Kreis und quer:Das Kreuz mit den Listen

Organisation muss sein. Das gilt beim Verbraucherschutz genau so wie bei der Kandidatensuche für die Kommunalwahl

Kolumne von Sabine Wejsada

Ohne eine gescheite Aufstellung kennt sich heutzutage keiner mehr aus: Die Rote Liste warnt vor aussterbenden Tierarten und Pflanzen, die Schwarze vor unsicheren Fluggesellschaften, die Weiße weiß um die besten Kliniken und Ärzte, auf der Gelben steht gutes medizinisches Personal, die Forbes-Liste widmet sich den reichsten Menschen auf unserem Planeten und die Robinsonliste hat sich den Verbraucherschutz auf die Fahne geschrieben. Und aus der Dopingliste könnte schon bald die Grüne werden, wenn sich bewahrheitet, was Berliner Forscher herausgefunden haben: Dem in Spinat enthaltenen Stoff Ecdysteron wird nachgesagt, Leistung und Muskelmasse erheblich zu steigern. Dass das Grünzeug Superkräfte verleiht, wusste übrigens schon Popeye. Der Zeichentrick-Held aus der Kindheit verleibte sich schließlich immer dann eine Dose Spinat ein, bevor er seine Gegner schlagkräftig in die Schranken wies.

In Zeiten von Selbstmanagement und Selbstoptimierung kann auf eine weitere Aufstellung nicht verzichtet werden. Ohne To-do-Liste wird der Mensch liederlich, wie es in einschlägigen Kreisen heißt. Nur wer die zu erledigenden Aufgaben auf seiner persönlichen Skala notiert und nach Priorität gewichtet, dem gelingt sein Leben. Lästiges wird nicht mehr aufgeschoben, alle Aufgaben werden brav erledigt und am Ende wird alles gut. Versprechen zumindest versierte Lebensberater in Seminaren, Büchern und Blogs. Dass so eine Liste allerdings auch das Gegenteil bewirken kann, nämlich Schwermut und noch mehr Stress, wird dabei gerne verschwiegen. Was, wenn sich der innere Faulpelz auf das Vertagen verlegt und sich hinter keinem einzigen Posten der Aufstellung ein Haken setzten lässt? Und nur eins bleibt: schlechte Laune und null Bock auf gar nichts.

Apropos Aufstellung und Posten: Die Parteien und politische Gruppierungen im Landkreis sind gerade dabei, eigene Listen aufzustellen - so genannte To-vote-Listen für die Kommunalwahl im nächsten Jahr. Genau wie beim To-do-Zettel müssen auch hier Prioritäten gesetzt werden. Vorne stehen die vermeintlichen Zugpferde und erhofften Stimmenfänger, weiter hinten die Adabeis und ganz am Schluss folgen so manches Mal die armen Lückenbüßer, die sich zur Bewerbung für das Ehrenamt in der Kommunalpolitik haben überreden lassen.

Die Listen abarbeiten müssen in diesem Fall nicht die Verfasser, sondern die Wähler. Und die können den ambitionierten Aufstellern und den Verlegenheitskandidaten ganz leicht ein Schnippchen schlagen, wenn sie etwa die Hinterletzten per Kreuzentscheid nach vorne komplimentieren und ihnen so einen Platz in Gemeinde- oder Stadtrat und Kreistag verschaffen. Das Kommunalwahlrecht macht Häufelkönige möglich und kann damit den Parteioberen einen Strich durch die Rechnung machen, wenn die Reihung ihrer Personalvorschläge beim Wähler durchfällt. Gilt übrigens auch für Grüne Listen. Spinat hilft da nicht.

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