Kreis und quer:Rathäuser voller Narren

Auch Bürgermeister müssen den Fasching über sich ergehen lassen. Manch einem droht sogar der Machtverlust

Kolumne von Claudia Wessel

Auch wenn manche es gerne ignorieren: Der Fasching tobt im Landkreis. Von Unterschleißheim bis Unterhaching haben Faschingsgesellschaften, Vereine und sogar Parteien schon viele bunte Feste und Feiern organisiert, auf denen Unglaubliches geschah. So etwa existiert ein Foto von Grünwalds gequält lächelndem Bürgermeister Jan Neusiedl, eingerahmt von zwei Blondinen, die als "Blond Bombshell Burlesque" auf dem Bürgerball der Grünwalder CSU auftraten. Man sieht: Die vor einem Jahr um Sindy Loos gegründete Frauen-Union Grünwald hat ihre Handschrift hinterlassen.

Amtsträger in ungewohnten Situationen und Rollen gibt es dieser Tage auch anderswo. Wolfgang Panzer, Bürgermeister von Unterhaching, wurde auf dem Almrock-Ball in seiner Gemeinde von grünen Figuren eingekreist. Auch Susanna Tausendfreund, Bürgermeisterin der Grünen von Pullach, hat keine Angst vor seltsamen Gestalten, die etwa an diesem Samstag im Pfarrheim Heilig Geist ihr Unwesen treiben. Dabei kann es einem bei deren Anblick schon mal kalt den Rücken hinunterlaufen.

Unheimlich sind vor allem die Kopfbedeckungen, die die Herren in Pullach zu tragen pflegen: Da kann ein Hut aus einer gelben Schüssel, einer darauf befestigten grün angemalten Tortenbackform sowie einem darauf drapierten Mini-Riesenrad bestehen. Sie kann aber auch unten aus Metall sein und oben ein Brotkörbchen tragen, in welchem ein Stoffhund sitzt. Eine überdimensionale Ente mit Zylinderhut kommt ebenso vor wie ein Vogelkäfig mit Inhalt.

Die Herrschaften, die sich gerne so kleiden, nennen sich D'Schwanecker Rittersleit und Tausendfreund braucht sie natürlich nicht ernst zu nehmen. Das demonstriert die Bürgermeisterin in munterem Tonfall in ihrem Faschings-Bürgerbrief über den Sturm aufs Rathaus am Rosenmontag. "Im Fasching wird das Machtgefüge im Pullacher Rathaus wieder kräftig erschüttert", spottet sie dort. "Mit Ritterauto und viel Radau ziehen die Ritter und ihr Gefolge die Johann-Bader-Straße hinauf, um die Kolleginnen und Kollegen im Rathaus schon aus der Ferne einzuschüchtern." Selbstverständlich werde die Rathausbelegschaft auch heuer wieder versuchen, die "Schar der furchterregenden Ritter" aufzuhalten. Bisher aber ist dies noch kein einziges Mal gelungen. Die Rathauschefin muss jedes Jahr den Schlüssel für die Machtzentrale an die Ritter abgeben.

Warum aber ist diese Niederlage selbst für die Besiegten so lustig? Natürlich nur, weil der Rathausschlüssel traditionell nach dem Kehraus am Faschingsdienstag wieder zurückgegeben wird. Das aber könnte in diesem Jahr durchaus anders laufen. Denn einer der scheinbar so lächerlichen Rittersleit' ist Stefan Danner von der Wählervereinigung "Wir in Pullach". Er ist somit Unterstützer von Bürgermeisterkandidat Reinhard Vennekold, einem der vier Herausforderer von Susanna Tausendfreund bei der Kommunalwahl am 15. März. Es könnte daher gut sein, dass er den Rathausschlüssel einfach gleich einbehält.

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