Kommunalwohnungen:Bauen und bauen lassen

Kirchheim, Spatenstich in der Rosenstraße10

Symbolischer Spatenstich: In Kirchheim entstehen demnächst 14 neue Gemeindewohnungen.

(Foto: Angelika Bardehle)

Die Schaffung von bezahlbaren Wohnungen ist vielen Gemeinden ein Anliegen. Während einige die Häuser selbst errichten und verwalten, setzen andere auf Kooperationen und ein Belegungsrecht.

Von Martin Mühlfenzl, Kirchheim/Unterföhring

Zwei Zimmer, etwa 75 Quadratmeter Wohnfläche mit Einbauküche für 1150 Euro zuzüglich 150 Euro Nebenkosten. Macht etwas mehr als 17 Euro für den Quadratmeter. Das ist die Realität auf dem freien Wohnungsmarkt in Unterföhring. Zu finden war diese Kleinanzeige in der April-Ausgabe des Gemeindeblatts. Einen Monat zuvor gab es zwei Wohnungsangebote der Gemeinde. Eines davon: Zwei Zimmer, etwa 44 Quadratmeter, Warmmiete 550,70 Euro. Bei einem Quadratmeterpreis von etwas mehr als zwölf Euro.

Mit etwa 500 Einheiten gehört die Mediengemeinde zu den Vorreitern im kommunalen Wohnungsbau im Landkreis München. Und sie baut immer weiter - wie viele andere Kommunen, die damit versuchen, der sich zunehmend verschärfenden Situation auf dem Wohnungsmarkt entgegenzuwirken. Selbst wenn sie kaum mehr Flächen zur Verfügung haben, wie die Gemeinde Ottobrunn.

Die allermeisten der Wohnungen in Unterföhring hat die Baugesellschaft München-Land im Auftrag der Kommune gebaut, das Vergaberecht liegt bei der Kommune. Dementsprechend begehrt sind die Wohnungen der Gemeinde; wird eine Einheit frei, liegen dem Wohnungs- und Sozialausschuss, der die Belegung regelt, bis zu 60 Bewerbungen vor. Das alleine macht deutlich, wie große der Druck auf dem Wohnungsmarkt ist - denn bewerben dürfen sich nur Unterföhringer Bürger.

Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) bezeichnet "Wohnen und Mobilität" als die großen "Fragestellungen der Kommunen". Vergangene Woche hat er am symbolischen Spatenstich für 14 neue, gemeindeeigene Wohnungen in der Rosenstraße in Heimstetten teilgenommen. "Wir müssen dringend in eigene Wohnungen investieren. Der Druck wird größer", sagt Böltl. Die Gemeinde Kirchheim versucht auf drei Wegen etwas Druck aus dem Kessel zu lassen: Die Kommune baut wie in der Rosenstraße selbst, setzt zudem auf die Kooperation mit der Baugesellschaft München-Land und wendet zudem das Instrument der Sozialgerechten Bodennutzung (Sobon) an.

Letztere wird etwa beim Bau der neuen Ortsmitte - Kirchheim 2030 - eingesetzt. Insgesamt 900 Wohnungen werden dort entstehen; die Sobon verpflichtet den Investor unter anderem dazu 30 Prozent des Wohnfläche als sozial geförderten Wohnraum zu vergünstigten Konditionen zur Verfügung zu stellen. "Wir dürfen beim Thema Wohnen nicht immer nach dem Land oder dem Bund rufen", sagt Böltl. "Wir müssen selbst aktiv werden und auch private Investoren, die extreme Gewinnspannen haben, in die Pflicht nehmen."

In Neubiberg sind private Bauherren zuletzt kaum zum Zug gekommen. "Wir haben bewusst den privaten Geschosswohnungsbau eingegrenzt und keine neuen Flächen ausgewiesen", sagt Bürgermeister Günter Heyland (Freie Wähler). "Uns war wichtig, erst die Kindertagesstätten auszubauen, um den kompletten Bedarf auch abdecken zu können. Das ist uns auch gelungen." Untätig aber war die Gemeinde nicht und hat ebenfalls in Kooperation mit der Baugesellschaft München-Land etwa auf einem Grundstück Auf der Heid 35 neue Wohnungen gebaut; auf einem Areal an der Eichen- und Pappelstraße entstehen zusätzlich 27 Einheiten. "Wichtig ist dabei: Uns müssen die Gebäude nicht gehören", sagt Heyland. "Wir brauchen das Belegungsrecht."

Die Wohnungen Auf der Heid etwa vergibt die Baugesellschaft im Auftrag der Gemeinde anhand eines Kriterienkatalogs an Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung, Erzieher oder Krankenpfleger. "Menschen, die hier arbeiten und auch wohnen wollen, sich das Leben auf dem freien Markt aber nicht leisten können", sagt Heyland. Die Bewohner schließen dabei sogenannte Werkmietwohnungsverträge, die an den Arbeitsplatz in der Gemeinde gekoppelt sind.

Der Bau von günstigem Wohnraum werde weiter fortgesetzt, um etwa jungen Familien die Chance zu geben, in die Gemeinde zurückzukehren, oder Studenten der Universität der Bundeswehr zu halten, sagt Heyland. "Dafür werden wir auch weiter Grundstücke erwerben oder Areale mit altem Bestand neu entwickeln. Wir dürfen bei unseren Bemühungen nicht nachlassen."

Das sieht auch Kirchheims Bürgermeister Böltl so, auch weil sich die gesellschaftlichen Voraussetzungen im so reichen Landkreis München verändert haben. "Es gibt Bürger, die verdienen zu viel für eine Sozialwohnung, aber zu wenig für den freien Markt", sagt er. "Auch diesen Menschen müssen wir eine Chance geben." Zudem sei es wichtig, etwa junge Menschen nach der Ausbildung am Ort zu halten - wie auch ältere. "Wir müssen dabei unterschiedliche Modelle denken und entwickeln, etwa bei der Wohnungsgröße und den Anforderungen", sagt Böltl. "Und dabei darf eines nicht passieren: Dass eine Konkurrenzsituation zwischen den Generationen entsteht."

Die Entwicklungsmöglichkeiten der einzelnen Kommunen beim Bau von vergünstigtem Wohnraum sind dabei vollkommen unterschiedlich. Ottobrunn als flächenmäßig kleinste Kommune des Landkreises besitzt kaum mehr Areale, die sie bebauen könnte. In Pullach hingegen befinden sich bereits an die 600 Wohnungen im Besitz der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft - und es entstehen fortlaufend neue. In Unterhaching sind es mehr als 360 Wohneinheiten, die von der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft verwaltet werden. Derzeit sind alle Einheiten belegt.

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