Konzert:Frei schwebende Traurigkeiten

Lesezeit: 2 min

Von Chansons über Folksongs bis zu melancholischen Eigenkompositionen: Jasmin Tabatabai stellt in Taufkirchen ein Programm der leisen Töne vor. (Foto: Anne Bonkowski)

Jasmin Tabatabai singt in Taufkirchen

Von Udo Watter, Taufkirchen

Sie ist ein vertrautes und auch sehr charakteristisches Gesicht in der deutschen Film- und Fernsehlandschaft. Neben vielen anderen Rollen verkörpert Jasmin Tabatabai seit 2012 die Kriminalhauptkommissarin Mina Amiri in der ZDF-Reihe "Letzte Spur Berlin" und vor vielen Jahren hat Harald Schmidt mal in dem Helmut-Dietl-Film "Late Show" (1999) ihre Zehen abgeschleckt. Ihre bekannteste Rolle ist aber wohl die der aggressiv-charismatischen Kriminellen Luna in "Bandits" (1997), einem Musikfilm über vier Ausbrecherinnen, die eine Band gründen. Der Soundtrack, zu dem neben Tabatabai auch die anderen Hauptdarstellerinnen Nicolette Krebitz und Katja Riemann Songs beitrugen, verkaufte sich circa 750 000 mal - was die Auszeichnung "Goldenen Schallplatte" einbrachte.

Für die 1967 in Teheran geborene Tabatabai war auch damals schon Musik eine konstante kreative Begleiterin neben der Schauspielerei, ihre Auftritte freilich fielen deutlich rockiger und rauer aus als jetzt. Inzwischen hat die 50-jährige, deren deutsch-iranische Eltern sich 1956 auf dem Münchner Oktoberfest kennenlernten, zum Jazz gefunden und nach der Veröffentlichung des Liederalbums "Eine Frau" 2012 den Echo Jazz als beste nationale Sängerin gewonnen. Im Kulturzentrum Taufkirchen wird sie am Samstag, 21. Oktober, ihr zweites Jazz-inspiriertes Album "Was sagt man zu den Menschen, wenn man traurig ist" vorstellen. Begleitet wird sie vom David Klein Quartett - der Schweizer Saxofonist und Komponist David Klein ist in den zurückliegenden Jahren zum engen musikalischen Partner avanciert. Die Zusammenarbeit mit ihm bezeichnet sie als "unglaubliches Geschenk". Und was die zunächst zarte Liaison zwischen dem Jazz und ihr angehe, spricht Tabatabai mittlerweile von "einer sehr ernsthafte Liebesbeziehung", und erläutert: "Man kann sich ungeschminkt zeigen und muss keine Angst davor haben, dass der andere sofort wieder abhaut."

Ihr aktuelles Programm ist dabei eher eins der leisen Töne. Mit ihrer schönen Altstimme, bei der oft eine weiche Melancholie mitschwingt, taucht sie ein in die Tiefen der Seele, entfaltet die differenzierten Arrangements in intimen akustischen Räumen, und kann frei forcieren, wenn nötig. Das Repertoire spannt einen Bogen von den Dreißigerjahren und Kurt Weill über "Wenn ein Mensch lebt" von den Puhdys und Tabatabais englischsprachigen Rock-Hymnen aus den Neunzigern bis hin zum französischen Chanson und einem persischen Folk-Song. Die CD "Was sagt man zu den Menschen, wenn man traurig ist" enthält also auch neue Versionen von bekannten Songs, die teils von Tabatabai in ihren eigenen Filmen selbst gesungen wurden. Dazu zählen "Catch Me", die bewegende Schlusshymne aus "Bandits" und mit "Another Sad Song" sowie "Puppet" weitere Lieder, die in dem Film von Katja von Garnier vorkommen - freilich mit sanfterem Charakter vorgetragen. Tabatabai liebt es, als Sängerin auf der Bühne zu stehen und nennt die Konzerte, die sie zwischen ihren Dreharbeiten gibt, auch "Urlaub für meine Seele". Dass sie ihren musikalischen Partner beim Improvisieren auch mal ruhig zuschauen kann, ohne dabei selbst immer etwas darstellen zu müssen wie bei der Schauspielerei, gefällt ihr besonders. In Taufkirchen wird sie von Olaf Polziehn (Piano), Ingmar Heller (Bass), Peter Gall (Drums) und Matthieu Michel (Trompete) begleitet. In einem Interview hat Tabatabai mal gesagt: "Die größtmögliche Freiheit ist, das zu entdecken, was mich wirklich ausmacht. Sich selbst zu kennen und angstfrei zu handeln." Ihre "Bandits"-Filmfigur Luna ist damals aus dem Gefängnis ausgebrochen, sie selbst entfaltet ihre Freiheit lieber in gefühlvoll schwebenden Tönen auf der Bühne.

Das Konzert in Taufkirchen ist am Samstag, 21. Oktober, und beginnt um 20 Uhr. Tickets gibt es unter anderem über www.kulturzentrum-taufkirchen.de respektive www.muenchenticket.de. Das Kulturzentrum bietet zudem ab vier Personen die Reservierung von Tischen unter 089/666 72 21 53 an.

© SZ vom 13.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: