SPD-Kandidatin für den Landratsposten:Ganssmüller-Maluches zweiter Versuch

Annette Ganssmüller-Maluche SPD

Annette Ganssmüller-Maluche und Kreisvorsitzender Florian Schardt nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses.

(Foto: privat)

Die Ismaningerin tritt für die SPD wieder als Landratskandidatin an. Bei einem Unterbezirks-Parteitag wird sie mit 92 Prozent der Stimmen gewählt. Sie kritisiert, der Landkreis unter Landrat Göbel bleibe unter seinen Möglichkeiten.

Von Bernhard Lohr, Ismaning

Annette Ganssmüller-Maluche versucht es ein zweites Mal: Die 57 Jahre alte stellvertretende Landrätin und Gemeinderätin aus Ismaning tritt nach 2014 erneut für die SPD als Landratskandidatin an. Ein Unterbezirks-Parteitag nominierte sie am Sonntag mit 92 Prozent der Stimmen. Mit ihrer Rede gelang es ihr, die Versammelten hinter sich zu scharen. Sie habe bewiesen, dass sie kämpfen und hartnäckig sein könne, sagte sie. Sie könne den Landkreis voranbringen. Der Landkreis unter Landrat Christoph Göbel habe in vielen Bereichen "ein Problem der Umsetzung".

"Hier stehe ich, ich kann nicht anders", sagte Ganssmüller-Maluche in ihrer Vorstellungsrede vor voll besetzten Reihen in der Ismaninger Hainhalle. Sie sei mit "Leib und Seele Kommunalpolitikerin". Als Landrätin für den Landkreis München zu wirken, wäre die "Erfüllung meines Lebens". Von 78 abgegebenen Stimmen entfielen 71 auf sie, vier Delegierte votierten mit Nein, es gab zwei Enthaltungen und ein Wahlzettel war ungültig.

Ganssmüller-Maluche wird im März kommenden Jahres den amtierenden Landrat Göbel herausfordern, gegen den sie vor gut fünf Jahren in der Stichwahl knapp mit 45 Prozent unterlegen war, was allgemein als Achtungserfolg gewertet wurde. Die SPD-Frau, die in den vergangenen Jahren öffentlich sehr präsent war im Landkreis, kaum ein Vereinsjubiläum ausließ und sich auch bei vielen kommunalpolitischen Debatten einbrachte oder diese selbst anschob, sieht sich und ihre Partei seitdem gestärkt. Sie habe als "kommunalpolitische Generalistin" in ihrer Rolle in der zweiten Reihe viel erreicht, sagte sie, und sich selbst und der SPD mit glaubwürdiger und beständiger Arbeit einen "guten Ruf" im Landkreis erarbeitet. Die SPD werde wieder als Partner wahrgenommen, wie etwa in der Debatte über einen zweigleisigen Ausbau der S7-Ost - ein Punkt, bei dem sie fehlende finanzielle Mittel als Ausrede nicht gelten lassen wollte.

Da brauche es politisch mehr Einsatz, vom Landrat. Sie selbst und die SPD im Kreis hätten ihrer Meinung nach viele Akzente gesetzt, etwa im Kampf gegen eine unzureichende MVV-Tarifreform, mit der sich Landrat Göbel viel zu schnell zufrieden gegeben habe. Dank SPD trage jetzt der Landkreis bei der Finanzierung der weiterführenden Schulen mehr Verantwortung, damit Schulen dort gebaut würden, wo sie gebraucht würden und nicht nur in reichen Kommunen. Aus Sicht von Ganssmüller-Maluche bleibt der Landkreis unter Göbel aber hinter seinen Möglichkeiten zurück. Sie forderte in allen Bereichen, schneller zu Ergebnissen zu kommen. Göbel habe 2014 den Spatenstich für die U-Bahn nach Martinsried angekündigt. Mit ihr als Landrätin hätte es den schon gegeben, "weil man auch mal nerven und unbeugsam und weniger lieb sein muss". Sie habe bewiesen, dass sie nach vorne schauen und Dinge bewegen könne. Ihr Vorschlag, MVV-Busse im Landkreis kostenlos fahren zu lassen, werde in anderen Regionen Deutschlands umgesetzt. Politik überzeuge und sei dann glaubwürdig, sagte die 57-Jährige, wenn sie Ergebnisse liefere. Sie wäre dafür, "konkret Machbarkeitsstudien für zwei, drei Seilbahnen im Landkreis zu beschließen, und das Ganze mit Geld zu hinterlegen". Dinge müssten angepackt werden.

Ganssmüller-Maluche forderte, das Landratsamt für Bürger und für Gemeinden als Dienstleister zu stärken. Es dauere viel zu lange, bis Anfragen an die Behörde beantwortet würden. Sie würde einen "monatlichen Sozialbürgertag" mit Außensprechstunden in allen 29 Kommunen anbieten. Sie kritisierte die Behördenreform des Landrats, in deren Folge die Behörde für junge, hochqualifizierte Juristen an Attraktivität verloren habe, weshalb es weniger frische Impulse von außen gebe. Ganssmüller-Maluche sagte zu, sich für eine bessere ärztliche Versorgung einzusetzen. Der Landkreis müsse genossenschaftliches Wohnen fördern, die Baugesellschaft München-Land müsse "moderner werden", sich für neue Wohnkonzepte öffnen, um Wohnraum flexibel für verschiedene Lebensphasen nutzbar zu machen.

Der Landkreis müsse grüner werden, sagte sie, und kritisierte, dass im Landratsamt die anstehende Landesgartenschau in Kirchheim nicht als Chance für alle 29 Kommunen begriffen werde. Sie kündigte einen Antrag an, einen Grünzug zwischen der Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme (SEM) der Stadt München und den Kommunen im Nordosten zu schaffen. Immer wieder verwies die SPD-Frau auf ihre Basisarbeit, die sie leiste, weil sie für diesen Landkreis brenne. "Am Einsatz von mir wird es nicht scheitern", kündigte sie für den dritten Wahlkampf an, den sie als Spitzenkandidatin bestreiten wird. Nach 2014 war sie 2018 als Landtagskandidatin im Stimmkreis München-Land Nord angetreten und hatte ein Mandat verpasst.

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