Kommunalwahl in Unterschleißheim:Sechs Jahre Wahlkampf umsonst

Kommunalwahl in Unterschleißheim: CSU-Ortsvorsitzender Stefan Krimmer wollte unbedingt Bürgermeister von Unterschleißheim werden.

CSU-Ortsvorsitzender Stefan Krimmer wollte unbedingt Bürgermeister von Unterschleißheim werden.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Stefan Krimmer hat es nicht geschafft, Unterschleißheim für die CSU zurückzuerobern

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Die CSU hat im Unterschleißheimer Stadtrat zwei Sitze verloren, trotz des akuten Trends zugunsten der bayerischen Regierungspartei im Zuge der Corona-Krise. Und am Sonntag ist in der Stichwahl auch der Anlauf ihres Ortsvorsitzenden Stefan Krimmer deutlich gescheitert, das Bürgermeister-Amt wieder zu erobern, das 24 Jahre von CSU-Heros Rolf Zeitler gehalten worden war. Krimmer sagte dennoch, er könne "erhobenen Hauptes aus dieser Wahlnacht gehen", da er "unter den momentanen Umständen das Bestmögliche draus gemacht" habe.

Seine Lesart der Zahlen beruht darauf, dass angesichts einer neuen AfD, die aus dem Stand zwei Sitze im Stadtrat geholt hatte, und dem Amtsbonus von Bürgermeister Christoph Böck für die SPD der CSU-Verlust durchaus höher hätte ausfallen können. Mit seinem persönlichen Wahlergebnis von 35,1 Prozent im ersten Wahlgang unter vier Bewerbern und 42,3 Prozent am Sonntag in der Stichwahl sei er "einigermaßen im Reinen" - und bei der Stadtratswahl hatte er immerhin die meisten Stimmen aller 173 Kandidaten.

Wahr ist aber auch, dass es für Krimmer eine regelrechte Berufung ist, Bürgermeister von Unterschleißheim zu werden. Amtsinhaber Böck grummelte, der Wahlkampf der CSU laufe schon "mindestens ein Jahr"; überspitzt ließe sich der Tag von Krimmers persönlichem Wahlkampfstart auch auf den Tag seiner Vereidigung als neuer Stadtrat im Mai 2014 datieren. Seine Webseite heißt Bürgerdienstleister.de, was sich auf Bürgermeister nicht nur reimen soll. Ob diese Ambitionen mit einem Anlauf und dessen abruptem Ende durch die Corona-bedingten Ausgangsbeschränkungen schon zu den Akten gelegt werden? In der Wahlnacht wollte sich der 41-Jährige auf derartige Gedankenspiele noch nicht einlassen.

Der wiedergewählte SPD-Bürgermeister Christoph Böck monierte derweil, dass die CSU unter Krimmer zuletzt "einen Konfrontationswahlkampf" geführt habe. Er werde sich nun darum bemühen, "dass im Stadtrat wieder das gewohnte große Miteinander herrscht", sagte Böck, "das war die letzten ein, zwei Jahre leider nicht mehr möglich." Dazu werde er nun im Vorfeld der konstituierenden Sitzung "Gespräche mit allen demokratischen Parteien führen" - die Formulierung ist neu in Unterschleißheim und soll ausdrücklich besagen, dass er den Kontakt mit der AfD nicht suchen wird, wie Böck betont.

Vor sechs Jahren hatten sich CSU und Grüne, verstimmt über die damalige Position der SPD, unter Umgehung der Bürgermeister-Partei auf die Besetzung der Stellvertreterposten verständigt. Das führte dazu, dass Krimmers gefühlter Wahlkampfauftakt gegen Böck gleich noch mit seiner Wahl zu dessen Stellvertreter zusammengefallen war. Böck versichert, bei der Vereinbarung einer Wahlempfehlung von Grünen und ÖDP für ihn in der Stichwahl habe man nur über Inhalte geredet, nicht über Personalien; man darf aber davon ausgehen, dass er diesmal größeres Augenmerk auf die Kür seines Stellvertreters legen wird.

In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, dass die FDP aus dem Stand zwei Sitze im Stadtrat erreicht hat.

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