Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Eine Frage des Stils

Auch wenn die Kandidaten bekannt sind und ähnliche Ziele verfolgen: Die Landrats- und die Kreistagswahl sind sehr wohl relevant und auch spannend

Von Martin Mühlfenzl

Mit Wahlen ist es ja ein wenig wie mit der Speisekarte im Restaurant. Zu viel Auswahl spricht meistens nicht für die Qualität. Aber ein wenig Abwechslung darf schon sein, der Genießer will hin und wieder mal etwas Neues ausprobieren. Vor sechs Jahren bekamen die Wähler bei der Landratswahl ein ziemlich neues Angebot serviert. An diesem Sonntag aber stehen gleich vier Bewerber von 2014 wieder auf dem Tableau. Klingt wie aufgewärmt, ergibt bei genauerer Betrachtung aber Sinn: Für einen Landkreis, der vor enormen politischen Herausforderungen steht, ist Kontinuität nicht schädlich.

Die genauere Betrachtung bringt hervor, dass sich zwar die vier Kandidaten Annette Ganssmüller-Maluche (SPD), Christoph Göbel (CSU), Christoph Nadler (Grüne) und Otto Bußjäger (Freie Wähler) in ihren Persönlichkeiten, ihrem Stil, ihrem Auftreten deutlich von einander unterscheiden; in ihrer Programmatik aber liegen die Bewerber und ihre Parteien eng beieinander. In den vergangenen sechs Jahren hat sich gezeigt, wie eng: In allen großen Handlungsfeldern verfolgen die Fraktionen im Kern dieselben Ziele, weil sie dieselben Probleme identifiziert haben, die diesen Wachstumslandkreis belasten. Es fehlt an Wohnungen, vor allem an günstigem Wohnraum, der Landkreis erstickt im Verkehr, der öffentliche Personennahverkehr ist am Anschlag, es muss verstärkt in weiterführende Schulen investiert werden und selbst CSU und Freie Wähler haben sich im Landkreis zu Klimaaktivisten entwickelt. Diese große Einigkeit hilft dabei, zielstrebig und lösungsorientiert die Lebensqualität der Menschen zu erhalten und weiter auszubauen.

Wer nun aber glaubt, diese auf Konsens ausgerichtete Zusammenarbeit würde die Kommunalwahlen in irgendeiner Art überflüssig machen, der irrt. Die Wähler haben die Chance, einen vielfältigen Kreistag zusammenzustellen, aus dessen Mitte heraus neue Ideen für die Zukunft des Landkreises kreiert werden. Und sie entscheiden, wer als Landrat - und damit als Gesicht des Landkreises - diese Vorstellungen nach außen vertreten wird. Und dabei ist das Angebot an Kandidaten äußerst vielfältig.

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Quelle:
SZ vom 10.03.2020
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