Kreis und quer:Die Wahl vor der Wahl

Brunckhorst, Lars
(Foto: Bernd Schifferdecker)

Das Rennen um den Einzug in den Bundestag verspricht wenig Spannung. Die Parteien fiebern schon einer anderen Entscheidung entgegen.

Von Lars Brunckhorst

Noch sieben Wochen bis zur Bundestagswahl. Doch von der "heißen Phase" des Wahlkampfs ist im Landkreis kaum etwas zu spüren. Allein die Direktkandidaten von CSU und SPD, Florian Hahn und Bela Bach, mühen sich ein wenig, ihren Kampagnen Schub zu verleihen. Beide tingeln durch die Biergärten. Bach war diese Woche in Unterhaching, Ismaning, Unterföhring und Ottobrunn, Hahn in Feldkirchen. Dass der Wahlkampf nicht richtig in Fahrt kommen mag, liegt an zweierlei: den bayerischen Sommerferien und dem Umstand, dass schon alles gelaufen zu sein scheint. Werden aus den aktuellen Umfrageergebnissen am 24. September Wahlergebnisse, wird der Landkreis im neuen Bundestag mit fünf Abgeordneten vertreten sein: Hahn als amtierender Wahlkreisabgeordneter und Anton Hofreiter, der Grünen-Fraktionschef, sind sicher, Bela Bach ist bei einem zumindest passablen Abschneiden der SPD auch drin und - wenn ihre Parteien die Fünf-Prozent-Hürde überspringen - Jimmy Schulz von der FDP und Gerold Otten von der AfD ebenfalls. Wie soll da Spannung aufkommen?

Das ist bei der Landtagswahl anders. Bis zu der sind es zwar noch annähernd 60 Wochen hin, doch die Parteien bringen sich bereits in Stellung. CSU und FDP haben noch kurz vor den Ferien ihre Kandidaten nominiert, wobei bei der CSU alles wie erwartet kam: Die Landtagsabgeordnete Kerstin Schreyer tritt wieder als Direktkandidatin im Wahlkreis München-Land Süd an, ihr Fraktionskollege Ernst Weidenbusch in München-Land Nord. Die FDP hat es überraschender gemacht. Die Liberalen, deren Kreisverband für innige Feindschaften und hinterhältige Intrigen bekannt ist, ließen ihren einstigen Kreisvorsitzenden Rochus Kammer bei der Nominierung abblitzen und kürten statt seiner den Kirchheimer FDP-Ortsverbandsvorsitzenden Thomas Jännert zum Kandidaten im Wahlkreis Nord. Auch der mehr als Schlagersänger denn als Politiker über Partei- und Landesgrenzen hinaus bekannte Tobias Thalhammer musste sich erst einem Gegenkandidaten widersetzen, um für die FDP kandidieren zu dürfen.

Zeit lassen sich dagegen die Sozialdemokraten. Die warten mit der Kür ihrer Landtagskandidaten erst die Bundestagswahl ab. Während Natascha Kohnen, die neue Chefin der Bayern-SPD, gesetzt ist, bleibt die große Frage, wer Peter Paul Gantzer, die graue Eminenz der Landkreis- und Landtags-SPD, beerbt. Landratsstellvertreterin Annette Ganssmüller-Maluche und Kreistagsfraktionschefin Ingrid Lenz-Aktas werden Ambitionen nachgesagt. Als wahrscheinlich gilt aber, dass Gantzer noch ein Ass im Ärmel hat, um seine beiden Intim-Feindinnen zu verhindern. Zweimal ist ihm das schon gelungen: beim Kreisvorsitz und der Bundestagskandidatur. Die Gewinnerin war jeweils Bela Bach. Manchmal sind die Vorwahlen spannender als die Wahlen.

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