Konstantin Strasser:Münchens Sonnenkönig

Konstantin Strasser wuchs mit neun Geschwistern in Moosach auf. Inzwischen hat er ein großes Unternehmen für den Bau und die Entwicklung von Solarkraftwerken aufgebaut.

Franz Kotteder

Möglicherweise hat es ja doch etwas mit seiner Herkunft zu tun, dass er jetzt im fünften Stock residiert, ganz oben in diesem Bürogebäude an der neuen Messe. Der Raum ist großzügig, die Gänge sind weitläufig, vor der langen Fensterfront liegt eine breite Dachterrasse zum Innenhof hin. Die Einrichtung ist edel, aber nicht protzig, eher dezent elegant. Das alles ist das Gegenteil von Enge, und man hat das Gefühl, dass sich die Beschäftigten hier leicht einmal verlaufen könnten.

Konstantin Strasser: Konstantin Strasser wuchs mit neun Geschwistern im Münchner Stadtteil Moosach auf. Heute besitzt er mehrere Firmen mit einem Investitionsvolumen von 250 Millionen Euro.

Konstantin Strasser wuchs mit neun Geschwistern im Münchner Stadtteil Moosach auf. Heute besitzt er mehrere Firmen mit einem Investitionsvolumen von 250 Millionen Euro.

(Foto: Robert Haas)

Konstantin Strasser ist jetzt 35 Jahre alt, ein Jahr älter als der Fußballspieler Michael Ballack, dem er äußerlich ein wenig ähnelt, und er verdient sein Geld mit der Sonne. Das passt insofern ganz gut, als er jetzt auf der Sonnenseite des Lebens steht und das nicht immer so gewesen ist. Man kann sich das schon denken, wenn man weiß, dass er neun Geschwister hat und im Münchner Stadtteil Moosach aufgewachsen ist, "als Kind einer Arbeiterfamilie", wie er sagt.

Er ist der Drittälteste, und dass zu Hause nicht viel Platz für den Einzelnen war bei so vielen Kindern, das ist klar, wenn die Familie nicht zum höheren Adel zählt und ein kleines Schlösschen besitzt. "In einem kleinen Haus haben sich die Größeren um die Kleinen gekümmert." Anders ging es ja nicht, für den einzelnen war nicht viel Zeit, und die Mutter hatte eh alle Hände voll zu tun. Denn, so Strasser heute: "Von meinem leiblichen Vater weiß ich nicht viel, er hat uns sehr früh verlassen."

Konstantin Strasser spricht nicht viel über seine Kindheit und Jugend. Nicht weil ihm das peinlich wäre: "Es war nicht immer einfach", sagt er zur Erklärung, "aber im Rahmen eines kurzen Artikels entstünde da kein vollständiges Bild." Er könne sich durchaus vorstellen, mal ein Buch darüber zu schreiben, das schon.

Man sich gut vorstellen, dass er einiges zu erzählen hat. Denn wenn er von seinen Überzeugungen spricht, entsteht so nach und nach das Bild eines Mannes, der sich schon durchkämpfen musste. Auch wenn er in seinen Firmen derzeit gerade verantwortlich ist für ein Investitionsvolumen von 250 Millionen Euro - der Reiz des Geldes sei nichts verglichen mit dem Reiz, etwas Neues auf die Beine zu stellen, etwas zu bewegen. "Mir war das Erreichen meiner Ziele immer am wichtigsten. Das hat sicher mit meiner Vergangenheit zu tun." Für ihn habe es nie ein Netz gegeben: "Ohne Netz und doppelten Boden muss man immer mehr als alle anderen kämpfen, halt Vollgas geben und mehr Bereitschaft zum Kampf aufbringen, um seine Vorhaben zu erreichen. Das macht auch stark, denn man braucht den Mut zu neuen Wegen, nur dies sichert steten Fortschritt."

In Spanien herrschte Goldgräberstimmung

Leichtgemacht hat man es ihm erst mal nicht, die Schule konnte er nur so lange besuchen wie nötig, es kam dann gleich die Lehre. Augenoptiker war das, wegen der Technik, aber auch wegen des Kaufmännischen, sagt er heute. Nach eineinhalb Jahren schmiss er sie wieder hin. Das war gar nichts Besonderes im Freundeskreis, das kam eben vor. Über den großen Bruder kam er dann zum Versicherungsvertrieb: "Das war das ganz normale klassische Haustürgeschäft." Von Haus zu Haus gehen und Versicherungen verkaufen: Auch das ließ er bald wieder bleiben, aber nur wegen der Versicherungen - der Job an sich lag ihm, er hatte Talent dafür und konnte mit Menschen umgehen. Also wechselte er nur die Produktpalette. Kunststofffenster waren es jetzt. Da sah man nämlich gleich, welcher Hausbesitzer neue Fenster brauchen konnte. An die drei Jahre machte er das für einen bekannten Hersteller, arbeitete sich hoch und schlug der Aktiengesellschaft schließlich vor, mit einem Kollegen zusammen den Direktvertrieb für ganz Deutschland zu übernehmen. Und so geschah es.

"Wir haben mit rund 35 Millionen Euro Umsatz im Jahr angefangen, nach fünf Jahren waren wir bei etwa 85 Millionen Euro. Dann habe ich meine Anteile an meinen Partner verkauft." Zu diesem Zeitpunkt hatte seine Vertriebsfirma bereits an die 1000 Mitarbeiter, vorwiegend klassische Vertreter, aber auch ein Callcenter mit allein 100 Angestellten. Er hat sich auszahlen lassen, das ergab eine ordentliche Summe, und sein Plan war es nun, im großen Stil Solaranlagen zu verkaufen. Doch 2003 war der Markt für private Hausbesitzer noch nicht so weit, das Geschäft lief im wesentlichen über Landwirte, die ihre Solaranlagen meist über Agrarsubventionen finanzierten. Und so überlegte Strasser, wie man das Geschäft denn sonst noch ausweiten könnte.

So kam er auf Spanien. "Damals herrschte regelrechte Goldgräberstimmung in Spanien", erzählt Strasser, "das lässt sich mit keinem anderen Land mehr vergleichen, heute." Solaranlagen wurden überdimensional hoch subventioniert, und so beschloss Strasser, dort in die Projektentwicklung einzusteigen und in Almeria einen Solarpark mit einer Gesamtleistung von 23,2 Megawatt aufzubauen - eines der größten Solarkraftwerke der Welt.

Das muss eine spannende Zeit gewesen sein. "Eigentlich haben wir auf dem Weg gelernt, wie das funktioniert", sagt Strasser. "Es gab ja kein Konzept für eine solche Anlage. Wir konnten nicht sagen, wir schauen uns das irgendwo ab. Es gab da keine Beispiele." Und weil das Kapital, das er zur Verfügung hatte, nicht ganz reichte, nahm er zwei börsennotierte Investmentfonds mit ins Boot.

Das Projekt erwies sich als voller Erfolg, und das war dann auch der Beginn von Strasser Capital, dem "Energie-Emissionshaus", wie sich die Firma im Untertitel nennt. Mit dem erzielten Gewinn bündelte Strasser seine Solaraktivitäten in der "Munich Energy Partners"-Gruppe, abgekürzt MEP. Für Projektentwicklung, Projektholding, Bau, Planung, Betrieb und Finanzierung gibt es jeweils eigene Untergesellschaften, an denen die MEP mal zu 100 Prozent, mal zur Hälfte beteiligt ist. Die Projektentwicklung macht man bei MEP selbst, für die anderen Bereiche hat man sich die entsprechende Expertise ins Haus geholt.

Es hätte also nicht besser laufen können für Konstantin Strasser. In Moosach wohnt er natürlich längst nicht mehr. Nein, er hat ein frei stehendes Haus gebaut - für sich, seine Frau, die drei Töchter und den Hund. Das Geld und der Beruf seien gewiss nicht alles, sagt er. Er kann das ganz gut, sich auf etwas Neues stürzen und das Alte hinter sich lassen. Mit seiner Frau hat er jetzt die Strasser Foundation gegründet, eine Stiftung, die sich um Waisenkinder in Vietnam kümmert.

Im Frühjahr waren sie zusammen dort, haben ein Dorf besucht, wo Kinder leben, die an Missbildungen leiden, Spätfolgen des Entlaubungsmittels "Agent Orange", das die Amerikaner im Vietnamkrieg einsetzten. Dort könne man sehen, was wirklich wichtig sei: "Ich kann mir durchaus vorstellen", sagt er, "eines Tages die Firma von anderen weiterführen zu lassen und mich auf die Stiftung zu konzentrieren."

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