denn überhaupt welche besitzen, hintanstellen.

So langsam sortiert sich in allen 29 Städten und Gemeinden das Feld, allerorten kristallisiert sich heraus, wer gerne Bürgermeister bleiben möchte oder werden will. Mancherorts nimmt der Wahlkampf Fahrt auf, wird der politische Gegner etwa im Stadt- oder Gemeinderat ein wenig heftiger attackiert als sonst, werden kommunalpolitische Duftmarken und verbale Spitzen gesetzt. Das alles gehört auch zur Auseinandersetzung vor dem Hochfest der Politik - die Kommunalwahl am 15. März kommenden Jahres. Die lebhafte Kontroverse nutzt der Demokratie mehr als sie ihr schadet - wenn Stil und Anstand gewahrt bleiben.

Die Bürger im Landkreis wie auch die Kommunalpolitiker haben in den kommenden Wochen und Monaten die große Chance zu zeigen, dass ihnen diese Auseinandersetzung etwas wert ist, dass ihr Interesse der Gestaltung des eigenen Lebensumfeldes, des eigenen Ortes gilt. Und dass sie ein Klima bevorzugen, in dem mit Argumenten um die Sache gerungen wird und am Ende des Tages das Sinnvolle und Machbare die entscheidende Rolle spielt - und zwar im Sinne aller Bürger, die ein Interesse an einer Gesellschaft des Zusammenhalts haben.

Das gilt umso mehr in einer Zeit, in der das politische Klima zusehends vergiftet wird, Hetze in den sozialen Netzwerken weiter und unkontrolliert um sich greift und dem Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke offenbar ein rechtsextremer Hintergrund zugrunde liegt. Diesem Gift etwas entgegen zu setzen, heißt auch, den Menschen, die sich in gestaltenden Positionen einsetzen, mit Respekt zu begegnen - und anzuerkennen, dass diese Gesellschaft genau diese Persönlichkeiten braucht, die Verantwortung übernehmen. Werner van der Weck und Günter Heyland haben das zwölf Jahre lang getan. Es werden ihnen andere Charaktere nachfolgen, die ebenso Achtung für ihren Einsatz verdienen.

© SZ vom 22.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: