Kreis-FDP:Liberale fühlen sich von Landtagswahl beflügelt

Kreis-FDP: Der FDP-Bundestagsabgeordnete Jimmy Schulz gratuliert dem Kreisvorsitzenden Michael Ritz (rechts) zur Wahl.

Der FDP-Bundestagsabgeordnete Jimmy Schulz gratuliert dem Kreisvorsitzenden Michael Ritz (rechts) zur Wahl.

(Foto: Claus Schunk)

Die FDP will den Aufwind für die Kommunalwahl 2020 nutzen und bestätigt ihren kommissarischen Kreisvorsitzenden Michael Ritz im Amt

Von Bernhard Lohr, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Bei Kreisversammlungen der FDP ging es schon oft hoch her. Vor zwei Jahren etwa musste sich der Kreisvorsitzende in einer Kampfabstimmung der Wiederwahl stellen. Dieses Mal, am Ende eines Jahres mit dem Tod ihres Kreischefs Ralph Peter Rauchfuß und dem Parteiaustritt ihres prominenten Mitglieds Tobias Thalhammer, herrschte dagegen vorweihnachtlicher Frieden. Mit 89 Prozent Zustimmung wurde der Grünwalder Michael Ritz, 58 - seit Rauchfuß' Tod kommissarisch amtierender Vorsitzender - am Mittwochabend in Höhenkirchen-Siegertsbrunn bestätigt. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Ritz kündigte an, den Rückenwind aus der Landtagswahl für die Kommunalwahl 2020 nutzen zu wollen und die Parteistruktur im Landkreisnorden zu stärken.

Der Austritt Thalhammers, der Tod von Rauchfuß - beides war auf der Versammlung kein Thema. Vor einem halben Jahr, als der 64-jährige Haarer überraschend gestorben war, hatte der Kreisverband zunächst unter Schock gestanden. Jetzt wurde an den Verstorbenen nicht einmal mit einer Schweigeminute erinnert. Thalhammers Wechsel zur CSU wiederum, der viele Liberale im Sommer erbost hatte, wurde nicht öffentlich angesprochen. Und dass Thalhammers Nachfolger, der Publizist und frisch gewählte Landtagsabgeordnete Helmut Markwort, der im Stimmkreis München-Land Süd für die FDP kandidiert hatte, bei der ersten Mitgliederversammlung nach der Wahl nicht anwesend war, schien niemanden zu stören. Dafür wurde der schwer erkrankte Bundestagsabgeordnete Jimmy Schulz mit viel Applaus begrüßt. Fernsehmann Markwort war stattdessen per Videobotschaft zugeschaltet. In väterlicher Art wünschte er den Parteifreunden "einen schönen, guten Abend". Er sei in Berlin, wo er bei einer Fernsehsendung mit Sandra Maischberger zum Jahresrückblick mitwirke. Das sei "gut für die FDP", sagte er. "Am Sonntag in Hohenbrunn bei der Weihnachtsfeier werde ich schon bei Ihnen sein."

Nach dem 81-Jährigen ergriff die Parteijugend mit Verve das Mikrofon im Saal. Der 20-jährige Sam Batat, der Büroleiter der FDP-Landtagsabgeordneten Julika Sandt in München ist, warnte aus eigener Erfahrung im Landtag vor einer Verharmlosung der AfD. Diese sei "eine Klatsche" für jeden, der wie er selbst familiär keinen deutschen Hintergrund habe. Die AfD schüre Ängste. "Dagegen müssen wir aufstehen", sagte Batat. Die AfD sei für ihn der zentrale Gegner der FDP. Darauf will Kreischef Ritz mit Blick auf die Kommunalwahl die Ambitionen des Kreisverbands nicht reduziert sehen. Er blies stattdessen zum Angriff auf die CSU. Diese sei geschwächt. Man müsse ihr lokal Paroli bieten.

Ritz sagte, der starke Kreisverband München-Land müsse auf Landes- und Bundesparteitagen mehr Profil zeigen. Man wolle qualitätvollere Anträge erarbeiten. Und man müsse auf Parteitagen mit Redebeiträgen Präsenz zeigen. Ritz forderte mit Blick darauf mehr Geschlossenheit ein. Ihre Basisarbeit hat die FDP zuletzt intensiviert und nach Baierbrunn in Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Haar Ortsverbände gegründet. Im nördlichen Landkreis müsse man sich ebenfalls stärker positionieren, sagte Ritz. Zuwächse bei der Landtagswahl in Aschheim und Feldkirchen zeigten das dortige Potenzial der Liberalen. Zu verdanken seien diese dem Wahlkampf ihres Kandidaten Thomas Jännert.

Der Kirchheimer soll als einer von drei stellvertretenden Kreischefs die Aufbauarbeit im Landkreisnorden vorantreiben. Die Grünwalderin Angela Zahn bleibt Stellvertreterin ebenso wie der Oberhachinger Axel Schmidt. Maria Theresia von Seidlein ist Schatzmeisterin und Markus Meißner Schriftführer. Unter den sieben Beisitzern verantwortet Florian Riegel die Pressearbeit und Michael Seele soll die Internetpräsenz der Liberalen ausbauen. Der Kreisverband, dessen Mitgliederzahl sich binnen Jahresfrist von 300 auf 333 erhöht hat, will sich für Frauen und junge Mitglieder öffnen. So sollen die Monatsbeiträge für Mitglieder bis 25 Jahren von acht auf fünf Euro gesenkt werden. Der Frauenanteil liegt aktuell bei 20 Prozent. Da müsse man sich etwas einfallen lassen, hieß es in Höhenkirchen.

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