Konzert am Palmsonntag:Schmerzhaft schön

Der Kirchenchor St. Magdalena Ottobrunn führt mit Orchester Karl Jenkins' "Stabat Mater" auf. Zusätzlich zu den lateinischen Strophen wird teils auf Aramäisch und Arabisch rezitiert und gesungen

Von Angela Boschert, Ottobrunn

Die Wochen vor Ostern sind die Zeit der Aufführungen von Passionen und "Stabat Mater"-Vertonungen. Als bewegende Einstimmung und Hinführung auf das größte christliche Fest bilden diese eine eigene kirchenmusikalische Gattung. Im Mittelpunkt stehen das Leiden und Sterben Jesu, wie sie in den Evangelien erzählt werden, und ihren bekanntesten Ausdruck in den Kompositionen von Johann Sebastian Bach gefunden haben, seiner Matthäus- und Johannes-Passion. Auch Vertonungen des von einem lateinischen Passionsgedicht inspirierten "Stabat Mater" gehören zum engeren Themenkreis dieser Gattung. Sehr häufig gespielt wird die entsprechende Komposition des Italieners Giovanni Battista Pergolesi (1710 bis 1736), aber eine besondere Aufführung hat nun auch der Kirchenchor St. Magdalena Ottobrunn für Palmsonntag erarbeitet: Das ergreifende und klangfarbenreiche "Stabat Mater" von Karl Jenkins, das zu den populärsten Werken des 1944 geborenen walisischen Komponisten gehört. Das Konzert am Sonntag beginnt um 19 Uhr in der Pfarrkirche Sankt Magdalena, die Leitung hat Margret Joswig.

Konzert am Palmsonntag: Das im Mittelalter entstandene Gedicht „Stabat Mater“ thematisiert die Mutter Jesu in ihrem Schmerz um den gekreuzigten Sohn. Jenkins’ gleichnamige Komposition gehört zu den originellsten Vertonungen.

Das im Mittelalter entstandene Gedicht „Stabat Mater“ thematisiert die Mutter Jesu in ihrem Schmerz um den gekreuzigten Sohn. Jenkins’ gleichnamige Komposition gehört zu den originellsten Vertonungen.

(Foto: Cultural Archive/Alamy)

Das "Stabat Mater Dolorosa" ("Es stand die Mutter voller Schmerzen") ist einer der stärksten und unmittelbarsten Texte des Mittelalters über das Leid der Maria unter dem Kreuz, wie Jenkins zu seiner Komposition schreibt. Er erweiterte den Standardtext des Stabat Mater um das lateinische Bittgebet Ave Verum Corpus, um ein Klagegedicht seiner Lebensgefährtin Carol Barrat sowie um vertiefende Texte aus dem arabischen Raum. Seit der Uraufführung im März 2008, die Jenkins selbst leitete, wurde das Werk 460 Mal dargeboten. Für das Konzert in Ottobrunn ist es Joswig gelungen, nicht nur die erforderlichen arabischen Instrumente zu besetzen, sondern für die vom Komponisten zugefügten ethnischen Texte Hanna Buschra Poles zu gewinnen, die aus dem Nordirak stammt und mit dem Duktus des Aramäischen und Arabischen bestens vertraut ist.

Sie hat das Werk mehrfach gemeinsam mit Carolin Ritter interpretiert, welche die in abendländischer Tradition stehende Altpartie singt. Aber auch bei Chor und Orchester kontrastiert Jenkins die ethnischen Klänge immer wieder mit emotional ergreifenden Melodien in spätromantischer Musiksprache oder lässt gewohnte Klänge unmittelbar an eine Improvisation anschließen. Mit sicherem Gespür für eindringliche Wirkung vereint der Waliser, der auch für sein Streicher-Werk "Palladio" berühmt ist, alles zu einer emphatischen Bitte um Seelenfrieden im Schlussstück, dem "Paradisi Gloria".

Ottobrunn, St. Magdalena, Treffen mit Chorleiterin Margret Joswig wegen Multimediaprojekt,

Margret Joswig hat Gesang und Geige studiert und leitet seit 2001 die Chöre von St. Magdalena, mit denen sie schon viele anspruchsvolle und berührende Projekte realisiert hat.

(Foto: Angelika Bardehle)

Die Ottobrunner Aufführung verspricht sehr spannend zu werden. Dabei wurde Joswig nur durch einen Zufall auf das Stück aufmerksam: "Als wir im Schulchor ein Werk von Jenkins geprobt haben, erzählte mir ein Schüler begeistert von dessen 'Stabat Mater'", sagt die Leiterin der Chöre von St. Magdalena und der Chorklassen am Gymnasium Neubiberg. Über einen befreundeten Kirchenmusiker konnte sie die erfahrenen Musiker gewinnen. Zwar schreibt Jenkins, man könne die Aufführung auch ohne die arabischen Instrumente gestalten, aber Joswig will es authentisch. Ihr 60-köpfiger Jugend- und Erwachsenenchor musste sich in die teils fremd anmutenden Klänge einfinden. Doch nun "reißt der Schwung der Musik alle mit", sagt Joswig. Anlässlich des Konzerts präsentiert Peter Paul Rast, der mit Joswig bereits mehrfach Projekte gemacht hat, Bilder und eine Installation unter dem Titel "Vertikal" im Kirchenraum.

Das Konzert am Sonntag, 14. April, beginnt um 19 Uhr in St. Magdalena, Ottostraße 102, Ottobrunn. Nummerierte Plätze für 20 Euro (Schüler und Studenten zahlen zehn Euro) gibt es bei der Buchhandlung Kemptner und an der Abendkasse.

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