Kreis und quer:Auf die Schnittstelle kommt es an

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Asterix und Obelix, Ernie und Bert, Äskulab und Demis - nicht jede Zweckgemeinschaft funktioniert

Kolumne von Iris Hilberth

Erfolgreiche Paare haben meist eine gut funktionierende unsichtbare Verbindung. So eine Art eingebautes natürliches Bluetooth, eine perfekte Schnittstelle. Franz Josef Strauß sagte etwa mal über den Chef des Bayernkuriers Wilfried Scharnagl: "Er schreibt, was ich denke, und ich denke, was er schreibt." Das ist natürlich schon eine Symbiose, die kaum zu toppen ist. Bei anderen Duos der Geschichte funktioniert zumindest die Kommunikation untereinander so gut, dass das Zusammenspiel klappt und der eine ohne den anderen nicht denkbar wäre. Ernie und Bert, Dick und Doof, Hänsel und Gretel, Asterix und Obelix, Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer und sein Referent Simon Hötzl.

Es hätte auch mit Äskulab und Demis so schön werden können. Zwei mit so wundersamen Namen, dass es fast nach Königskindern klingt, zwei, die belastbar sein sollen und schnell, die die Zukunft in die Amtsstuben bringen und eigentlich in der gleichen Mission unterwegs sind: der Digitalisierung der Behörden. Doch hinter dem märchenhaften Wesen Demis verbirgt sich das Deutsche Elektronisches Melde- und Informationssystem für den Infektionsschutz. Und das hat leider mit dem wesentlich älteren Äskulab, was wie ein Wunderheiler klingt, aber auch nur eine nüchterne Software ist, wenig am Hut. Seit dieser Woche wissen wir woran das liegt: Es ist die Schnittstelle.

Überhaupt sind Schnittstellen gerade in diesen Tagen nicht zu unterschätzen. Im Landratsamt hat dieser Teil des Systems abenteuerliche Zahlen produziert, dass nun keiner mehr weiß, was eigentlich Sache ist mit den derzeitigen Infektionswerten. Hätte man das gute alte Äskulab mal vorher gefragt, ob es sich denn eine Zusammenarbeit mit dem flotten Demis vorstellen kann, es hätte sicher abgewinkt und darauf bestanden, dem Fax und der E-Mail die Treue zu halten. Jetzt hat man den Zahlensalat und ziemlich viel Arbeit mit einer Implementierung.

Wie man weiß, sind ja Äskulab und Demis in guter Gesellschaft mit Mebis, das seit Montag wieder mit den Schülern kommunizieren soll. Diese Zweckgemeinschaft führt auch keine harmonische Beziehung. Einer zickt immer. Meistens ist es Mebis. Morgens um acht auch mal die Schüler, die in der Früh eher mit ihrem Bett als mit dem Computer und vor allem nicht mit Emilia Galotti oder dem Periodensystem der Elemente kompatibel sind. Was übrigens offenbar auch an einer angeborenen Schnittstelle liegt. In den nächsten Pandemien in ferner Zukunft werden Schüler vermutlich längst direkt eine USB-Schnittstelle zum Gehirn haben. Da werden ihnen die Französisch-Vokabeln und Physik-Formeln im Homeschooling direkt implementiert.

Damit sind wir mit der Schnittstellen-Problematik noch nicht am Ende. Was nämlich auch überhaupt nicht zusammenpasst, wie man diese Woche festgestellt hat, sind FFP2-Masken und Bärte. Dagegen hilft weder ein USB-Anschluss noch eine neue Software. Sondern allerhöchstens ein radikaler Schnitt.

© SZ vom 16.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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