Kreis und quer:Sommerferien im Winter

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Die Idee von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, das Oktoberfest auf Juli zu verlegen, muss weitergedacht werden.

Von Lars Brunckhorst

Die Frau eines alten Freundes hatte vor drei Wochen wieder an Heiligabend Geburtstag, ein guter Bekannter wie jedes Jahr am ersten Weihnachtsfeiertag. Und die beste, um mit Ephraim Kishon zu sprechen, Ehefrau von allen ist mit ihrem Ehrentag immer an Neujahr an der Reihe. Das ist einerseits anstrengend, weil nicht nur die Ehefrau wegen der vorausgehenden Silvesternacht anderntags etwas durchhängt, sondern der nicht ganz so tolle und kreative Ehemann jedes Jahr innerhalb von einer Woche zwei total überraschende Geschenke braucht. Andererseits sind so gleich mehrere Ereignisse in einem Aufwasch erledigt.

Besonders in Pandemie-Zeiten ist das praktisch: Man hat alles durch, ehe die Kontaktbeschränkungen weiter verschärft werden, und braucht obendrein nur ein Schnelltestergebnis für mehrere Anlässe. Wer solche Fenster nicht geschickt nutzt, muss womöglich seinen Geburtstag später ganz alleine feiern. Denn es geht ja auch im dritten Corona-Jahr, kaum dass es begonnen hat, wieder los mit Absagen und Terminverschiebungen: So wurde etwa in Grasbrunn diese Woche das zunächst für Mai 2020 geplante, dann auf 2021 und schließlich auf diesen Januar verschobene Stück "Siegfried: Götterschweiß und Heldenblut" auf März verlegt. Ob dann noch die 2-G-plus-Regel gilt oder eine 1-G-plus-Booster - wer kann das heute schon sagen?

Die Freiwillige Feuerwehr Unterhaching hat angesichts der Unwägbarkeiten nun die einzig richtige Entscheidung getroffen: Nachdem ihre für 2020 geplanten Jubiläumsfeierlichkeiten anlässlich des 150-jährigen Bestehens schon zweimal ausgefallen sind und auch heuer nichts daraus werden dürfte, haben die sonst furchtlosen Männer und Frauen aufgegeben. Nun wollen sie erst 2025 feiern - dann ist die Feuerwehr 155 Jahre alt und Corona hat, so hofft man bei der Feuerwehr Unterhaching, dann wohl endlich seinen Schrecken verloren.

Hubert Aiwanger, der spät geimpfte Wirtschaftsminister, geht einen anderen Weg: Er ist dafür, Feste vorzufeiern. Keine schlechte Idee, auch wenn seinem Vorschlag für eine Vorverlegung des Münchner Oktoberfests auf den infektionsarmen Sommer so schnell die Luft ausgegangen ist wie einem Luftballon mit Loch. Warum nicht das Oktoberfest, wenn es eh überwiegend nicht im Oktober stattfindet, im Juli feiern? Das ist so wie Geburtstag an Weihnachten. Man sollte das zu Ende denken und auch gleich Silvester oder Fasching in Jahreszeiten verlegen, da sich aus epidemiologischer Sicht mehr als zehn Menschen gefahrlos treffen dürfen. Und Weihnachten ganz im Sinne von Gunter Gabriel ("Hey Boss, ich brauch mehr Geld") auf Ostern. Jesus wurde ja sowieso nicht Ende Dezember geboren. Dann könnte man auch August und September für Schulunterricht nutzen, wenn leichter gelüftet werden kann. Die großen Ferien fallen dann halt in Herbst und Winter - aber was soll's? Aiwanger wird schon eine Idee haben.

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