Kreis und quer:An den Strohhut stecken

Brunckhorst, Lars

Der Keferloher Montag ist eigentlich eine Show der CSU für die CSUler. Aber das könnte sich bald ändern. Fraglich ist nur, ob das von Vorteil wäre

Von Lars Brunckhorst

Zu den Unvermeidbarkeiten des Septembers gehört, dass die Ferien zu Ende gehen, das Wetter schöner ist als im August und leider Gottes die Wiesn anfängt. Vor das Oktoberfest hat der Herrgott freilich noch eine andere Unabänderlichkeit gesetzt: den Keferloher Montag. Der wird jedes Jahr am ersten Montag im Monat begangen und gilt als Wiege des Münchner Bierspektakels. Im Gegensatz zu diesem siedelt der Keferloher Montag in der öffentlichen Wahrnehmung irgendwo zwischen Gillamoos und politischem Aschermittwoch. Alles, was in der CSU irgendwie zu Rang und Namen gekommen ist, war schon in dem Grasbrunner Ortsteil im Bierzelt, um vom Rednerpult aus ordentlich auf den politischen Gegner einzudreschen.

Kein Wunder also, dass der Keferloher Montag bei Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder, einem Sozialdemokraten, in etwa so beliebt ist wie eine Wurzelbehandlung. Jahr für Jahr muss Korneder seinen Urlaub nach dem größten Fest in der Gemeinde ausrichten, um sich einen albernen Strohhut aufzusetzen und im Kreise lauter CSU-Granden gute Miene zum leidigen Spiel zu machen. Das galt diese Woche im Besonderen. Er werde wohl kaum an jeder Stelle lachen können, meinte Korneder zum diesjährigen Redner, Bayerns Finanzminister Markus Söder. Worauf dieser oberlehrerhaft konterte: "Sie sollen auch nicht lachen, Sie sollen zuhören. Vielleicht hilft's was."

Korneder, von Beruf ehemals Finanzbeamter, mag sich in diesem Augenblick einmal mehr gedacht haben, wie gut es ist, dass er diesen Finanzminister nie als Chef hatte und hoffentlich nie haben wird - vorausgesetzt, es läuft bei den nächsten Wahlen nicht für beide blöd. Andererseits kann er vermutlich über so viel Chuzpe schmunzeln. Wer war nicht alles schon in den acht Jahren, seit er Bürgermeister ist, als Redner beim Keferloher Montag und ist seither in der Versenkung verschwunden? Erwin Huber, Roland Koch, Karl-Theodor zu Guttenberg . . . sie alle sind schon lange weg, Grasbrunns Bürgermeister aber wird mindestens noch vier weitere Jahre CSU-Großmäuler ins Keferloher Festzelt begleiten.

Obgleich: Heuer klang erstmals an, dass in Zukunft vielleicht nicht nur Unions-Politiker am Keferloher Montag sprechen sollen. Über diese Gesetzmäßigkeiten wachen die Freunde des Keferloher Montags um ihren Vorsitzenden Klaus Rieger seit Menschengedenken. Doch Rieger, so heißt es, wird bis nächstes Jahr wohl aus gesundheitlichen Gründen abtreten. Grasbrunns Bürgermeister, der sich mit Rieger in etwa so gut versteht wie Hillary Clinton mit Donald Trump, dürfte das den jährlichen Pflichttermin ein wenig erträglicher gestalten. Auf einen Redner, bei dem er was zu lachen hat, braucht er indes wohl kaum hoffen. Den Begeisterungsstürmen nach, die Söder im Bierzelt entfachte, spricht nächstes Jahr eher Frauke Petry als Winfried Kretschmann.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: