Kreis und quer:Mach den Pinguin

Seltsame Gangarten, Sommerreifen und eine kaputte Eismaschine: Ein ungewöhnlicher Dezember führt die Menschen aufs Glatteis.

Kolumne von Iris Hilberth, Landkreis München

Man sollte sich aktuell nicht wundern, wenn draußen etwas seltsame Gestalten vorbeiwackeln. Der erste Gedanke, dass die wohl einen Glühwein zu viel hatten, könnte zwar zutreffen, freuen sich doch viele, dass die Christkindlmärkte wieder offen haben und die Temperaturen dieses Jahr zum Heißgetränk passen. Doch tun all diese leicht schwankenden Leute oft völlig nüchtern nur das, was derzeit total angesagt ist: kurze Schritte, die Füße nach außen richten, die Knie leicht gebeugt, den Köperschwerpunkt nach vorne verlagern. Sie machen den Pinguin.

Und es werden immer mehr. Denn der Schnee, der gefrorene Regen, das Blitzeis haben den Landkreis München in eine Dependance der Antarktis verwandelt. Raus muss man irgendwann trotzdem. So kommt es, dass sich ganze Kolonien komischer Vögel auf den vereisten Gehsteigen und rutschigen Plätze tummeln. Nur komisch, dass sie auch noch die Hände abspreizen. Das machen echte Pinguine in der Regel nicht. Aber der nach unten schauende Hund aus der Yoga-Stunde ist ja auch eine etwas eigenwillige Interpretation des tierischen Vorbilds. Hätte das "Ministry of Silly Walks" noch Fördergelder, um komische Gangarten in Seminaren zu optimieren, wären sie beim Pinguin-Walk gut angelegt. Doch klagte die britische Komikergruppe Monty Python bereits in den Siebzigerjahren, dass für so etwas wie ein Ministerium für seltsame Gangarten einfach kein Geld da ist.

Also watscheln die meisten untrainiert über vereistes Terrain, in der Hoffnung, dass der Oberschenkelknochen bei einem Sturz stabil bleibt. Mit ein Grund für die mangelhafte Vorbereitung auf die Pinguin-Jahreszeit ist freilich auch deren unerwartet früher Beginn. Im Dezember wähnen sich viele hierzulande noch im Spätsommer oder allerhöchstens Frühherbst. Wie etwa jener Autofahrer, der diese Woche in einem der vielen Unterhachinger Kreisverkehre mit Sommerreifen unterwegs war. Die Fahrt endete in einer verschneiten Wiese. Oder der Berliner, der erstaunlicherweise erst in der Kurve der Autobahnausfahrt Sauerlach bemerkte, dass die Straßen glatt sind, und mit vollem Tempo in die Büsche schlitterte. Beide konnten zum Glück unverletzt aussteigen. Ob sie daraufhin in den Pinguin-Modus geschaltet haben, ist nicht bekannt.

Die bemerkenswerteste Nachricht kommt diese Woche aber aus Ottobrunn. Ausgerechnet aus dem Eisstadion. Auch dort gibt es Pinguine. Sie sind gefragte, freundliche Gesellen aus Hartplastik, die sich sehr sicher über die spiegelglatte Fläche bewegen und Anfängern Halt geben. Trotz perfektem Pinguin-Wetter mussten sie aber drinnen bleiben. Die Eismaschine ist kaputt. Wer meint, das sei wie ein defektes Solarium im Hochsommer oder ein kaputter Gartenschlauch bei Dauerregen, irrt. Ohne Eismaschine gibt es auch im Winter kein Eis im Stadion. Vielleicht kann ja das Ministry of Silly Walks für die Reparatur einen Zuschuss locker machen.

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