Kreis und quer:Roboter auf dem Vormarsch

Sprechende Kühlschränke, eigenständige Staubsauger und Bausätze für Beamte und Politiker. Wer weiß, was einem bald noch alles begegnet...

Von Iris Hilberth

Wer früher mit seinem Kühlschrank diskutierte, galt bestenfalls als etwas verschroben. Vielleicht auch als ein wenig bemitleidenswert wegen der offenbar mangelnden Ansprache. Natürlich gab der eisige Kamerad für Außenstehende nicht wirklich eine wahrnehmbare Antwort. Auch wenn man sich derartige Kommunikation bereits für die Zukunft schon vorstellte und man so etwas wie den putzigen R2D2 oder den goldenen C3Po aus der Science-Fiction-Reihe Star Wars im Kopf hatte.

Die damalige Annahme, dass bald jeder zu Hause einen Computer und einen Roboter haben wird, hat sich so zwar noch nicht bewahrheitet. Doch mancher Kühlschrank ist inzwischen recht redselig geworden. Jedes quengelnde Kind ist ein Witz gegen das Theater, das Mister Frost veranstaltet, wenn ihm die Entscheidungsfindung bei offener Tür zu lange dauert. Es soll ja sogar schon Typen geben, die Milch, Butter und Käse selbständig nachordern, wenn die Vorräte zu neige gehen. Die Haushaltsroboter sind also auf dem Vormarsch: In nicht wenigen Wohnzimmern cruisen eigenmächtig handelnde Staubsauger, die zwar eher fahrenden Waffeleisen ähneln als einer Putzfrau, die aber doch von ihren Besitzern liebevoll "Uschi" oder "Viktor" getauft werden - weil es doch irgendwie noch unheimlich ist, wenn unter dem Sofa plötzlich eine schnarrende Stimme mit der Aufforderung ertönt: "Move Roomba to a new location."

Für die derzeitige Schülergeneration sind Roboter wohl ganz normal und absolut im Fokus des Interesses. Kaum ein Wettbewerb à la Daniel Düsentrieb, bei dem nicht Freund Roboter eingereicht wurde - siehe den diese Woche landesweit entschiedenen Titelkampf von "Jugend forscht". Auch unter den Nachwuchserfindern im Landkreis München grassiert längst das Roboterfieber. Ist doch praktisch, welch lästige Pflichten einem so ein williger Geselle abnehmen kann. Und sei es nur Fenster putzen oder Zimmer aufräumen. Gymnasiasten aus Unterhaching waren mit einem Pflückroboter am Start, der rote Erdbeeren von grünen unterscheiden kann. Deren Klassenkameraden hatten mit "Pilly-Milly" einen Roboter entwickelt, der dementen Menschen zu bestimmten Uhrzeiten die Medikamente bringt. Und aus Ottobrunn hat ein Schülerteam namens "Go Robot" programmierte Lego-Roboter auf das europäische Spielfeld geschickt. Vermutlich basteln Schüler heimlich längst an einem Hausaufgabenroboter.

Freilich ist es durchaus auch denkbar, mit Robotern die steigenden Personalkosten in der Verwaltung in den Griff zu bekommen. Vielleicht wird im Keller des Landratsamts bereits an einem Prototypen geschraubt, der fehlerfrei die Wörter "Straßenausbaubeitragssatzung", "Arbeitsmarktzulage" und "Stellplatzverordnung" aussprechen kann. Auch wissen wir nicht, wie oft uns auf Terminen des omnipräsenten, redegewandten Landrats bereits das schnell sprechende androide Modell "LR GOEBEL I" begegnet ist.

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